Backhaus' Vorzeigebauernhof Gut Dummerstorf steckt in der Krise
Der landeseigene Agrarbetrieb - das Gut Dummerstorf südlich von Rostock - ist nach NDR Informationen in eine finanzielle Schieflage geraten. Agrarminister Till Backhaus (SPD) stellt die Zukunft des Unternehmens infrage.
Seit Jahren schreibt der Vorzeigebetrieb, der der praxisnahen landwirtschaftlichen Forschung dient, rote Zahlen. Vor allem bei der Milchproduktion fallen wegen zu geringer Milchpreise hohe Verluste an. Schon 2021 konnte nur ein Sanierungsgutachten der beauftragten Wirtschaftsprüfer von PWC eine Insolvenz abwenden. Auf NDR Anfrage teilte das Backhaus-Ministerium jetzt mit, "die wirtschaftliche Lage muss nach wie vor als kritisch betrachtet werden". Im kommenden Jahr werde mit einem Minus von 100.000 Euro gerechnet.
Keine Party zum 25-jährigen Bestehen
Der Betrieb gehört zur Landgesellschaft MV, in der das Land Mehrheitsgesellschafter ist. Die Gründung im Jahr 1999 geht auf eine Idee des Ministers zurück. Das 20-jährige Jubiläum wurde noch gefeiert, eine Party zum 25-jährigen Bestehen in diesem Jahr gab es nicht. Aktuell, so heißt es, sei das Gut nicht von einer Insolvenz bedroht. Allerdings stelle sich für das Land die Frage, "ob und inwieweit noch finanzielle Mittel für den Fortbetrieb des Gutes aufgewandt werden sollen". Die aktuelle Haushaltslage des Landes mache diese Frage noch dringlicher als 2021. Die rot-roten Landesregierung muss wegen drastischer Einnahmeausfälle sparen.
Nachfolger für Betriebsleiter gesucht
Auf dem Gut waren zuletzt zwölf Mitarbeiter und zwei Auszubildende beschäftigt. Der Betriebsleiter hat nach fünf Jahren gekündigt, noch wird ein Nachfolger gesucht. Gefordert wird vor allem "Problemlösungsfähigkeit". Vor gut zwei Jahren lud Backhaus Finanzminister Heiko Geue (SPD) zu einem Betriebsbesuch ein. Von wirtschaftlichen Schwierigkeiten war damals keine Rede, obwohl hinter den Kulisse an einer Sanierung gearbeitet wurde. Im Nachgang lobte Backhaus das Gut. Das habe eine "gesamtgesellschaftliche Bedeutung", da es "als landwirtschaftliches Lehr- und Versuchsgut, in enger Verzahnung mit der Agrarwissenschaft des Landes Mecklenburg-Vorpommern, aber auch mit bundesweit tätigen Forschungseinrichtungen zusammenarbeitet".
CDU-Fraktion verlangt Aufklärung im Agrarausschuss des Landtags
Im Nachhinein wirken die Aussagen des Ministers wie eine Art Bestandsgarantie. Finanzminister Geue zeigte sich damals gegenüber dem NDR schwer beeindruckt. "Toller Betrieb", meinte er zum Ende des Besuchs. Geue sagte aber auch, die "Achillesferse ist die Wirtschaftlichkeit". Konkreter wurde er nicht. Das Thema dürfte demnächst die Politik erneut beschäftigen. Die CDU-Fraktion verlangt Aufklärung im Agrarausschuss des Landtags. Der kommt Mitte Januar wieder zusammen. Da muss Minister Backhaus Rede und Antwort stehen. Er ist auch in seinen anderen Landesbetrieben gefordert. Für das Landgestüt Redefin ist ein Zukunftskonzept angekündigt. Auch in der Landesforstanstalt geht es um Wirtschaftlichkeit.