Fähre über die Peene: Alle wollen sie, keiner will bezahlen
Die kleine Gemeinde Stolpe an der Peene betreibt seit Jahrzehnten eine Personenfähre. Zwischen Anklam und Jarmen ist sie die einzige Möglichkeit, die Peene zu überqueren. Oft stand der Betrieb schon vor dem Aus - jetzt vielleicht endgültig.
Der Motor brummt, die Kette rasselt. Fährmann Ulf Radicke wird traurig bei seiner vielleicht letzten Fahrt über die Peene von Stolpe nach Stolpmühl. "Dass das an so einem Betrag scheitern soll, das kann ich nicht verstehen", sagt er. Der Gemeinde fehlen 20.000 Euro jährlich für den Betrieb der Fähre. Finden die Verantwortlichen keine Lösung, kommt das Boot wohl nicht wieder aus dem Winterlager zurück ins Wasser.
Gemeinde darf Summe nicht selbst zahlen
Zwei Euro kostet eine Überfahrt, mit dem Fahrrad drei Euro. So kommen jedes Jahr um die 7.000 Euro in die Kasse. Demgegenüber stehen Kosten in Höhe von 30.000 Euro: Es müssen die Gehälter der zwei Fährmänner bezahlt werden, außerdem Wartungs- und Lagerkosten sowie Spritkosten. Einen Teil schießt die Gemeinde selbst zu - mehr kann sie aber nicht und darf sie auch nicht. Denn Stolpe an der Peene ist überschuldet und darf laut Kommunalverfassung nur noch für Pflichtaufgaben Geld ausgeben.
Unterschriftenaktion soll helfen
In den vergangenen zwei Jahren hat der Kreis Vorpommern-Greifswald das Defizit für den Fährverkehr ausgeglichen. Im Entwurf für den Haushalt 2024/25 stehen die Mittel aber nicht drin. Stolpes Bürgermeister Marcel Falk (SPD) setzt sich dafür ein, dass der Kreis auch in Zukunft bei der Finanzierung der Fähre in seiner Gemeinde hilft. Mehr als 2.000 Unterschriften hat er gesammelt und will damit erreichen, dass der Kreistag das Thema noch einmal auf die Tagesordnung nimmt. Auch die SPD-Fraktion will noch einmal darüber reden.
Kreis will die Lücke nicht allein füllen
In der Kreisverwaltung sieht man das aber kritisch. Finanzdezernet Dietger Wille stellt klar, dass die 20.000 Euro in den vergangenen zwei Jahren lediglich eine Projektfinanzierung waren. Das Geld sollte der Gemeinde helfen, in der Zwischenzeit eine eigenständige Finanzierung für die Fähre auf die Beine zu stellen. Der Kreis finde es grundsätzlich wertvoll, dass kleine Orte wie Stolpe solch ein Angebot machen und unterstützt das auch gern. "Das geht aber nur gemeinsam und da kann man nicht Lasten auf jemand anderes abschieben", so Dietger Wille.
Laut Stolpes Bürgermeister hat die Gemeinde viele Möglichkeiten geprüft, bisher aber keine Lösung gefunden. Deshalb hofft er nun, dass die Kreistagsabgeordneten sich mehrheitlich dafür entscheiden, die kleine Fähre in Stolpe doch weiter zu unterstützen.