Corona: Initiative vermittelt genesene Patienten
Zur Bekämpfung der Corona-Pandemie könnte zusätzlich zur Impfstoff-Entwicklung auch aus Blutplasma Antikörper gewonnen werden. Weltweit arbeiten Wissenschaftler gerade daran, daraus ein passendes Medikament zu entwickeln. In Deutschland stehen die Forscher, die sich mit diesem Thema beschäftigen aber vor einem ganz besonderen Problem: dem Datenschutz. Schließlich können die Daten von Patienten, die eine Covid-19-Erkrankung überwunden haben, nicht einfach weitergegeben werden. Ein Verein aus Köln versucht deshalb, genesene Corona-Patienten an die Kliniken zu vermitteln, wie die "NDR Info Perspektiven" berichten.
Thomas Mosbach ist kein Arzt oder Virologe, sondern betreibt eine Internetagentur und berät Unternehmen bei der Digitalisierung. Trotzdem beschäftigt sich Thomas Mosbach seit Wochen mit dem neuartigen Corona-Virus: "Meine Eltern sind beide jenseits der 60 und vorerkrankt. Dementsprechend hätten sie einen schweren Verlauf zu erwarten, wenn sie denn erkrankten. Deshalb habe ich mir früh Gedanken gemacht, wie ich damit umgehen kann, wenn meine Eltern mit einer Corona-Infektion im Krankenhaus landen."
Antikörper aus Blutplasma ehemaliger Corona-Patienten
In diesem Zusammenhang stieß Thomas Mosbach auf erste Studien, bei denen Corona-Patienten mit Blutplasma von Menschen behandelt werden, die eine Corona-Infektion überstanden und dabei Antikörper gebildet haben. Und der IT-Fachmann erkannte ein Problem: In Deutschland gibt es keine zentrale Datenbank, in der Namen oder Adressen von ehemaligen Corona-Patienten erfasst werden "Vorhanden sind die Daten auf jeden Fall – zumindest bei den lokalen Gesundheitsämtern. Allerdings ist es so, dass aus verständlichem Grund der Datenschutz eine wichtige Rolle spielt, gerade bei Patientendaten. Daher dürfen die Gesundheitsämter weder Patientendaten rausgeben, noch die Patienten aktiv auf die Möglichkeit einer Immunspende hinweisen."
Idee: Aufbau einer Datenbank genesener Patienten
Aus diesem Problem entstand eine Idee. Gemeinsam mit seinem Bruder, weiteren Mitstreitern und medizinischen Beratern gründete Thomas Mosbach die Initiative Immunspender. Es ist ein gemeinnütziger Verein, der ein Verzeichnis genesener Corona-Patienten anlegen und sie an Kliniken und Plasmazentren vermitteln will. Im Internet und sozialen Netzwerken wirbt die Non-Profit-Organisation schon um potenzielle "Immunspender". Mehr als 1.000 haben sich in den ersten Wochen über die Website oder die Hotline gemeldet. Jeder, der eine bestätigte Covid-19 Erkrankung hat, oder bei dem starke Hinweise auf eine solche überwundene Erkrankung vorliegen, kann dort anrufen. Als starke Hinweise gelten in dem Zusammenhang die entsprechenden Symptome, eine Reise in Risikogebiete oder ein Zusammentreffen mit anderen bestätigten Patienten. Aber auch der Wohnort mit einem gehäuften Auftreten wäre ein Kriterium. Die Initiative vermittelt vorab einen Test und nimmt sie dann in ihre "Immunspenderkartei" auf.
Gesundeten-Plasma für zweite Infektionswelle
Dabei geht es der Initiative um mehr als nur ein Adress-Verzeichnis. Ziel ist es, schon früh zu klären, welche ehemaligen Corona-Patienten überhaupt für eine Immunspende in Frage kommen. Für Frauen, die schon einmal schwanger waren, gibt es zum Beispiel Einschränkungen. Außerdem will der Verein künftig die Vermittlung von Spendern übernehmen. Den Blutspendezentren und Kliniken könnte das viel Zeit und Arbeit ersparen, ist Stefan Scholten überzeugt. Der Infektiologe berät die Initiative Immunspender. Die Bündelung von Ressourcen ist seiner Meinung nach entscheidend im Kampf gegen das Corona-Virus: "Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir eine zweite Infektionswelle bekommen werden. Wahrscheinlich wenn dann die nächste Erkältungswelle kommt, wenn also auch Doppelinfektionen das Leben schwer machen können, werden wir Dinge wie solches Gesundeten-Plasma dringend benötigen."
Therapieform ist noch nicht genehmigt
Noch laufen in Deutschland mehrere Studien zur Behandlung des neuartigen Corona-Virus mit Antikörpern. Wann diese Therapien in Kliniken eingesetzt werden dürfen, ist noch nicht absehbar. Trotzdem ist es wichtig, schon jetzt die potenziellen Antikörper-Spender zu erfassen, erklärt Thomas Mosbach: "Irgendwann kommt dann die Phase zwei, wenn die Therapie genehmigt wurde. Dann werden auf einmal sehr viel mehr Spender gebraucht, als in den Kliniken zur Verfügung stehen. Und dann kommt unsere Zeit, dann sind wir bereit. Wir haben diese Spender dann schon in unserer Kartei und können sie zur Verfügung stellen." An der Vermittlung von Plasmaspendern wird der gemeinnützige Verein übrigens nichts verdienen. Bisher finanzieren die Gründer die Initiative Immunspender aus eigener Tasche. Unter anderem mit Hilfe von Crowdfounding wollen sie das Projekt nun auf eine sichere Basis stellen.