Corona-Chronologie: November 2020
Der zweite Teil-Lockdown mit Kontaktbeschränkungen und Schließungen in Gastronomie und Kultur beginnt Anfang des Monats. Das exponentielle Wachstum wird so gestoppt - trotzdem verharrt die Zahl der Neuinfektionen auf hohem Niveau. Nach Erreichen neuer Höchstwerte einigen sich Bund und Länder daher nach langen Beratungen auf weitere Verschärfungen. Aber am Ende des Monats belegen die Zahlen: Im Norden scheinen die Maßnahmen am besten zu wirken.
Teil-Lockdown: Neue Maßnahmen treten in Kraft
Die in der Vorwoche von Bund und Ländern beschlossenen strikteren Corona-Regeln treten in Kraft. Die wichtigsten Punkte im Überblick:
- Einschränkungen beschlossen:
- Treffen von nur noch zwei Haushalten
- Touristische Übernachtungsangebote verboten
- Gastronomie wieder geschlossen
- Keine Veranstaltungen, keine Kultur und kein Freizeitsport
Gottesdienste dürfen weiter stattfinden, Schulen, Kitas und der Einzelhandel bleiben geöffnet.
30 Corona-Infektionen in Ostseeklinik Prerow
In Mecklenburg-Vorpommern sind 30 Patienten und Mitarbeiter der Ostseeklinik Prerow Corona-infiziert. Nach Klinik-Angaben werden zunächst zwei Patienten nach Auftreten von Erkältungssymptomen positiv getestet. Anschließend werden alle rund 200 Patienten und 100 Mitarbeiter ebenfalls untersucht. Dabei tauchen 28 weitere positive Fälle auf. Inzwischen sei die Klinik geschlossen.
TUI Cruises muss alle Kreuzfahrten ab Kiel absagen
Die schleswig-holsteinische Landesregierung untersagt wegen der neuen Corona-Maßnahmen auch alle Kreuzfahrten. Die Reederei TUI Cruises sagt daraufhin acht Fahrten der "Mein Schiff 1" von Kiel aus ab. Die Reisen der "Mein Schiff 2" zu den Kanarischen Inseln sowie der "Mein Schiff 6" ab Kreta sollen aber weiterhin stattfinden.
SV Meppen in Quarantäne - Es wird wieder gehamstert
- Das Gesundheitsamt des Landkreises Emsland schickt die ganze Mannschaft des SV Meppen nach sieben positiven Corona-Tests in Quarantäne. Mehrere Spiele der Emsländer werden abgesagt. Schon nach den positiven Testergebnissen zwei Tage vorher schickte der Club vorsorglich viele Mitarbeiter in häusliche Quarantäne geschickt und seine Geschäftsstelle für den Publikumsverkehr geschlossen.
- Auch die letzten Touristen müssen ihre Unterkünfte in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein räumen. Das bis Ende November geltende Beherbergungsverbot für Urlauber ist Teil des in der Vorwoche von Bund und Ländern zur Eindämmung der Corona-Infektionen beschlossenen Teil-Lockdowns.
- Hamburger hamstern wieder. Nudeln, Konserven und Toilettenpapier sind Anfang November Kassenschlager in den Supermärkten. Zum Teil werden solche Produkte nicht mehr in größeren Mengen verkauft.
Hansa Rostock sagt Heimspiel ab
Bei Fußball-Drittligist Hansa Rostock gibt es vier positive Corona-Tests. Vorsorglich werden Mannschaft, Trainer und Betreuer in häusliche Isolation geschickt. Das nächste Spiel gegen Türkgücü München wird abgesagt.
Staatshilfen für AIDA
Die Rostocker Kreuzfahrtreederei AIDA Cruises stellt einen Antrag auf Staatshilfe aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds. Nach Informationen von NDR 1 Radio MV geht es um einen Kredit in Höhe von 400 Millionen Euro.
Vielversprechende Daten zu Corona-Impfstoff
Das Mainzer Pharmaunternehmen Biontech veröffentlicht vielversprechende Daten zu seinem Corona-Impfstoff. Demnach bietet er einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor der Krankheit Covid-19. Einen Tag später handelt die EU-Kommission mit Biontech und dem US-Partner Pfizer einen Vertrag zur Lieferung des Impfstoffes aus. Später im Monat gibt es auch positive Daten aus den Studien von Moderna und AstraZeneca.
Handballer in Termin-Not - Start in den Karneval
- Nachdem ist im deutschen Handball-Nationalteam einen zweiten positiven Corona-Test gegeben hat, sagt die Handball-Bundesliga (HBL) mehrere Spiele ab.
- Unter Corona-Bedingungen starten die Karnevalisten in Braunschweig in die fünfte Jahreszeit. Die Prinzen wurden im Altstadtrathaus im kleinen Kreis proklamiert.
