Für eine Altersvorsorge reicht es nicht bei allen

Stand: 08.01.2025 15:30 Uhr

Wird die gesetzliche Rente reichen, um den Lebensstandard im hohen Alter halten zu können? Diese Frage beschäftigt auch in Norddeutschland viele Menschen. Wie das Thema Altersvorsorge angegangen wird, hängt auch vom Einkommen ab. Das zeigen zwei Beispiele aus Schleswig-Holstein.

Ein Mann tritt aus seinem Einfamilienhaus in den Garten, in dem ein Hund herumläuft. © NDR Info
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von Julia Wacket und Marc-Oliver Rehrmann

Philipp Segelitz hält das jüngste Schreiben der Deutschen Rentenversicherung in den Händen. Die Zahlen aus der "Renteninformation" führen dem 30-Jährigen deutlich vor Augen, wie es um seine Altersvorsorge bestellt ist. "Das ist furchtbar", sagt Segelitz. "Hier steht: 'Sollten für Sie bis zum Beginn der Regelaltersgrenze Beiträge wie im Durchschnitt der letzten fünf Kalenderjahre gezahlt werden, bekämen Sie eine monatliche Rente von 1.334,26 Euro.'" Das ist nicht sonderlich viel.

Und so macht sich der gelernte Techniker Sorgen, was seine finanzielle Lage im Rentenalter angeht. Aus gesundheitlichen Gründen kann er seinen Job bei einem Energie-Versorger nur in Teilzeit ausüben. "Ich weiß, ich bin nicht im niedrigsten Lohnsektor", sagt Segelitz. "Aber es ist halt nicht so, dass ich mit Blick auf die Rente sagen kann: Ich fühle mich sicher, mir kann nichts passieren." Er habe den Eindruck, dass die Menschen, die nicht in Vollzeit arbeiten, vergessen werden.

Philipp Segelitz sitzt in seinem WG-Zimmer und streichelt eine Katze. © NDR Info
Für sein WG-Zimmer zahlt Philipp Segelitz nur 250 Euro - für eine private Altersvorsorge reicht es trotzdem nicht.
Viele Fixkosten im Monat, kaum Ersparnisse

Der Schleswig-Holsteiner erhält aktuell von seinem Monatslohn 1.580 Euro ausbezahlt. Nach Abzug der Ausgaben - beispielsweise für Miete, Lebensmittel und Freizeit - bleiben 600 Euro monatlich übrig. Allerdings muss Segelitz davon noch Schulden abbezahlen - und er hat kaum etwas angespart. Momentan zahlt er zwar nur 250 Euro Miete für sein WG-Zimmer. Diese Kosten könnten aber nach einem Umzug schnell steigen. "Ich sehe die Notwendigkeit, für später vorzusorgen. Aber es ist schwierig, wenn man immer mehr Fixkosten hat und nicht genug auf der hohen Kante, wenn mal was ist." An einen monatlichen Sparplan mit Aktien zur Vorsorge hat er sich noch nicht herangetraut - aus Angst, seine laufenden Kosten nicht decken zu können.

Geringverdiener haben oft keine Altersvorsorge

So wie Philipp Segelitz geht es vielen. Vor allem Menschen mit einem niedrigen Einkommen haben Probleme, für das Rentenalter finanziell vorzusorgen. Gut die Hälfte der 25- bis 67-Jährigen, die brutto weniger als 1.500 Euro pro Monat verdienen, haben laut Bundesministerium für Arbeit und Soziales keine zusätzliche Altersvorsorge.

Dabei gerät das System der gesetzlichen Rente durch den demografischen Wandel immer mehr unter Druck: Die Zahl der Rentnerinnen und Rentner steigt - ebenso wie die Lebenserwartung. Hingegen sinkt die Zahl derjenigen, die in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen. Ohne zusätzliche betriebliche oder private Vorsorge könne der Lebensstandard im Alter nicht gehalten werden, warnen Finanz-Experten.

Gläserner Aufzug © picture-alliance / dpa Foto: Rolf Vennenbernd
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Eigenheim, Riester-Rente und noch ein Aktien-Depot

Jörg Thomsen steht für eine andere Gruppe: für diejenigen, die ausreichend Geld zur Verfügung haben, um sich bei der Altersvorsorge breit aufzustellen. So lebt der 50-jährige IT-Consultant mit seiner Familie im eigenen Haus, das auch schon abbezahlt ist. Hinzu kommen die gesetzliche Rente, eine Riester-Rente und - für ihn besonders wichtig - ein Aktien-Depot. "Ich habe jetzt noch 17 Jahre zu arbeiten", sagt Thomsen. "Das ist ein Anlage-Horizont, der gut darstellbar ist." Er geht davon aus, dass seine Anteile in diesem Zeitraum an Wert gewinnen - auch wenn es zwischenzeitlich an der Börse mal bergab gehen sollte.

Jörg Thomsen sitzt in seinem Haus vor einem Laptop. © NDR Info
Jörg Thomsen kümmert sich schon seit vielen Jahren um seine Altersvorsorge.
Altersvorsorge mit der Börse: "Wir sind keine Zocker"

Mit 20.000 Euro hat Jörg Thomsen vor 20 Jahren angefangen und das Familien-Vermögen nach und nach gesteigert. Er investiert weltweit, breit gestreut in börsengehandelte Indexfonds (ETFs), Fonds und Edelmetalle. "Wir sind keine Zocker, sondern eher sicherheitsliebend. Uns geht es darum, uns langfristig absichern - ergänzend zur normalen Rente."

Aktien als Altersvorsorge werden in Deutschland immer beliebter. Das zeigt auch eine YouGov-Umfrage im Auftrag der HDI-Versicherungen. Demnach sind Aktien nach dem Eigenheim die vertrauenswürdigste Form, fürs Alter vorzusorgen. Aktien als Geldanlage haben in jüngster Zeit die meisten anderen Anlage-Möglichkeiten für die Altersvorsorge überholt. So schneiden die gesetzliche Rente, Lebensversicherungen, Betriebsrenten sowie vermietete Immobilien bei den Befragten inzwischen schlechter ab als Wertpapiere.

"Der größte Fehler ist ja wohl, nicht anzufangen"

Philipp Segelitz will seine Altersvorsorge nun auch angehen - auch wenn sein finanzieller Spielraum nicht sonderlich groß ist. Sein Plan: erstmal die Summe von drei Nettogehältern ansparen und dann - wenn möglich - auch etwas für das Alter zur Seite legen. "Der größte Fehler ist ja wohl, nicht anzufangen. Das habe ich immer so gelesen," so Segelitz. Trotzdem bleibt die Altersvorsorge für den 30-Jährigen ein Sorgenthema. Er wünscht sich mehr Tipps, wie Menschen mit geringem Einkommen ihre Rente aufstocken können. 

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NDR Info | Infoprogramm | 08.01.2025 | 06:37 Uhr

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