Corona-Chronologie: Dezember 2020
Anfang Dezember treten verschärfte Maßnahmen des Teil-Lockdowns in Kraft. Doch angesichts stark steigender Infektionszahlen kommt es am 16. Dezember zum zweiten harten Lockdown in Deutschland. Hoffnung macht aber die Zulassung eines ersten Impfstoffes - am 27. Dezember werden die ersten Menschen auch im Norden geimpft.
Verschärfte Kontaktregeln, Biontech beantragt Impfstoff-Zulassung in der EU
- In den meisten Landkreisen im Norden ist die Pandemie Anfang des Monats auf dem Rückzug. Laut Angaben des Robert Koch-Instituts sinkt in mehr als zwei Dritteln der Landkreise (48 von 71) die Sieben-Tage-Inzidenz. Damit steht der Norden vergleichsweise gut da. Unter den Flächenländern hat nur Nordrhein-Westfalen einen spürbar höheren Anteil an Kreisen mit sinkenden Neuinfektionen.
- Dennoch gelten ab heute verschärfte Kontaktregeln: In Niedersachsen, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern dürfen sich privat nur noch maximal fünf Menschen aus zwei Haushalten treffen (Kinder bis 14 Jahren ausgenommen) - in Schleswig-Holstein sind es zehn.
- Die Mainzer Firma Biontech und der US-Pharmariese Pfizer geben bekannt, bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (Ema) die Zulassung für ihren Corona-Impfstoff in der EU beantragt zu haben. Am Montag hatte auch der US-Konzern Moderna bei der Ema einen entsprechenden Antrag für seinen Impfstoff gestellt.
Verlängerung des Teil-Lockdowns bis 10. Januar beschlossen
- Der Teil-Lockdown mit geschlossenen Restaurants, Museen, Theatern und Freizeiteinrichtungen wird bis zum 10. Januar verlängert. Das beschließen Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder bei ihren Beratungen. Ursprünglich waren die gegenwärtigen Auflagen bis zum 20. Dezember befristet.
- Der TUI-Konzern bekommt weitere Staatshilfen gegen einen möglichen finanziellen Absturz in der Corona-Krise. Nach Angaben des weltgrößten Reiseanbieters aus Hannover einigte sich der Konzern mit privaten Investoren, Banken und dem Bund auf ein Finanzierungspaket im Volumen von 1,8 Milliarden Euro.
Telefonische Krankschreibungen bis Ende März möglich
Angesichts der weiterhin hohen Corona-Infektionszahlen können sich Patienten mit leichten Erkältungsbeschwerden bis ins neue Jahr hinein auch ohne Praxisbesuch telefonisch krankschreiben lassen. Der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken beschließt, dass die Sonderregelung bis zum 31. März 2021 verlängert wird.
Mecklenburg-Vorpommern überschreitet 50er-Grenzwert
Nach 95 gemeldeten Corona-Neuinfektionen liegt die Sieben-Tage-Inzidenz - die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche - im gesamten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern bei 50,6 - also leicht über dem 50er-Grenzwert für Risikogebiete.
Glühweinverbot in Hamburg - SH reißt als letztes Bundesland die 50er-Inzidenz
- Um Menschenansammlungen zu vermeiden, verbietet Hamburg in mehreren Vierteln den Außer-Haus-Verkauf von Glühwein. Zwei Tage später wird das Verbot auf das ganze Stadtgebiet ausgeweitet. Auch andere Bundesländer wie Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern verbieten den Alkoholausschank in der Öffentlichkeit.
- Schleswig-Holstein wird als letztes Bundesland in Deutschland in der aktuellen Infektionswelle zum Corona-Risikogebiet. In den vergangenen sieben Tagen kamen auf 100.000 Einwohner im Schnitt 51,6 Infektionen.
Debatte über harten Lockdown - Schärfere Maßnahmen in MV
- Wegen der auch im Norden wieder steigenden Inzidenzzahlen gibt es immer mehr Forderungen nach einem harten Lockdown. Nachdem sich Kanzlerin Merkel am Vortag schon für entsprechende Entscheidungen noch vor Weihnachten ausgesprochen hatte, setzt sich jetzt auch die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina für eine drastische Verschärfung der Maßnahmen ein. Im Podcast "Coronavirus Update" unterstützt Virologe Christian Drosten noch einmal nachdrücklich diese Forderung. Das Leopoldina-Papier sei eine "deutliche und letzte Warnung der Wissenschaft".
- Mecklenburg-Vorpommern setzt bereits die ersten Verschärfungen um. So müssen sämtliche Kommunen die Maskenpflicht auf öffentliche Plätze ausweiten. Außerdem gelten eingeschränkte Besuchsregeln in Alten- und Pflegeheimen. In MV erreichen die gemeldeten Corona-Neuinfektionen in diesen Tagen neue Höchstwerte. Am Mittwoch stiegen sie auf 298. Einen Tag später kündigt Ministerpäsidentin Schwesig zudem Homeschooling ab der 7. Klasse bereits ab kommender Woche für die Landkreise und kreisfreien Städte an, in denen der Inzidenzwert über 50 liegt.