Höchststände bei Corona-Neuinfektionen in Niedersachsen und Hamburg
- Hamburg und Niedersachsen melden Höchststände bei den Corona-Neuinfektionen: In der Hansestadt gibt es an einem Tag 660, in Niedersachsen 1.613 neue laborbestätigte Fälle.
- Mecklenburg-Vorpommern verhängt erstmals im Zuge der Corona-Pandemie in einer Schule auch im Unterricht die Maskenpflicht. Zuvor waren an einer Gesamtschule in Stralsund (Landkreis Vorpommern-Rügen) 14 Schüler sowie ein Lehrer positiv auf das Coronavirus getestet worden.
- Die Wirtschaftsbehörde der Stadt sagt auch für 2021 den Hamburger Hafengeburtstag ab. Die Großveranstaltung mit Hunderttausenden Besuchern sollte im Mai stattfinden.
Mahnende Worte von Merkel - Verstöße gegen Maskenpflicht
- Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schwört die Menschen in Deutschland auf harte Wintermonate aufgrund der Corona-Krise ein. "Der vor uns liegende Winter wird uns allen noch viel abverlangen", sagt sie in ihrem Video-Podcast. "Das Virus wird noch eine ganze Weile unser Leben bestimmen." Das bedeute auch, dass sich die Menschen nicht unbeschwert direkt begegnen könnten.
- In Hamburg gibt es eine groß angelegte Kontrolle zur Einhaltung der Corona-Regeln im öffentlichen Nahverkehr. Im Verlauf des Einsatzes werden insgesamt etwa 17.500 Fahrgäste überprüft. Die Polizei zählt mehr als 650 Verstöße gegen die Maskenpflicht - und erwischt fast 450 Fahrgäste ohne gültigen Fahrschein.
Kein neuer Beschluss, aber Appell der Politik: Kontakte auf Minimum beschränken
- Der niedersächsische Fußballverband stellt wegen der Corona-Pandemie den Spielbetrieb für dieses Jahr ein.
- Ein Treffen von Bund und Ländern geht ohne Beschluss neuer Corona-Regeln zu Ende. Es gibt lediglich den Appell an die Bevölkerung, Kontakte auf ein Minimum zu beschränken.
Wochenvergleich: Erster Infektions-Rückgang seit Mitte September
Erstmals seit über zwei Monaten sind die Neuinfektionen mit Covid-19 im Norden im Wochenvergleich rückläufig. Innerhalb der vorangegangenen sieben Tage sank die Zahl der neu Infizierten gemäß Daten des Robert Koch-Instituts um 3,3 Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Zuletzt waren die neuen Fälle am 10. September im Wochenvergleich gesunken. Seit Mitte September hatte es fast ausschließlich Zuwächse im zweistelligen Prozentbereich gegeben. Mit dem jüngsten Rückgang sinkt die Sieben-Tage-Inzidenz der norddeutschen Bundesländer insgesamt mit einem aktuellen Wert von 99,0 wieder unter die Marke von 100 Neuinfizierten in den letzten sieben Tagen pro 100.000 Einwohner.
Neues Infektionsschutzgesetz verabschiedet
Bundestag und Bundesrat verabschieden die Reform des Infektionsschutzgesetzes. Zuvor hatte es im Bundestag eine kontroverse Debatte gegeben. Neben Union und SPD stimmten auch die Grünen der Regierungsvorlage dort zu. FDP, die Linke und AfD lehnten das Gesetz ab. Kritisiert wird u.a., dass Eingriffe in Grundrechte nicht gut genug begründet werden und der Bundestag dafür nur unzureichend eingebunden wird.
Ziel des Gesetzes ist es unter anderem, bislang per Verordnung erlassene Corona-Maßnahmen gesetzlich zu untermauern und konkret festzuschreiben. Im Infektionsschutzgesetz war bisher nur allgemein von "notwendigen Schutzmaßnahmen" die Rede, die die "zuständige Behörde" treffen kann. Nun werden mögliche Maßnahmen konkret aufgelistet, etwa Abstandsgebote, Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen oder Beschränkungen im Kultur- und Freizeitbereich. Auch ist eine zeitliche Beschränkung der Maßnahmen festgeschrieben. Die abschließende Beratung wurde von Protesten im Berliner Regierungsviertel gegen die Corona-Maßnahmen begleitet. Die Polizei sprach von mehr als hundert Festnahmen.
Niedersachsen gibt erste Pläne für Impfzentren bekannt
Niedersachsen will landesweit bis zu 60 Impfzentren zur bevorstehenden Impfung breiter Bevölkerungsschichten gegen das Coronavirus einrichten. Neben den Impfzentren in den Landkreisen und großen Städten, die für jeweils rund 150.000 Menschen zuständig sein sollen, werden auch mobile Teams aufgebaut, die etwa die Bewohner von Heimen impfen. Zuvor hatten bereits Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern über erste Vorbereitungen berichtet.
