Fahrschulen fordern kürzere Wartezeiten auf Fahrprüfung
Wartezeiten von mehreren Wochen auf Führerscheinprüfungen - ob bei Pkw oder Motorrad - sorgen für Frust, Mehrkosten und Alltagseinschränkungen bei vielen Fahrschülerinnen und Fahrschülern im Norden. Gibt es nicht genug Personal beim TÜV und der DEKRA?
Marten Beckmann hat gerade eine Motorrad-Unterrichtsstunde hinter sich und steht in voller Montur vor der Fahrschule in Hamburg-Bergedorf. Vor kurzem hat er schon den Pkw-Führerschein gemacht. Auf den Prüftermin dafür musste er lange warten. Für seine jetzt anstehende Motorradprüfung rechnet er wieder mit langen Wartezeiten von vier bis sechs Wochen. Auch Dominik Torres will Pkw-Führerschein machen. Bei ihm dauert es allerdings noch ein bisschen, bis es in Richtung praktische Prüfung geht, aber auch er hat von längeren Wartezeiten gehört: "Einige sagen, das dauert ein bisschen. Andere sagen, dass sie direkt einen Termin bekommen. Das ist ziemlich gemischt, von Person zu Person unterschiedlich."
Fahrlehrer befürworten zeitnahe Fahrprüfungen
Laut der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände gehören zu den Regionen, in denen sich Prüfungstermine stauen zum Beispiel Hamburg, Braunschweig und Teile von Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Auch bei Joachim Ehling, dem Kreisvorsitzenden des Fahrlehrerverbandes Niedersachsen für Lingen im Emsland, verschärft sich die Situation seit diesem Jahr: "Das kann durchaus Mehrkosten für den Fahrschüler bedeuten. Man bildet ihn aus, er ist fertig, kriegt keine Prüfung und muss dann immer wieder die ein oder andere Fahrstunde machen, um das Gelernte nicht zu vergessen." Für Fahrlehrer sei es günstiger, wenn der Fahrschüler zum besten Zeitpunkt der Fahrreife seine Prüfung mache - und damit wieder Platz für den nächsten Fahrschüler.
Besonders lange Wartezeiten in Niedersachsen
Im gesamten Osnabrücker Land, in der Grafschaft Bentheim und rund um Lingen berichten immer wieder Fahrschulen von Problemen: Die Wartezeit beträgt dort zurzeit drei bis sechs Wochen, normal seien eine bis zwei Wochen. Im vergangenen Jahr seien es teils sogar bis zu zwölf Wochen gewesen. Auch Kurt Bartels von der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände berichtet von nachvollziehbarem Frust bei vielen Fahrschülerinnen und Fahrschülern: "Wenn wir gerade jetzt in der Schönwettersaison nicht die Möglichkeit haben, unsere Motorradschüler bei der Prüfung vorzustellen, damit die dann auch anschließend Motorrad fahren können!"
Corona hat Nachfrage nach Führerscheinen gestärkt
Während der Corona-Zeit hatte die Branche noch befürchtet, das Geschäft breche ein, als Fahrschulen, je nach Bundesland, teils wochenlang geschlossen waren. Aber das Gegenteil sei der Fall. Es habe in dieser Zeit einen Mentalitätswandel gegeben. Sogar bei jungen Leuten in Großstädten mit gut ausgebautem ÖPNV, so Bartels: "Gerade in der Corona-Zeit haben sich viele dafür entschieden, doch wieder individuell unterwegs zu sein, denn es war gerade nicht angenehm, mit Maske mit 50, 60, 70 Leuten im Bus zu sitzen. Das kann sein, dass sich da eine Trendwende abzeichnet." Er fordert, dass TÜV und DEKRA mehr Personal für die Prüfungen bereitstellen sollen. Den Personalmangel beim TÜV Nord sieht auch Joachim Ehling aus Niedersachsen als Hauptursache für den Prüfungsstau - und weniger Nachholeffekte aus der Corona-Zeit. Diese seien mittlerweile so gut wie abgebaut.
TÜV Nord schult neue Mitarbeiter
Der TÜV Nord hat bereits reagiert und schult neue Mitarbeiter. Außerdem wurden Ehemalige aus dem Ruhestand zurückgeholt. Mehr Personal ist auch aus einem anderen Grund nötig, erklärt Claas Stroh vom TÜV Nord: "Wenn Sie sich den Zeitraum der letzten zehn Jahre angucken, dass die Nichtbestehens-Quoten deutlich gestiegen sind, das sorgt dafür, dass immer mehr Prüfungen wiederholt werden müssen." Der Verkehr sei auch immer komplexer geworden und dadurch seien Prüfungen für Fahrschüler schwieriger. Claas Stroh fordert deshalb, dass das Thema Straßenverkehr in Schulen eine größere Rolle spielen solle, auch noch nach der Grundschule.