Mitreden! Deutschland diskutiert
Donnerstag, 27. März 2025, 20:15 bis
22:00 Uhr, NDR Info
Wir rüsten auf - Wirtschaftschance oder Gefahr für den Frieden?
Hunderte Milliarden Euro wollen Union und SPD als Kredit aufnehmen und viel für Rüstungsgüter ausgeben. Das war Mitreden!-Thema am Donnerstag.
Hunderte Milliarden Euro wollen Union und SPD in den kommenden Jahren als Kredit aufnehmen und für Rüstungsgüter und die Bundeswehr ausgeben. Ist die beginnende Aufrüstung eine Chance für die Wirtschaft oder eher eine Gefahr für den Frieden? Darüber wurde am 27. März diskutiert.
Moderator Christian Orth begrüßte als Gäste:
Dr. Jonas J. Driedger
Peace Research Institute Frankfurt
Konstantin Flemig
Kriegsreporter (Youtube, Instagram)
Sebastian Schaubeck
Managing Director Armoured Car Systems ACS, Friedberg (Bayern)
"Wir brauchen taktische Atomwaffen zur Abschreckung." Die Forderung kommt von René Obermann, Aufsichtsratschef bei Airbus. Der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann will die Rüstungsbranche zu einem "neuen industriellen Schwerpunkt für Baden-Württemberg" machen. Wir reden ganz anders über Rüstung, Verteidigung und eine Bedrohung von außen, seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine und seit US-Präsident Trump die Zweifel am Beistand in der NATO immer größer werden lässt.
Hunderte Milliarden auf Pump, aber wofür genau?
Aber Aufrüstung kostet Geld. Und da wollen Union und SPD tief in die Tasche greifen. "Whatever it takes" hat CDU-Chef Friedrich Merz gesagt. "Ganz gleich, was es kostet" hat er gemeint. Union und SPD haben sich mit Unterstützung der Grünen im alten Bundestag noch einen Blankoscheck ausstellen lassen, die Schuldenbremse reformiert und für die Rüstungsausgaben auf Kredit gibt es keine Obergrenze mehr. Nur: Wohin führt diese Politik? Gibt es überhaupt schon eine Strategie, wie dieses Geld ausgegeben werden sollte?
Rüstung als Chance für Automobilwirtschaft
Die neue deutsche Rüstungspolitik sei auch eine Chance für die Wirtschaft, meinen auch Wirtschaftswissenschaftler. Es wird darüber gesprochen, ob nicht die Unternehmen der kriselnden Autoindustrie in ihren Werken auch Teile fertigen könnten, die für militärische Fahrzeuge gebraucht werden. Die Milliarden für Verteidigung seien eine Chance für die deutsche Wirtschaft, schließlich würden ja auch neue Jobs entstehen. Dabei sehen Fachleute die großen Vorzeige-Unternehmen wie Airbus, Rheinmetall oder Leonardo im internationalen Vergleich im Hintertreffen, was die Entwicklung von Technologie angeht.
Diskussion über Bundeswehr-Bedarf läuft an
Was braucht die Bundeswehr denn eigentlich, mit was sollte eine europäische Armee ausgestattet werden, wenn es sie denn mal gibt? Plakativ wird über Panzer und Kampfflugzeuge diskutiert. Neben anderen hat auch der Wirtschaftswissenschaftler Moritz Schularick Milliardenkredite in der Art vorgeschlagen, wie sie die kommende Koalition aufnehmen will. Aber Schularick sagt, das Militär bräuchte viel eher eine Million Drohnen als 2.000 neue Panzer.
Schließlich geht es um die Zukunft
Aber rückt Deutschland mit einer hochgerüsteten Armee nicht auch stärker in den Fokus als Angriffsziel für hybride Attacken aller Art? Und wie blicken junge Menschen, die die Milliardenschulden abbezahlen und im Zweifelsfall in den Krieg ziehen müssten, auf die Diskussion? An den Schulen beim EU-Nachbarn Lettland gibt es "Verteidigung" als Unterrichtsfach. Wollen wir so etwas auch bei uns? Und welche Alternativen gäbe zu einer Hochrüstung der Bundeswehr?
