Wer sind die Zeugen Jehovas?
Bei den Zeugen Jehovas handelt es sich um eine Glaubensgemeinschaft mit strengen Regeln für ihre rund 170.000 Mitglieder in Deutschland. Im Mittelpunkt der Glaubenslehre steht die Erwartung des Weltuntergangs.
Die streng religiöse Glaubensgemeinschaft hat nach eigenen Angaben weltweit rund 8,7 Millionen Mitglieder, in Deutschland seien es rund 170.000. In einem Gemeindehaus in Hamburg gab es am Donnerstagabend eine Amoktat mit mehreren Toten und Verletzten.
Glaube: Erwartung des Weltuntergangs - nur Zeugen Jehovas werden gerettet
Die Lehre der Zeugen Jehovas beruht in weiten Teilen auf einer wörtlichen Auslegung biblischer Texte. Im Mittelpunkt steht die Erwartung des Weltuntergangs, bei dem Gott die Menschen richten wird. Die Zeugen Jehovas hoffen, dass sie dabei errettet werden.
Kirchliche Traditionen und Gebräuche wie das Weihnachtsfest oder die Kindertaufe verwerfen die Zeugen Jehovas als unbiblisch. Auch Geburtstagsfeiern lehnt die Gruppierung als heidnisch ab. Auch Bluttransfusionen sind verboten. Homosexualität oder Partnerschaften ohne Trauschein werden laut NDR Religionsexperte Florian Breitmeier streng abgelehnt. Ebenso sind Kontakte zu Mitgliedern anderer Religionsgemeinschaften unerwünscht.
Die Zeugen Jehovas respektieren Gesetze, haben jedoch eine kritische Haltung in Bezug auf staatliche Strukturen. So sollen ihre Anhänger auch weder aktiv noch passiv an Wahlen teilnehmen. Die bekanntesten Publikation der Zeugen Jehovas sind der "Wachtturm" und "Erwachet!". Mit der Zeitschrift und Gesprächen versuchen die Anhänger, in der Öffentlichkeit oder auch bei Hausbesuchen zu missionieren.
Kritiker werfen Glaubensgemeinschaft totalitäre Strukturen vor
Die Jehovas Zeugen verstehen sich selbst als Christen, werden von christlichen Kirchen aber skeptisch gesehen. Kirchliche und staatliche Sektenexperten werfen der Glaubensgemeinschaft totalitäre Strukturen vor. Nach Angaben der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen erwarten die Zeugen Jehovas unbedingten Gehorsam, für kritische Rückfragen oder Bedenken lassen sie keinen Raum. "Sie erlegt ihren Mitgliedern klare und verbindliche Regeln auf und kontrolliert diese auch", sagte Breitmeier: "Es gibt Aussteiger aus dieser Gemeinschaft, die davon berichten, dass es sehr schwierig sei, diese Gemeinschaft zu verlassen."
Religionsgemeinschaft als Körperschaft öffentlichen Rechts anerkannt
Gegründet wurde die Glaubensgemeinschaft im 19. Jahrhundert in den USA. Die Zentrale ist in New York, die deutsche Leitung hat ihren Sitz in Selters im Taunus. In Deutschland besitzt die Religionsgemeinschaft den Status als Körperschaft des öffentlichen Rechts und kann daher Religionsunterricht erteilen und analog zur Kirchensteuer auch Beiträge von ihren Mitgliedern erheben lassen.