Zahl der Neuinfektionen erreicht neuen Höchstwert
Gut zwei Wochen nach Inkrafttreten des neuen Teil-Lockdowns erreicht die Zahl der täglich verzeichneten Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland einen neuen Rekordwert. Das RKI vermeldet 23.648 neue Fälle.
Zahl der Toten erreicht Höchstwert in der zweiten Welle
Ein Blick auf Analysen von NDR Data zeigt, dass die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Norddeutschland in den vergangenen sieben Tagen um knapp 17 Prozent gegenüber der Vorwoche zurückgegangen ist. Gleichwohl steigt die Zahl der in den vergangenen sieben Tagen Verstorbenen auf 153. Das ist der bisherige Höchstwert in der zweiten Welle. Zum Vergleich: Bei der ersten Welle wurde der Höchstwert mit 185 Todesfällen in sieben Tagen am 27. April erreicht.
Sophie-Scholl-Vergleich sorgt für Empörung
Eine junge Rednerin - "Jana aus Kassel" - vergleicht sich bei einer "Querdenken"-Demo in Hannover mit der NS-Widerstandskämpferin Sophie Scholl. Das sorgt nicht nur im Netz für scharfe Kritik. In einem entsprechenden Video, das ihren Auftritt auf dem Opernplatz zeigt erklärt die Frau, sie fühle sich "wie Sophie Scholl, da ich seit Monaten hier aktiv im Widerstand bin, Reden halte, auf Demos gehe, Flyer verteile und auch seit gestern Versammlungen anmelde." Als sich ein Ordner der Demo über die "Holocaustrelativierung" empört, verlässt sie abrupt die Bühne. Auch Tage später wird sie für ihren Auftritt vor allem in den sozialen Netzwerken heftig kritisiert.
Länder einigen sich auf neue Anti-Corona-Maßnahmen
Vor den Gesprächen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über das weitere Vorgehen im Kampf gegen das Coronavirus stimmen die Länder ihre Vorstellungen ab. Sie beschließen u.a. die Verlängerung der bisherigen Maßnahmen, eine erweiterte Maskenpflicht und verschärfte Kontaktbeschränkungen. Zu Weihnachten und Silvester wollen sie jedoch Feiern mit maximal zehn Personen zulassen. Schleswig-Holstein kündigt jedoch an, die verschärften Kontaktbeschränkungen nicht umsetzen zu wollen.
Schleswig-Holstein kündigt 28 Impfzentren an
Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) kündigt die Einrichtung von insgesamt 28 Impfzentren im ganzen Land an - unter anderem in Niebüll, Husum, Flensburg, Büdelsdorf oder Kaltenkirchen.
Teil-Lockdown bis 20. Dezember verlängert
Nach stundenlangen Beratungen einigen sich Bund und Länder: Der Teil-Lockdown zur Corona-Eindämmung - mit Schließung unter anderem von Gastronomie, Kultur- und Freizeiteinrichtungen - wird bis 20. Dezember verlängert. An einigen Stellen sollen ab 1. Dezember schärfere Regeln gelten - etwa mit schärferen Kontaktbeschränkungen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte angesichts der anhaltend hohen Infektionszahlen eine weitere "Kraftanstrengung" im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Weil die Inzidenzwerte im hohen Norden niedriger sind als im Rest der Republik, sollen die verschärften Kontaktbeschränkungen in Schleswig-Holstein jedoch nicht umgesetzt werden.
Nordländer erlauben Hotelübernachtungen für Weihnachtsgäste
Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg kündigen an, Hotelübernachtungen für Besuche bei Verwandten und engen Freunden über Weihnachten zu ermöglichen. Nur einen Tag später schließt sich auch Mecklenburg-Vorpommern der Regelung an.
Zwischenbilanz: Nordländer mit den besten Inzidenzwerten
- Im Norden scheint der Teil-Lockdown am besten zu wirken. In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern liegt laut dem Robert Koch-Institut die Sieben-Tage-Inzidenz am Ende des Monats bei 44 beziehungsweise 47. Niedersachsen liegt mit einem Wert von 78 bundesweit auf Rang vier - direkt hinter Hamburg (74). Die Hansestadt selbst berechnet die Inzidenz aber nach einen anderen Bevölkerungsschlüssel als das RKI und gibt den Wert am 30. November mit 101,1 an. Dies ist für Metropolen aber ein vergleichsweise guter Wert - zum Vergleich: In Berlin liegt der Wert bei 180. Den höchsten Inzidenzwert unter den Bundesländern weist laut RKI Sachsen (257) auf.
- Mehrere Tierparks in Schleswig-Holstein öffnen wieder - das erlaubt die neue Corona-Verordnung des Landes. Zu den Einrichtungen, die schon wieder besucht werden können, gehören der Vogelpark Niendorf, der Tierpark Neumünster, die Arche Warder und der Wildpark Eekholt. Weitere Parks wollen in den folgenden Tagen öffnen.