Brand eines Flüchtlingsheims in Groß Strömkendorf: Wende im Prozess

Stand: 07.07.2023 06:29 Uhr

Im Prozess um den Brand eines Flüchtlingsheimes in Groß Strömkendorf bei Wismar im Oktober 2022 hat das Landgericht Schwerin den Haftbefehl gegen den angeklagten Feuerwehrmann aufgehoben. Ungeachtet dessen wird der Prozess fortgeführt.

Ein Sprecher des Gerichts sagte am Donnerstag in Schwerin, das Gericht sehe nach vorläufiger Bewertung der vorgelegten Beweise keinen dringenden Tatverdacht mehr gegen den 32-Jährigen. Der Prozess wird jedoch fortgeführt, ihm wird von der Staatsanwaltschaft unter anderem schwere Brandstiftung zur Last gelegt. Die Behörde hat zudem Beschwerde gegen die Entscheidung des Landgerichts eingelegt. Das betroffene ehemalige Hotel Schäfereck in Groß Strömkendorf, ein reetgedecktes Fachwerkhaus, war zuletzt als Unterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine genutzt worden. Bei dem Brand war es bis auf die Grundmauern niedergebrannt, die 14 Bewohner und deren drei Betreuer konnten sich jedoch unverletzt ins Freie retten.

Angeklagter im Prozess weiterer Verbrechen beschuldigt

Einen Monat nach dem Feuer in dem Flüchtlingsheim war der Feuerwehrmann verhaftet worden. Fast sechs Monate später hatte vor dem Schweriner Landgericht der Prozess gegen den Mann begonnen, in dessen frühem Verlauf dem Angeklagten zunächst fünf weitere Brandstiftungen zur Last gelegt worden waren. Bei einer Verurteilung drohen dem 32-Jährigen bis zu zehn Jahre Haft. Prozessbeobachter gingen zum Auftakt der Verhandlungen von einem Indizienprozess aus, da es keine Zeugen gebe. Die Ermittler stützten sich unter anderem auf die "wackeligen" Alibis des Angeklagten, sowie Chatprotokolle und die Auswertung von Funkzellen. Das Handy des Angeklagten sei in allen sieben Fällen kurz vor Ausbruch der Brände in der Nähe lokalisiert worden.

Verteidiger forderte Aufhebung des Haftbefehls

Der Verteidiger erklärte, der Brandgutachter habe den von ihm erklärten Zeitpunkt des Brandausbruchs in Groß Strömkendorf nicht begründen können. Des Weiteren sei die ausgewertete Funkzelle zum mutmaßlichen Zeitpunkt des Brandausbruchs mit 100 Quadratkilometern sehr groß gewesen. Viele Menschen hätten sich in dem Bereich aufgehalten. Auf Basis dieser Feststellungen hatte er erfolgreich die Aufhebung des Haftbefehls für seinen Mandanten beantragt. Der Angeklagte selbst hat sich im Verlauf der Verhandlungen bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert. Einem Gerichtssprecher nach ist der nächste Verhandlungstermin in dem Prozess am 18. Juli.

Weitere Informationen
Groß Strömkendorf: Die ukrainische Fahne weht auf dem Dach eines Nebengebäudes vor den Resten des abgebrannten Hotelgebäudes. © Jens Büttner/dpa Foto: Jens Büttner/dpa

"Seele des Dorfes" in Schutt und Asche: Neuanfang in Groß Strömkendorf

Die Ereignisse aus dem Herbst 2022 wirken nach. "Wir bleiben das Dorf der Schande", sagt Bürgermeister Tino Schmidt. mehr

Groß Strömkendorf: Letzte offene Feuer brennen vor dem ehemaligen Hotel in dem Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht waren. © dpa Foto: Jens Büttner

Brand von Flüchtlingsheim: Anklage gegen früheren Feuerwehrmann erhoben

Dem 32-Jährigen aus dem Kreis Nordwestmecklenburg wird zur Last gelegt, das mit Reet gedeckte Haus des ehemaligen Hotels angezündet zu haben. mehr

. © Screenshot

"Einer von uns" - Wenn ein Feuerwehrmann verhaftet wird

Ein Kamerad soll der mutmaßliche Brandstifter von Groß Strömkendorf sein. Wie geht die Feuerwehrmannschaft in Blowatz damit um? mehr

Groß Strömkendorf: Letzte offene Feuer brennen vor dem ehemaligen Hotel in dem Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht waren. © dpa Foto: Jens Büttner

Brand in Groß Strömkendorf: Streit um die möglichen Motive

Der politische Streit über die Motive der mutmaßlichen Brandstiftung an der Flüchtlingsunterkunft in Groß Strömkendorf verschärft sich. Das Thema wird den Landtag beschäftigen. mehr

Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 06.07.2023 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Polizisten und Passanten stehen vor dem Rostocker Hauptbahnhof. © NDR Foto: Jürn-Jakob Gericke

Nach Bombendrohung und Sperrung: Hauptbahnhof Rostock wieder freigegeben

Bei der Deutschen Bahn war eine Bombendrohung eingegangen. Polizeikräfte durchsuchten das Gelände mit einem Spürhund. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern