Eine Woche Fernsehdreh bei der Schweriner Berufsfeuerwehr
Bei Alarm muss die Schweriner Berufsfeuerwehr innerhalb von 90 Sekunden ausrücken, ein Rettungswagen muss innerhalb von 10 Minuten am Unfall- oder Notfallort sein. Wie schaffen die Frauen und Männer der Schweriner Berufsfeuerwehr das, wie sieht ihr Dienstalltag aus, wie gehen sie mit Belastungen um?
Wie aber kommen eine Reporterin und ihr Team so dicht heran an die Feuerwehrleute und Rettungssanitäter, dass diese ihnen ihre Geschichten erzählen und dass sie dabei sein dürfen bei Einsetzen? Wie wird aus anfänglicher Skepsis gegenüber "den Fernsehleuten" Vertrauen? Wie schafft es der Kameramann bei Alarm mit seiner Technik blitzschnell ins Feuerwehrauto? Die Geschichte hinter der Geschichte erzählt der neue NDR-MV-Podcast Dorf Stadt Kreis.
Von Skepsis zu Vertrauen
Ein kalter Morgen Anfang März: Reporterin Katinka Plathner, Kameramann Mathias Schulze und Tonassistent Paul Knoll stehen in der Fahrzeughalle der Schweriner Berufsfeuerwehr und schauen zu beim Morgenapell. Der erste Drehtag: Vorausgegangen waren knapp drei Monate mit einer schriftlichen Anfrage bei der Stadt Schwerin, Vorbesprechungen, Absprachen und einer Besichtigung. Das Wichtigste für das NDR Team an diesem ersten Tag Anfang März ist Vertrauen aufzubauen. Wir sind nicht die Fernsehleute, die einfach nur draufhalten, dramatische Bilder haben wollen und dabei im Weg rumstehen und beim Einsatz stören. "Wir wollen den Alltag der Berufsfeuerwehr zeigen mit allem was dazu gehört - und das haben wir den Leuten so erklärt," erzählt Reporterin Katinka Plathner im Podcast. Wir haben uns im Team gefragt: Wer sind unsere Hauptpersonen, wer kommt gut rüber, wer kann gut erzählen? "Glück und Bauchgefühl waren es am Ende", erzählt Reporterin Katinka Plathner. Sie und das Team sprechen am Ende mit zwei Feuerwehrleuten: Andre Nickel und Alexander Neu, die in den Schichten meist zusammenarbeiten. Die beiden sind bereit, lassen sich die ganze Woche vom Team begleiten, sind nie genervt und beantworten alle Fragen. Sie werden so etwas wie der rote Faden, der sich die gesamte Reportage zieht.
Emotionale Einsätze: Auch mal auf ein Interview verzichten
Bei Einsätzen im Löschfahrzeug hatte dann auch Kameramann Mathias Schulze genau wie die Feuerwehrleute nur 90 Sekunden Zeit, ins Auto zu kommen - mit seiner Kamera. Weil es im Löschfahrzeug sehr eng ist, ist nur er dort mitgefahren, mit einer sehr kleinen speziellen Kamera. Reporterin Katinka Plathner und Tonmann Paul Knoll kamen in einem anderen Auto hinterher. Mehrere Einsätze hat das Team mitgemacht, aber nicht immer mitgedreht oder mit den Leuten gesprochen: "Das haben wir weggelassen" sagt Katinka Plathner im Podcast über beispielsweise einen Einsatz für eine schwerkranke Frau und ihren verzweifelten Ehemann. Eine andere Situation kommt ihr in den Sinn: Bei einem Einsatz nach einem schweren Verkehrsunfall waren die Notärztin und der Rettungssanitäter so angefasst, dass sich das Team entschlossen hat sie nicht zu interviewen: "Die haben wir die ganze Nacht komplett in Ruhe gelassen," erinnert sich Katinka Plathner.
Pietät geht vor: Keine Gesichter, keine Details
Keine Gesichter im Bild, Betroffene nur von hinten, nicht mit in Wohnungen gehen - das sind die Regeln bei solchen Drehs: "Grundsätzlich haben wir so gedreht, dass man die Patienten nicht erkennt," erklärt die Autorin. Das Kamerateam übt sich in so viel Zurückhaltung wie nötig. Zum einen, um nicht zu stören, zum anderen aus Pietät. "Wo wart ihr denn? Wir haben euch gar nicht gesehen," fragen die beiden Feuerwehrleute Andre Nickel und Alexander Neu das Team nach einer Nachtschicht im Rettungsdienst. Der Kameramann hatte aus der Distanz gedreht. Der Mann, für den eine Passantin den Notruf gewählt hatte, war beim Eintreffen des Rettungswagens bereits tot.
15 Stunden Filmmaterial für 30-minütige Reportage
Nach fünf Tagen und Nächten bei der Schweriner Berufsfeuerwehr hat das Team schließlich 15 Stunden Bildmaterial und Interviews gedreht. Daraus soll eine 30-Minuten-Reportage entstehen. Wie soll die Geschichte am Ende erzählt werden? Erstmal alles anschauen. "Sichten" heißt das im Fachjargon. Dann kann eine Dramaturgie erstellt werden. Schließlich kommt der Film-Schnitt und damit der Cutter oder die Cutterin ins Spiel. In diesem Fall ist das Martin Romanski. Er ist jemand, der Bilder am Computer nicht nur aneinanderreiht, sondern ein feines Gespür besitzt: für die besten Bilder, flüssige Übergänge von Bildern und Szenen und den roten Faden im Blick behät. "Der Cutter ist wahnsinnig wichtig", sagt Katinka Plathner, als der Film nach acht Tagen Schnitt fertig ist.