NDR Info im Dialog
Wie erhalten Journalisten im Krieg in Nahost gesicherte Informationen?
Besonders in Kriegs-Situationen ist es schwierig, zuverlässige Informationen über die Lage in den betroffenen Regionen zu erhalten. Im aktuellen Nahost-Konflikt stammen viele Berichte über Tote und Verletzte ausgerechnet von der radikal-islamischen Hamas, die selbst Kriegspartei ist. Die israelische Armee gibt kaum Detail-Informationen bekannt und ist ebenfalls selbst Kriegspartei und hat eigene Interessen. Weitgehend unabhängige Quellen, wie etwa Hilfsorganisationen, können zurzeit dort nur sehr eingeschränkt arbeiten. Journalisten müssen daher besonders viel Mühe aufwenden, um die Informationen, die sie erhalten, zu verifizieren.
Bei der ARD tagesschau bemüht sich zum Beispiel die "Faktenfinder"-Redaktion um Aufklärung bei unsicherer Informationslage. Einer der Mitarbeiter ist Pascal Siggelkow. Er untersucht, was an Gerüchten und Geschichten aus Israel dran ist: "Die Fülle an Falschmeldungen und gezielter Desinformation ist wirklich nochmal eine neue Dimension seit dem Angriff der Hamas. Das haben wir in vielen anderen Konflikten in der Form nicht erlebt. Zuletzt vielleicht in der Ukraine." Besonders schwierig sei es derzeit, gesicherte Informationen aus dem Gazastreifen zu bekommen. Dort gebe es kaum Zugang zu den Quellen und "die Hamas hat sich in der Vergangenheit nicht gerade durch Glaubwürdigkeit hervorgetan", meint Siggelkow.
Auch die ARD Korrespondenten in Tel Aviv haben Schwierigkeiten, an gesicherte Nachrichten aus Gaza zu kommen. Studio-Leiter Christian Limpert sagt: "Wir sind auch angewiesen auf unser Team vor Ort, dem vertrauen wir, das arbeitet für uns nach unseren Standards." Kompliziert werde es "wenn wir ein Team, wie gerade in Gaza, für mehrere Stunden oder Tage nicht erreichen können, weil wir dann Schwierigkeiten haben, Informationen abschließend zu verifizieren".
Auch viele Bilder und Videos aus der Konfliktregion müssen gecheckt werden. Bei der tagesschau in Hamburg gibt es auch dafür ein ganzes Team. Michael Wegener leitet es: "Bei diesem Konflikt gibt es unglaublich viel Material. Und es gibt unglaublich viel Material, was nicht authentisch ist." Man habe sehr viel damit zu tun, herauszufinden, was glaubwürdig sei. Dafür werden zum Beispiel Videos in Einzelteile zerlegt und bei Bild-Suchmaschinen hochgeladen, mit Geo-Daten wird nach den Aufnahme-Orten gesucht oder es wird nach anderen Versionen des Materials gefahndet. Eine kleinteilige Arbeit - aber sie ist wichtig.
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