Irakische Armee will Waffen aus Deutschland
Die irakische Armee fordert den zentralen Zugriff auf deutsche Waffenlieferungen an die kurdischen Peschmerga-Kämpfer. In einem Interview mit dem NDR in Bagdad erklärte General Kassim Atta, auch die irakische Armee würde gerne deutsche Waffen im Kampf gegen die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) einsetzen. Bislang plant die Bundesregierung, unter anderem Panzerabwehrraketen und Gewehre direkt den Kurdenmilizen im Nordirak zur Verfügung zu stellen.
IS-Gräueltaten sorgen für Umdenken in Deutschland
Die Bundesregierung hatte es sich in der Frage, wie sich Deutschland im Kampf gegen den Vormarsch der IS-Milizen im Irak engagiert, nicht leicht gemacht. War zunächst lediglich von Ausrüstungshilfen für kurdische Peschmerga-Kämpfer die Rede, wurde schon bald über Waffenlieferungen diskutiert. Und angesichts immer neuer Berichte über Gräueltaten durch den IS stimmte der Bundestag vergangene Woche zu. "Wir sind auch bereit, in begrenztem Umfang und in enger Abstimmung mit unseren Partnern, den Streitkräften der autonomen Region Irakisch-Kurdistan Waffen und Munition für den Kampf gegen die ISIS-Miliz bereitzustellen", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Wer bekommt die Waffen zuerst?
Nun soll Deutschland mehrere tausend Sturm- und Maschinengewehre sowie Pistolen und Handgranaten in den Nordirak liefern. Auch weitere militärische Ausrüstung wie Funkgeräte und Schutzhelme wurden den Kurden zugesagt. Doch offenbar wecken Deutschlands Zusagen nun auch in Bagdad Begehrlichkeiten. Denn dort wird das deutsche Engagement offenbar mit gemischten Gefühlen gesehen. "Unser Land ist ein souveräner Staat mit Verfassung und Gesetz und wir wünschen uns, dass unsere deutschen Freunde die irakische Souveränität akzeptieren", sagte Armeesprecher Atta. "Das heißt, die Waffen kommen zuerst zur Zentralregierung. Und die entwickelt dann einen umfassenden Plan für die Versorgung aller Sicherheitskräfte im Irak mit Waffen, darunter auch die Peschmerga."
Iraks Regierung für gemeinsame Koalition im Kampf gegen IS
Attas Begründung für diese Forderung: Man kämpfe schließlich in einer Koalition gegen die IS-Terrormiliz. Für einen erfolgreichen Kampf gegen den IS wolle der Irak nicht nur eine bessere Zusammenarbeit beim Austausch geheimdienstlicher Informationen und bei der Luftaufklärung, sondern eben auch Waffen, so Atta: "Wir wünschen uns, dass unsere Freunde unsere Bitte ernst nehmen und auch den Irak mit Waffen beliefern, die wir im Kampf gegen den IS einsetzen können." Doch davon ist in der deutschen Debatte bislang nicht die Rede - noch geht es hier nur um Waffenlieferungen für die Kurdenmilizen im Nordirak. Das erste Frachtflugzeug mit defensiven Militärgütern aus Deutschland für die Kurden war vor einer Woche im irakischen Erbil gelandet.