Alter Teerhafen auf Rügen: Altlasten verunreinigen Bodden

Stand: 28.02.2023 20:35 Uhr

Für die Natur ist der einstige Teerhafen auf der Halbinsel Bug auf Rügen heute noch eine stetige Belastung. Mitte der 1930er-Jahre hat die Wehrmacht auf dem Gelände einen Flugplatz gebaut. Nachdem der Bau abgeschlossen war, blieb der flüssige Teer im Boden.

von Lena-Marie Walter

Welche Gefahr für die Umwelt vom alten Teerhafen auf der Halbinsel Bug auf Rügen ausgeht, ist auf dem ersten Eindruck kaum zu erkennen. Wasser, Schilf, Kiefern - Natur so weit das Auge reicht. Doch wer genau hinschaut, bemerkt das eigentliche Problem. Auf dem Wasser schimmert ein Ölfilm in bunten Farben. Am Schilfhalm sammelt sich schwarzer Schleim, ähnlich an den Steinen am Ufer. Einige Meter weiter ein schwarzes Loch. Darin tiefschwarzer, schleimiger Matsch. Teer. Das bestätigten auch mehrere Gutachten, so Gernot Haffner, Leiter des Nationalparkamtes Vorpommersche Boddenlandschaft: "Nach Gutachten haben wir zwar eine geringfügige, aber dennoch eine stetige Verschmutzung."

Teerhafen benötigt für Marineflugplatz

Entstanden ist der Teerhafen Mitte der 1930er-Jahre. Die Luftwaffe hatte für den Betrieb eines Marineflugplatzes großflächig Landebahnen und Stellplätze angelegt. Gut 40 Hektar wurden asphaltiert. Die dazu benötigten Baustoffe wurden im Teerhafen angelandet und in eine große Grube gekippt. "Man hat sich ja nicht so vorgesehen damals zu diesen Bauzeiten. Weil das Ganze ein Militärgelände war und militärisch gebaut, wurde schnell gebaut“, so Berndt Borrmann, Vorsitzender des Heimatvereins in Dranske. Ziel der Wehrmacht sei es gewesen, schnell Piloten auszubilden, sagt er.

Schadstoffe gelangen ins Grundwasser

Als 1938 der Bau des Flugplatzes abgeschlossen war, wurde die Teergrube oberflächlich verschlossen. Das Material an der Erdoberfläche härtete aus. Anders als der Teer, der sich im Boden befand, so Haffner: "Wir haben auch heute noch - 90 Jahre später - eine flüssige Phase, die hier durch einen leichten Landrückgang immer weiter auswäscht.“ Die Schadstoffe würden nicht nur ins Wasser gelangen. Sie sickern auch ins Grundwasser, sagt er.

Entsorgung Aufgabe des Bundes

Inzwischen gehört das Gelände dem Bund. Eigentümerin ist die sogenannte Bundesanstalt für Immobilien. Diese ist grundsätzlich dazu verpflichtet, die Altlasten zu entsorgen. Erste Gespräche dazu führte die Gemeinde Dranske bereits vor 25 Jahren. Ziel war es schon damals, die Rückstände zu beräumen. Dies habe das zu dieser Zeit noch zuständige Bundesvermögensamt abgelehnt: "Weil es zu teuer ist und alternativ wurde angeboten, dass man den ganzen Bereich einspundet. Das kostet weniger. Hält auch 60 Jahre. Darauf ist die Gemeinde aber nicht eingegangen“, so Gemeindevertreter Uwe Ahlers (FDP).

"Eine Sicherung vertagt das Problem nur"

Laut Ahlers geht keine akute Gefahr vom alten Teerhafen auch. Auch Gernot Haffner, Leiter des Nationalparkamtes, geht davon aus, dass der Anteil der schädlichen Stoffe sich über die Zeit verflüchtigt hat und die Mengen gering sind. Dennoch seien diese stetig und sollten entfernt werden, sagt er. Von einer Spundwand, die verhindert, dass die Schadstoffe weiter in den Bodden laufen, halte auch das Nationalparkamt wenig: "Eine Sicherung ist immer temporär. Wenn man hier schaut, wir sind in einem Nationalpark. Wir wollen den eigentlich vollständig in Ruhe lassen. Natur auch Natur sein lassen. Eine Dekontaminierung ist ein einmaliger Eingriff. Eine Sicherung vertagt das Problem nur."

Gutachter beauftragt

Bei einem gemeinsamen Treffen aller Parteien wurde beschlossen: Ein Gutachter soll bis zum Sommer ermitteln, wie die Altlasten des Teerhafens beräumt werden können. Dann wollen sich die Gemeinde Dranske, der Bund als Eigentümer und das Nationalparkamt Vorpommersche Boddenlandschaft gemeinsam für eine Lösung entscheiden.

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NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 27.02.2023 | 18:00 Uhr

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