Archäologen finden in Rostocker Latrine eine "Lübecker Kanne"
Bei Erdarbeiten zur Erweiterung des Rostocker Rathauses sind Archäologen auf eine gut erhaltene "Lübecker Kanne" und weitere Funde aus dem Mittelalter gestoßen. Die Entdeckungen geben wertvolle Einblicke in die Lebensweise vergangener Jahrhunderte.
Bei den Bauarbeiten zur Erweiterung des Rostocker Rathauses haben Archäologen im Bereich der Kleinen Wasserstraße interessante Funde gemacht. Darunter ist eine gut erhaltene "Lübecker Kanne" aus dem 13. Jahrhundert, die in einem Holzschacht einer alten Latrine entdeckt wurde. Es handelt sich um ein Trinkgeschirr, das später wohl als Nachttopf verwendet wurde.
"Lübecker Kanne": Fund aus dem 13. Jahrhundert
Die "Lübecker Kanne", die in Rostock nun auch als "Lübeck-Rostocker Kanne" bezeichnet wird, ist von besonderer Bedeutung. Sie wird in Rostock mittlerweile häufiger entdeckt, was auf eine engere Handelsverbindung mit der Hansestadt Lübeck hinweisen könnte. Diese Gefäße könnten durch den regen Austausch von Waren und Kultur zwischen den Hansestädten nach Rostock gelangt sein und dienten in ihrer neuen Heimat weiterhin als alltägliche Utensilien.
Weiterer Fund: Pilgerzeichen aus Aachen
Ans Tageslicht kam ebenfalls ein Pilgerzeichen aus Aachen (um 1300). Aachen war im Mittelalter ein Wallfahrtsort für die Marienverehrung. Der Fund sei eine Seltenheit, so die Grabungsleiterin Renate Samariter. Ein weiteres Pilgerzeichen stammt aus Maastricht (Niederlanden). Möglicherweise gelangte es durch eine Geschäftsreise in die Stadt. Ebenso entdeckten die Archäologen einen Feldsteinbrunnen, Teller, Schüssel und Pfeifen.
Archäologische Arbeiten in Rostock dauern an
Die archäologischen Arbeiten sind noch lange nicht abgeschlossen. Derzeit plant das Team, auch den Keller eines historischen Giebelhauses am Neuen Markt zu untersuchen. Auch dort könnte das Grabungsteam auf weitere Relikte stoßen, die helfen, das mittelalterliche Leben in Rostock noch umfassender zu verstehen. Die aufwendige Erweiterung des Rathauses durch den Eigenbetrieb Kommunale Objektbewirtschaftung und -entwicklung (KOE) wird voraussichtlich bis 2027 andauern und bis dahin wohl noch weitere historische Schätze offenbaren.