Ein Stift liegt auf einem Bafög-Antragsformular © picture alliance/dpa Foto: Hendrik Schmidt

Kommentar: BAföG-Reform verdient den Namen nicht

Stand: 13.06.2024 14:44 Uhr

Das BAföG für Studierende steigt in diesem Jahr. Der Bundestag hat einer Erhöhung der Regelsätze um fünf Prozent zugestimmt. Maximal 934 Euro können Studierende jetzt bekommen. Opposition und Studierendenvertretungen kritisierten die Reform.

Journalistin Verena Gonsch guckt in die Kamera. © NDR Foto: Christian Spielmann
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von Verena Gonsch, NDR Info

Machen Sie sich mal den Spaß und schauen Sie im Internet nach, wie viel ein WG-Zimmer in einer der großen deutschen Uni-Städte kostet. Unter fünf- bis sechshundert Euro kommen Sie dabei kaum weg. In Städten wie Berlin, Hamburg, München reicht auch das nicht. Und dann schauen Sie sich an, was Studierende im Durchschnitt an BAföG bekommen: Das sind ganze 570 Euro. Die Miete ist also schon mal bezahlt, könnte man launig sagen.

Jeder sechste Studierende bekommt BAföG

Journalistin Verena Gonsch guckt in die Kamera. © NDR Foto: Christian Spielmann
Die BAföG-Reform sei ein Sinnbild für den schlechten Zustand unseres Bildungssystems, meint Verena Gonsch.

Scherz beiseite, die BAföG-Reform verdient diesen Namen nicht. Es ist – sagen wir es mal – ein kleiner Inflationsausgleich für gestiegene Lebenshaltungskosten. Mehr nicht! Und es ist leider ein Sinnbild für den schlechten Zustand unseres Bildungssystems. Das BAföG-System erreicht schon lange nicht mehr die, die es wirklich brauchen. Jeder sechste Studierende in Deutschland bekommt BAföG und der Rest: wohnt lieber noch die Studienjahre zuhause bei den Eltern, weil Wohnungen nicht bezahlbar sind. Beantragt erst gar keinen Zuschuss, weil die Eltern das Einkommen offenlegen müssen und der getrennt lebende Elternteil dazu nicht bereit ist. Jobben sich durchs Studium und springen irgendwann ab.

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BAföG-Anträge zu mühsam

Das ist nicht nur für den einzelnen Heranwachsenden schlecht, es führt zu Studienabbrüchen, zu langen Studienzeiten und kostet uns alle am Ende mehr Steuern als nötig. Und offenbar steckt mittlerweile hinter den schleppenden BAföG-Bewilligungen und der fehlenden Digitalisierung auch Methode. Das mit den Anträgen ist so mühsam, dass man es am Ende dann doch lässt. Mal angenommen wir könnten uns eine wirkliche Reform wünschen – dann würde wirklich Geld in die Hand genommen – Wohnraum geschaffen, Wohnheime und Apartments gebaut und finanziell bezuschusst. Der BAföG-Satz deutlich angehoben. Und der BAföG-Antrag per Mausklick im Internet möglich. Wie war das gleich nochmal mit dem Fachkräfte-Mangel? Es geht hier nicht um Almosen für junge Menschen, es geht um unsere wirtschaftliche Zukunft.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Kommentar | 13.06.2024 | 17:07 Uhr

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