Niedersachsen kassiert Lockerungen zu Silvester
Niedersachsen nimmt die ins Auge gefassten Lockerungen rund um den Jahreswechsel zurück. Das kündigt Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) im Landtag an. Die geltenden Kontaktbeschränkungen auf maximal fünf Personen aus zwei Haushalten sollen lediglich vom 24. bis zum 26. Dezember auf 10 Verwandte zuzüglich von Kindern unter 14 Jahren ausgeweitet werden.
SH verschärft Maßnahmen, Bremen kippt Festtagslockerungen
- Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) gibt konkrete Maßnahmen für einen schnellstmöglichen Lockdown bekannt. So sollen die Kontaktbeschränkungen schnellstmöglich verschärft werden: Statt zehn Menschen aus zwei Haushalten sollen maximal fünf Personen aus maximal zwei Hausständen zusammenkommen dürfen. Angedachte Hotelübernachtungen für Verwandtenbesuche zu Weihnachten wurden wieder gekippt. Zuvor war bekannt geworden, dass in Schleswig-Holstein die Zahl der Neuinfektionen auf den Höchstwert von 529 gestiegen ist.
- Nach anderen norddeutschen Bundesländern nimmt auch Bremen wegen der steigenden Zahl an Corona-Infektionen die geplanten Lockerungen für Weihnachten und Silvester zurück. Damit dürfen sich auch dort an den Festtagen höchstens fünf Menschen aus zwei Haushalten treffen, zuzüglich Kindern.
Bund und Länder beschließen harten Lockdown
Angesichts immer weiter steigender Corona-Infektionszahlen einigen sich die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei einem eilig einberufenen Bund-Länder-Gipfel auf einen harten Lockdown ab dem 16. Dezember. Der Einzelhandel - mit Ausnahme der Geschäfte für den täglichen Bedarf - muss schließen. Ebenso Dienstleistungsbetriebe im Bereich der Körperpflege wie Friseursalons, Kosmetikstudios, Massagepraxen, Tattoo-Studios. Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit wird untersagt, die Kontaktbeschränkungen mit einer Obergrenze von fünf Menschen aus zwei Haushalten (ausgenommen Kinder bis 14 Jahren), werden lediglich Weihnachten auf engsten Familienkreis erweitert. Zu Silvester gilt ein An- und Versammlungsverbot, Feuerwerkskörper dürfen nicht verkauft werden, den Bundesländern wird überlassen, Böllerverbote zu verhängen. Schulen sollen nach Möglichkeit auf Fernunterricht umstellen, Kitas möglichst schließen.
Shopping: Teilweise lange Schlangen vor den Geschäften
Auch in Norddeutschland bilden sich vor der Schließung des Einzelhandels lange Schlangen vor den Läden. Vor allem in Hannover und in Hamburg. Im Stadtteil Hamburg-Billstedt muss die Polizei das örtliche Einkaufszentrum wiederholt schließen, weil zu viele Menschen noch Einkäufe erledigen wollen.
FFP2-Masken: Kundenansturm bringt Apotheken in Not
Am ersten Tag, an dem sich Risiko-Patienten kostenlose FFP-2-Masken abholen können, gibt es einen Ansturm auf einige Apotheken im Norden. Bisweilen sind die Kontingente schnell verteilt.
Tag 1 des Lockdowns - Hamburger Krankenhaus muss schließen
- Deutschland fährt das öffentliche Leben runter - auch in Norddeutschland schließen Einzelhandelsgeschäfte, die keine Waren des täglichen Bedarfs verkaufen. Die Schulen stellen auf Fernunterricht um. Als Folge dessen bricht in Mecklenburg-Vorpommern der Server für die Lernplattform der Schulen zusammen.
- Zum ersten Mal in der Corona-Krise muss ein Hamburger Krankenhaus komplett schließen. Ab dem 21.12. behandelt das Amalie Sieveking Krankenhaus in Volksdorf etwa eine Woche lang keine Patientinnen und Patienten mehr, weil sich in dem Krankenhaus mindestens 66 Patientinnen und Patienten mit dem Coronavirus angesteckt hatten.
Mehr als 400 Intensiv-Patienten im Norden - Lübeck verschärft Maßnahmen
- Die Zahl der Covid-19-Erkrankten in Norddeutschland, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen, erreicht einen neuen Höchstwert: 420 Menschen werden auf Intensivstationen in Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern behandelt. 213 von ihnen werden beatmet. Nachdem die Zahl der Covid-19-Erkrankten auf Intensivstationen in Norddeutschland etwa drei Wochen stagnierte, steigt sie seit dem 12. Dezember wieder kontinuierlich an.
- Aufgrund steigender Neuinfektionszahlen verschäft Lübeck die Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus. Neben der Ausweitung der Maskenpflicht dürfen an den Wochenenden keine Tagestouristen mehr nach Travemünde.
