Lehrlingsmangel: Dienstwagen für den Azubi
Judith Breitenstein ist verzweifelt. Für ihre Bäckerei in Hannover sucht sie seit Beginn des neuen Ausbildungsjahres zehn Lehrlinge. Bisher ohne Erfolg. Bewerber gibt es durchaus. Allerdings würden viele nicht die Voraussetzungen für eine Lehre mitbringen. Manch einer strauchelt schon, wenn es ums Einmaleins geht. Die meisten aber scheitern an althergebrachten Tugenden - wie Fleiß und Pünktlichkeit. Für Breitenstein liegt das an der Erziehung. Was dort versäumt werde, könne weder die Schule noch ein Ausbildungsbetrieb ausbügeln.
Vor allem in Branchen wie dem Einzelhandel oder der Gastronomie fehlen immer noch Lehrlinge - bundesweit ist auch Mitte des laufenden Ausbildungsjahres laut des Instituts der Deutschen Wirtschaft noch jede 7. Stelle unbesetzt. Seit Jahren gibt es immer weniger Schulabgänger, bedingt durch den starken Geburtenrückgang. Damit schrumpft auch der Anteil der guten Bewerber. Und um den kämpfen nun die Unternehmen.
Lockprämien für gute Bewerber

Viele haben sogar begonnen mit Lockprämien für sich zu werben: Judith Breitensteins Bäckerei zahlt inzwischen ausbildungswilligen und qualifizierten Jugendlichen 1.000 Euro bei Abschluss eines Lehrlingsvertrags. Der Gastronomiebetrieb Marché stellt seinen Lehrlingen einen Dienstwagen als Belohnung für gute Noten zur Verfügung: "Es ist kein Markt mehr, der durch die Firmen beherrscht wird, sondern durch die Schüler. Die Schüler, die sich bewerben, sind die knappe Ware und um die müssen alle kämpfen", sagt Stefan Siefjediers, Geschäftsführer der Marché Flughafen Restaurants in Hamburg. Die Zeiten, in denen ein Mangel an Ausbildungsplätzen herrschte, sind lange vorbei. Heute fehlen Lehrlinge.
