Özoguz zur Erdogan-Wahl: Wissen über die Türkei fehlt
Nach der Wahl Erdogans, bei der eine Mehrheit der wahlberechtigten Türken in Deutschland ihre Stimme dem amtierenden Präsidenten gab, warnt die SPD-Politikerin Aydan Özoguz aus Hamburg vor pauschalen Verurteilungen. Aus ihrer Sicht spielten mangelnde Türkei-Kenntnisse für das Wahlergebnis eine Rolle.
Das Problem sei nicht nur mangelnde Integration, erklärte Özoguz, Vizepräsidentin des Bundestages und frühere Integrationsbeauftragte der Bundesregierung. "Viele wissen gar nicht - oder verschließen davor die Augen - wie es den Menschen in der Türkei geht - aus wirtschaftlicher Sicht, aber auch was die Menschenrechte betrifft", sagte Özoguz. Diejenigen, die lediglich für den Urlaub in die Türkei fahren würden, hätten nicht immer im Blick, wie sehr Erdogan die Türkei heruntergewirtschaftet habe.
Das Gespräch suchen
Die SPD-Politikerin warnte aber auch, Erdogan-Wähler in Deutschland pauschal zu kritisieren. Man dürfe nicht den Fehler machen, sie abzustempeln und müsse stattdessen weiter das Gespräch mit ihnen suchen. "Wir müssen einfach viel mehr erklären", sagte Özoguz.
Auf die türkischen Wahlberechtigten in Deutschland konnte sich Erdogan verlassen. Eine deutliche Mehrheit der abgegebenen Stimmen entfiel auf ihn. Bereits als sich am Sonntagabend Erdogans Sieg abzeichnete, zogen in vielen deutschen Städten Tausende Unterstützer auf die Straßen, um zu feiern.