Peter Hornung: "Ganz nahe dran zu sein, ist das Wichtigste"
Ganz nahe dran zu sein, zu sehen, zu hören, zu fühlen und mit Menschen zu sprechen - das ist, was ich als Auslandskorrespondent am liebsten tue. In Zeiten, wo man vieles digital von überall auf der Welt machen kann, halte ich das für besonders wichtig. Um zu zeigen, dass es einen Unterschied macht, ob ich am Schreibtisch arbeite oder ob ich unterwegs bin als Reporter und Auslandskorrespondent.
Spannende Zeit als Reporter bei investigativen Recherchen
Das Glück Korrespondent zu sein, hatte ich schon einmal Mitte der Nullerjahre - in Prag, zuständig für Tschechien und die Slowakei. Darüber zu berichten, wie die beiden Länder in die EU aufgenommen werden, wie alte Grenzen - auch in den Köpfen - langsam abgebaut werden, und böhmische Dörfer den deutschen Hörerinnen und Hörern näherzubringen, das war eine tolle Aufgabe. Das vergangene Jahrzehnt war dann geprägt durch investigative Recherchen: die Milliardenverluste der HSH Nordbank, der VW-Dieselskandal oder - und immer wieder - die "Schufa", internationale Kooperationen wie "Offshoreleaks", "Panama Papers" oder "Fake Science" - eine spannende und abwechslungsreiche Zeit.
Nicht nur über das Erwartbare berichten
Spannend und abwechslungsreich - das trifft auch und gerade auf Südasien zu. Kann man sich ein großartigeres Berichtsgebiet vorstellen? Im Zentrum das stolze, riesige, aufstrebende Indien, das bald China als bevölkerungsreichstes Land der Erde abgelöst haben wird. Als Nachbarn im Westen zwei islamische Staaten: Afghanistan, dessen Zukunft nach dem Abzug der internationalen Truppen ungewisser denn je ist. Und Pakistan, eine Atommacht im ewigen Streit mit Indien. Eine Zunahme der Spannungen zwischen beiden Staaten lässt nicht nur in der Region die Menschen die Luft anhalten. Was mir wichtig ist: Nicht nur das Erwartbare zu berichten, nicht einfach Klischees bedienen. So ist Bangladesch mehr als nur die Textilfabrik der Welt. Nepal besteht nicht nur aus dem Mount Everest, Sri Lanka nicht nur aus Teeplantagen und die Malediven bestehen nur nicht aus Urlaubsresorts. Aber auch.