Aufwertung der Matheabi-Benotung in MV erntet Kritik
Das Bildungsministerium Mecklenburg-Vorpommerns erntet bundesweit Kritik für die erneute Aufwertung des schriftlichen Matheabiturs um einen Notenpunkt. Es ist bereits die zweite Notenanhebung in der Geschichte des Landes.
Es ist bereits das zweite mal, dass die Benotung des Mathe-Abiturs in Mecklenburg-Vorpommern angehoben wurde. Vor zwei Jahren wurde die Benotung sogar um zwei Notenpunkte angehoben. Die jetzige Bildungsministerin Mecklenburg-Vorpommerns, Simone Oldenburg (Die Linke), damals noch in der Opposition, hatte der Landesregierung deswegen Totalversagen vorgeworfen. Jetzt hat sie sich selbst für die Anhebung der Matheabi-Noten um einen Notenpunkt entschieden - und wird aus mehreren Richtungen scharf kritisiert.
Düll: "Merkwürdig, dass MV das nicht auf die Reihe kriegt"
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, sagte bei NDR MV Live, er sieht durch die Maßnahme in Mecklenburg-Vorpommern die Vergleichbarkeit des Abiturs gefährdet, "sowohl im Lande selbst gegenüber denen, die spitzenmäßig abgeschnitten haben, als auch gegenüber jenen in den anderen Bundesländern." Es ginge dabei auch um die Zulassung an Universitäten, bei der Düll die Schüler aus dem Nordosten nun übervorteilt sieht. Es könne nicht sein, dass diesen "so einfach mir nichts, dir nichts Punkte geschenkt werden." Düll erwähnte wiederholt, es sei "merkwürdig, dass Mecklenburg-Vorpommern das nicht auf die Reihe kriegt." Es sei wohl schon im Vorfeld der Prüfung einiges schief gegangen.
IHK: Anforderungen wachsen, Niveau sinkt
Dem Präsidenten der IHK zu Schwerin, Matthias Belke, zufolge sei die erneute Anhebung der Benotung der vorläufige Höhepunkt einer bereits jahrelang stattfindenden Abnahme der Grundbefähigung in den sogenannten MINT-Fächern. Viele Betriebe, die sich in der Ausbildung engagieren, würden bei der Kompetenzvermittlung "ziemlich weit vorne" anfangen. Es müsse teilweise Nachhilfe angeboten werden, damit Auszubildende überhaupt den Einstieg ins Berufsfeld schaffen. Dabei sei man in der Wirtschaft darauf angewiesen, dass der im schulischen Lehrplan festgeschriebene Stoff auch vermittelt werde: "Anforderungen an junge Menschen, nicht zuletzt in einem Ausbildungsberuf, die werden immer höher, tagtäglich, jedes Jahr und da können wir keine Kompromisse machen", so Belke.
GEW kritisiert den Zeitpunkt der Aufwertung
Die Lehrergewerkschaft GEW kritisierte, dass die Hochwertung sehr spät erfolgt sei. Teilweise seien die Zeugnisse bereits übergeben, zumeist schon gedruckt worden, sagte der GEW-Landesvorsitzende Nico Leschinski. Im Übrigen könne die Hochwertung im Einzelfall auch zu einer Neuansetzung von Prüfungen führen. "Offen bleibt für uns mit Hinblick auf die Begründung auch die Frage, was in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr, der auch ein Corona-Jahrgang war, anders ist. Es gab längere Einlesezeiten, die Schüler und Schülerinnen wurden in Präsenz unterrichtet. Ganz wie der Jahrgang 2022."