Aufwertung der Matheabi-Benotung in MV erntet Kritik

Stand: 04.07.2023 21:09 Uhr

Das Bildungsministerium Mecklenburg-Vorpommerns erntet bundesweit Kritik für die erneute Aufwertung des schriftlichen Matheabiturs um einen Notenpunkt. Es ist bereits die zweite Notenanhebung in der Geschichte des Landes.

Es ist bereits das zweite mal, dass die Benotung des Mathe-Abiturs in Mecklenburg-Vorpommern angehoben wurde. Vor zwei Jahren wurde die Benotung sogar um zwei Notenpunkte angehoben. Die jetzige Bildungsministerin Mecklenburg-Vorpommerns, Simone Oldenburg (Die Linke), damals noch in der Opposition, hatte der Landesregierung deswegen Totalversagen vorgeworfen. Jetzt hat sie sich selbst für die Anhebung der Matheabi-Noten um einen Notenpunkt entschieden - und wird aus mehreren Richtungen scharf kritisiert.

Düll: "Merkwürdig, dass MV das nicht auf die Reihe kriegt"

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, sagte bei NDR MV Live, er sieht durch die Maßnahme in Mecklenburg-Vorpommern die Vergleichbarkeit des Abiturs gefährdet, "sowohl im Lande selbst gegenüber denen, die spitzenmäßig abgeschnitten haben, als auch gegenüber jenen in den anderen Bundesländern." Es ginge dabei auch um die Zulassung an Universitäten, bei der Düll die Schüler aus dem Nordosten nun übervorteilt sieht. Es könne nicht sein, dass diesen "so einfach mir nichts, dir nichts Punkte geschenkt werden." Düll erwähnte wiederholt, es sei "merkwürdig, dass Mecklenburg-Vorpommern das nicht auf die Reihe kriegt." Es sei wohl schon im Vorfeld der Prüfung einiges schief gegangen.

Weitere Informationen
Der Eingang des Ministeriums für Bildung und Kindertagesförderung Mecklenburg-Vorpommerns im Schweriner Marstall. © IMAGO / Olaf Döring Foto: Olaf Döring

Mathe-Abiturnoten in MV werden um einen Punkt verbessert

Die schriftliche Prüfung sei zu schwer gewesen, der Notendurchschnitt liege klar unter dem des Vorjahres, erläuterte die Bildungsministerin. mehr

IHK: Anforderungen wachsen, Niveau sinkt

Dem Präsidenten der IHK zu Schwerin, Matthias Belke, zufolge sei die erneute Anhebung der Benotung der vorläufige Höhepunkt einer bereits jahrelang stattfindenden Abnahme der Grundbefähigung in den sogenannten MINT-Fächern. Viele Betriebe, die sich in der Ausbildung engagieren, würden bei der Kompetenzvermittlung "ziemlich weit vorne" anfangen. Es müsse teilweise Nachhilfe angeboten werden, damit Auszubildende überhaupt den Einstieg ins Berufsfeld schaffen. Dabei sei man in der Wirtschaft darauf angewiesen, dass der im schulischen Lehrplan festgeschriebene Stoff auch vermittelt werde: "Anforderungen an junge Menschen, nicht zuletzt in einem Ausbildungsberuf, die werden immer höher, tagtäglich, jedes Jahr und da können wir keine Kompromisse machen", so Belke.

GEW kritisiert den Zeitpunkt der Aufwertung

Die Lehrergewerkschaft GEW kritisierte, dass die Hochwertung sehr spät erfolgt sei. Teilweise seien die Zeugnisse bereits übergeben, zumeist schon gedruckt worden, sagte der GEW-Landesvorsitzende Nico Leschinski. Im Übrigen könne die Hochwertung im Einzelfall auch zu einer Neuansetzung von Prüfungen führen. "Offen bleibt für uns mit Hinblick auf die Begründung auch die Frage, was in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr, der auch ein Corona-Jahrgang war, anders ist. Es gab längere Einlesezeiten, die Schüler und Schülerinnen wurden in Präsenz unterrichtet. Ganz wie der Jahrgang 2022."

Weitere Informationen
Eine Schülerin sitzt während einer Abiturprüfung in Hamburg am Tisch. © picture alliance / dpa | Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

Petition eingereicht: War das Mathe-Abi in MV zu schwer?

Unter den mehr als 2.000 Unterzeichnern sind Schüler, Lehrer, Eltern und Mitglieder des Landesschülerrats. mehr

Mehr als 100 Teilnehmer waren beim ersten Schulkongress in Lüneburg dabei © Kzenon Foto: Fotolia

Abschlussprüfungen mit Zeitbonus: Abitur in MV gestartet

In MV haben am Mittwoch mehr als 5.000 Abiturienten ihre letzte Deutsch-Prüfung geschrieben. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 04.07.2023 | 17:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Sperrung einer Bahnstrecke © Tilo Wallroth Foto: Tilo Wallroth

Sperrung der Bahnstrecke Hamburg-Berlin: Bis Dezember fallen Züge aus

Bahnfahrende müssen während der Bauarbeiten der Deutschen Bahn mit massiven Einschränkungen in Mecklenburg-Vorpommern rechnen. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern