Staufalle A 7: Weitere Brücke marode
Den Autofahrern im Norden droht das nächste Verkehrschaos auf der A 7: Nach der Rader Hochbrücke muss nach Informationen von Panorama 3 auch die Brücke über die B 73 bei Heimfeld umfassend saniert werden, weil sich an verschiedenen Stellen Risse gebildet haben. Im November 2013 sollen die Reparaturmaßnahmen beginnen.
Während dieser Zeit kann die Brücke nur eingeschränkt von Autos befahren werden, für den Schwerlastverkehr über 44 Tonnen wird sie komplett gesperrt. Damit müsste auch ein Teil des Hamburger Hafenverkehrs auf Nebenstrecken ausweichen. Zudem wäre kurz vor dem Elbtunnel die nächste Engstelle für alle Hamburg-Pendler südlich der Elbe programmiert.
Brücke ist Verkehr nicht mehr gewachsen
Helma Krstanoski von der Hamburger Behörde für Wirtschaft und Verkehr bestätigte die Recherchen und erklärt: "Zu bestimmten Tageszeiten werden Staus und Behinderungen nicht auszuschließen sein." Die Brücke wurde in den 1970er-Jahren gebaut und ist offenbar dem stark gewachsenen Verkehrsaufkommen, insbesondere dem rasant gestiegenen Schwerlastverkehr, nicht mehr gewachsen.
Karte: A7-Brücke bei Heimfeld
Zweite Großbaustelle im Norden
Für den Norden ist es innerhalb kurzer Zeit bereits die zweite größere Brückensanierung auf der A 7: Vor der Großbaustelle an der Rader Hochbrücke staut sich der Verkehr zu Stoßzeiten auf einer Länge von bis zu 20 Kilometern. Die 41 Jahre alte Brücke über dem Nord-Ostsee-Kanal ist dermaßen marode, dass auf ihr für Autos in jede Richtung jeweils nur noch eine Spur freigegeben ist.
Lastwagen ab 7,5 Tonnen dürfen sie überhaupt nicht mehr befahren. Da viele Lkw-Fahrer das Verbot missachten, patrouilliert die Polizei nun rund um die Uhr, denn jeder Lkw, der über die Brücke fährt, gefährdet die Standfestigkeit der Brücke. Viele Autofahrer sind genervt, denn auch auf den Nebenstrecken geht es wegen zahlreicher Baustellen nur noch im Schneckentempo voran: "Das ist unverständlich, dass man solche Mängel nicht zeitgemäß behebt. Das ist unvorstellbar."
Ramsauer gesteht Versäumnisse in der Vergangenheit ein
Der zuständige Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) gibt sogar zu, dass die Brückensanierung lange vernachlässigt wurde: "Ich bin weit davon entfernt, meinen Amtsvorgängern irgendwelche Schuld in die Schuhe zu schieben. Das waren nach politischen Vorgaben überwiegend die Investitionen in die neuen Bundesländer. Und deswegen setze ich das um, was ich vor vier Jahren auch zur Leitschnur gemacht habe, nämlich den Instandhaltungsrückstand in den alten Bundesländern Stück für Stück abzubauen. Dazu gehört auch die umfassendste Brückensanierung."
Dieses Eingeständnis kommt für Spediteur Hans-Peter Carstensen Jahre zu spät. Sein mittelständisches Unternehmen mit Sitz in Flensburg leidet unter dem Sanierungsstau: "Wir als mittelständischer Betrieb hier im Norden zahlen pro Monat 120.000 Euro Maut. Da fragt man sich schon, ob das auch wirklich zweckgebunden angelegt wird. Denn jede Brückensperrung, jede Situation, die unsere Wege durch Umwege und Sperrungen verändert, kostet uns bares Geld."
Sanierungsstau geht weit über zwei Brücken hinaus
Die Rader Hochbrücke und die Heimfelder Brücke über die A 7 sind nur zwei von vielen Beispielen für Sanierungsstau im Norden. Am längsten warten wohl mittlerweile die Bürger von Büchen auf die Reparatur ihrer Brücke. Die Brücke über den Elbe-Lübeck-Kanal ist seit 23 Jahren halbseitig gesperrt. Der Grund: Die Sicherheit könnte bei zweispurigem Verkehr nicht mehr gewährleistet werden. Eine Erkenntnis, die nun bereits 23 Jahre alt ist.
Doch offenbar mangelt es seit fast einem Vierteljahrhundert am Geld für die Sanierung. Im Falle der Rader Hochbrücke ist sich Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) im Übrigen noch nicht sicher, ob eine Sanierung genügt. Eventuell müsse die Brücke ganz neu gebaut werden, so der Minister gegenüber Panorama 3. Dann müssten sich Auto- und Lkw-Fahrer wohl für mehrere Jahre auf den Stau einstellen.