Die Grüne Seele von MV: Klimawandel im Wald
Welche Folgen hat der Klimawandel für unseren Wald in Mecklenburg-Vorpommern und wie sieht dieser in Zukunft eigentlich aus? Der Forstamtsleiter von Dargun, Rüdiger Neise, kennt Antworten.
Wenn Rüdiger Neise durch das Waldgebiet zwischen Dargun und Brudersdorf geht, dann tut er dies mit aufmerksamem und fachkundigem Blick. Er analysiert, grübelt, manchmal nickt er zufrieden. Fast könnte man denken, dass der Landstrich aus Buchen, Kiefern, Douglasien und vielen anderen grünen Gewächsen sein Patient ist. Und er der Arzt, der ihn durch tägliche Visite und Behandlung am Leben hält. Zusammen mit seinem Hund Nick, einem Deutsch-Drahthaar, kennt Neise das Gebiet wohl so gut wie kein Zweiter.
Der Forstamtsleiter weiß: Wälder sind ein wichtiger Lebensraum, unverzichtbar für unser Ökosystem und auch wichtige Wirtschaftsfaktoren. Wie der Wald in Zukunft aussieht, welche Chancen und Bedrohungen es gibt, darüber hat der Forstamtsleiter in der Folge des NDR MV-Podcasts Dorf, Stadt, Kreis mit NDR Reporterin Annette Ewen gesprochen.
Der Wald in Mecklenburg-Vorpommern
Ein Viertel der Gesamtfläche von Mecklenburg-Vorpommern ist bewaldet. Im deutschlandweiten Vergleich belegt unser Bundesland damit Platz 13. Die Hälfte des Waldes ist in privater Hand, ein Drittel gehört dem Land, der Rest dem Bund, der Kirche oder Körperschaften. Laut Waldzustandsbericht sind 26 Prozent der Bäume deutlich geschädigt.
"Der Wald ist stark vom Klimawandel betroffen", sagt Rüdiger Neise. Baumarten, die durch Trockenheit, Schädlinge oder Windanfälligkeit keine Zukunft mehr in deutschen Wäldern haben, nennt der Förster "Verliererbaumarten". Dazu gehört zum Beispiel die Esche, deren Bestand in Mecklenburg-Vorpommern durch einen asiatischen Pilz in den vergangenen Jahren von vier auf ein Prozent schrumpfte. Und die Fichte, die neben dem Borkenkäfer auch noch den Wind als Gegner hat. "Bei der Esche hoffen wir, dass sie durch Evolution eventuell Resistenzen gegenüber dem Pilz entwickeln kann. Bei der Fichte wird es aber schwieriger. Sie hat Eigenschaften, die für den Klimawandel überhaupt nicht geeignet sind."
Wie bleibt der Wald grün?
Ein gesunder Wald ist für das Ökosystem unerlässlich, außerdem sorgt er als Wirtschaftsfaktor für Millionenumsatz. Um ihn zu erhalten, sind Neise und seine Kolleginnen und Kollegen experimentierfreudig. Sie setzen auf klimastabile Bäume oder orientieren sich an südlichen Forstgebieten, um Bäume zu finden, die in Zukunft in Mecklenburg-Vorpommern wachsen könnten. "Wir wollen Vielfalt und deshalb pflanzen wir gerade mit einer Art Risikostreuung. Im Moment sind es beispielsweise Eichen, Kirschen, Weißbuchen und Douglasien - also überwiegend lichtliebende Baumarten, die hier auch in Zukunft bestehen können."
Neises Patient hat Symptome. In Mecklenburg-Vorpommern geht es ihm aktuell aber trotzdem noch besser als in vielen anderen Teilen Deutschlands. "An der einen oder anderen Ecke fiebert es aber auch bei uns im Forstamt Dargun schon leicht."