Feuerwerksverbot in NDS außer Kraft - Impfreihenfolge festgelegt
- Das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Lüneburg setzt das Feuerwerksverbot in der niedersächsischen Corona-Verordnung außer Kraft. Ein derart umfassendes Feuerwerksverbot sei als Infektionsschutzmaßnahme nicht notwendig, heißt es in einer Mitteilung des Gerichts. Das Land passt die Verordnung kurz vor Weihnachten an - das Feuerwerk ist nun nicht mehr generell verboten.
- Das Bundesgesundheitsministerium legt in einer Impfverordnung fest, wer wann geimpft werden soll. Wegen des zunächst knappen Impfstoffs werden zuerst die geimpft, die besonders gefährdet sind: die über 80-Jährigen sowie Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen und die dort Beschäftigten.
- Die Bundesregierung stuft die Kanarischen Inseln wieder als Risikogebiet ein. Ab dem 20.12. steht wieder ganz Spanien auf der Risikoliste - was auch eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts nach sich zieht. Am 24. Oktober war die Reisewarnung für die Kanaren wegen zunächst sinkender Infektionszahlen aufgehoben worden.
Neue Virus-Variante - Deutschland schränkt Reiseverkehr ein
Nachdem von einer bis zu 70 Prozent ansteckenderen Virus-Mutation in Großbritannien und Südafrika berichtet wird, schränkt auch Deutschland den Reiseverkehr aus den beiden Ländern ein. Am Flughafen Hannover stranden Passagiere aus London, die die Nacht am Flughafen verbringen müssen. Eine Person wird positiv auf Corona getestet. In Hamburg landen noch drei Flugzeuge aus London - von diesen Passagieren werden sieben positiv getestet.
Biontech-Impfstoff zugelassen
Nachdem die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) die Zulassung des Corona-Impfstoffs der Mainzer Firma Biontech und des US-Pharmariesen Pfizer in der EU empfohlen hat, erteilt die EU-Kommision die Zulassung für den Impfstoff. Die Impfungen auch im Norden sollen am 27. Dezember starten.
Ausgangssperre in Grafschaft Bentheim
Wegen hoher Infektionszahlen tritt im Landkreis Grafschaft Bentheim eine nächtliche Ausgangssperre in Kraft. Die rund 140.000 Einwohner dürfen vorerst bis zum 12. Januar zwischen 21 und 5 Uhr ihre Häuser und Wohnungen nicht mehr verlassen. Damit gibt es in Niedersachsen wegen der Corona-Pandemie erstmals eine nächtliche Ausgangssperre.
Erste Impfungen in Norddeutschland
So wie in ganz Deutschland startet auch im Norden die Impfkampagne gegen das Coronavirus. In Niedersachsen werden die ersten Impfdosen im besonders belasteten Westen verabreicht. In Hamburg bekommt eine 84-jährige Bewohnerin eines Altenheims die erste Impfung. Auch in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sind mobile Impfteams in Pflegeheimen unterwegs.
Neue Coronavirus-Variante auch in Niedersachsen - Impf-Panne in Stralsund
- Die neue Coronavirus-Variante aus Großbritannien wird auch in Niedersachsen nachgewiesen. Die Medizinische Hochschule Hannover habe die Virus-Variante B1.1.7 bei einem Infektionsfall aus dem November festgestellt, teilt das Gesundheitsministerium mit. Es handele sich dabei um Proben eines mittlerweile verstorbenen Covid-Patienten und dessen Frau. Der Mann sei schon sehr alt gewesen und habe Vorerkrankungen gehabt. Die Frau sei wieder genesen. Beide hätten sich vermutlich bei ihrer Tochter angesteckt, die sich Mitte November in Südengland aufgehalten habe.
- Acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Pflegeheims in Stralsund haben die fünffache Dosis des Corona-Impfstoffes verabreicht bekommen. Ihnen wurde offenbar jeweils der gesamte Inhalt einer Impfstoffflasche gespritzt. Eigentlich reicht er für fünf Impfdosen. Vier der acht Betroffenen kommen vorsorglich zur Beobachtung in ein Krankenhaus, können die Klinik aber bald wieder verlassen.
Hamburg setzt Präsenz-Unterricht länger aus
Die meisten Schülerinnen und Schüler in Hamburg können nach den Weihnachtsferien noch länger zu Hause bleiben. Die Anwesenheitspflicht in den Hamburger Schulen wird wegen der Corona-Pandemie bis mindestens 17. Januar aufgehoben. Bisher galt der eingeschränkte Schulbetrieb bis zum 10. Januar.
Silvester ohne Böllerei und Feuerwerk
Um die Krankenhäuser zu entlasten und Corona-Ansteckungen einzudämmen, gibt es für die Silvesternacht strenge Auflagen. Der Verkauf von Böllern und Raketen ist bundesweit verboten, Restbestände aus dem letzten Jahr dürfen an belebten Orten in der Regel nicht abgefeuert werden. In Hamburg gilt das Verbot auch auf privaten Grundstücken. Auch Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit ist verboten. Große Partys sind ebenfalls nicht erlaubt, maximal fünf Erwachsene aus zwei Haushalten dürfen sich treffen. Zu größeren Zwischenfällen kommt es in der Silvesternacht nicht.