Ab Donnerstag: Streiks in Kliniken, Kitas und Sozialarbeit
Vor den Tarifverhandlungen für Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes ruft die Gewerkschaft ver.di bundesweit zu Warnstreiks auf. Betroffen sind am Donnerstag und Freitag zunächst Kliniken, Pflegeeinrichtungen, Rettungsdienste, Kitas, die Jugendhilfe und Sozialarbeit.
In dieser Woche liege der Schwerpunkt auf Branchen, in denen überwiegend Frauen beschäftigt sind, so ver.di. Auch Schwimmbäder und Theater könnten betroffen sein. Die Warnstreiks beginnen am Donnerstag, dem 6. März in zahlreichen Krankenhäusern im ganzen Norden.
In der darauffolgenden Woche sollen die Streiks wellenartig ausgeweitet werden. "Es wird immer deutlicher, dass die Beschäftigten einen langen Atem haben und keinesfalls die Zeche für eine falsche finanzielle Weichenstellung zahlen werden", sagte Susanne Schöttke, Landesbezirksleiterin von Verdi Nord.
MV und SH: Streiks an Krankenhäusern, Kitas und Rettungsdiensten
In Mecklenburg-Vorpommern sollen unter anderem das Klinikum Südstadt Rostock, die Landkreise Nordwestmecklenburg und Vorpommern-Rügen, sowie die Städte Stralsund, Ludwigslust und Parchim bestreikt werden. Auswirkungen werden vor allem bei Kitas, im Sozial- und Rettungsdienst zu spüren sein. Am Freitag werden einem Gewerkschaftssprecher zufolge auch die Helios-Kliniken Schwerin bestreikt. Sie befinden sich gerade in den Verhandlungen um einen neuen Konzerntarifvertrag, der sich laut ver.di an den Ergebnissen des öffentlichen Dienstes orientiert.
In Schleswig-Holstein sind unter anderem die Städtische Senioren Einrichtungen Lübeck, die Sana Kliniken Lübeck, AMEOS Kliniken Eutin, das Städtische Krankenhaus Kiel, die Regio-Kliniken Elmshorn & Pinneberg, das Hörnbad in Kiel, das Theater Kiel und zahlreiche Kitas und Rettungsdienste betroffen. Am 13. März plant die ver.di Nord zentrale landesweite Veranstaltungen in Kiel und Rostock.
Niedersachsen: Klinikstreik und Demonstrationen am Donnerstag
In Niedersachsen und Bremen sind am Donnerstag unter anderem kommunale Krankenhäuser in Osnabrück, Oldenburg, Lüneburg, Buchholz, Winsen, Verden, Achim, Diepholz, Osterholz, Hannover und Bremen betroffen. Demonstrationen sind in Hannover (Krankenhaus Siloah, 10 Uhr) und Oldenburg (Europaplatz, 10.30 Uhr) geplant. Am Freitag schließen sich unter anderem das Klinikum Region Hannover, das Klinikum Lüneburg, das Klinikum Braunschweig und das Klinikum Wolfsburg dem Streik an. Beim Kommunalen Arbeitgeberverband Niedersachsen (KAV) treffen die Warnstreiks auf Unverständnis. "Eine solche Eskalation ist unverhältnismäßig", kritisierte KAV-Hauptgeschäftsführer Michael Bosse-Arbogast die Warnstreik-Ankündigung. "Die Gewerkschaften fordern eine Steigerung von mehr als 11 Prozent - das ist vollkommen überzogen und überfordert in Zeiten leerer Kassen und einer angespannten Wirtschaftslage die kommunalen Arbeitgeber bei Weitem."
Einschränkungen vor allem in Kitas
Beschäftige von Kindertageseinrichtungen, der Jugendhilfe und weiteren Bereichen der Sozialarbeit sind am Freitag zum Streik aufgerufen. Betroffen sind unter anderem: Kommunen in den Landkreisen Lüneburg, Harburg, Hildesheim, Nienburg, Stade, Rotenburg, Bremerhaven und Hameln-Pyrmont, in der Stadt Hannover sowie Kommunen im Umland, in den Städten Lüneburg, Braunschweig, Wolfsburg und Wolfenbüttel. Die Warnstreiks sollen zu deutlichen Einschränkungen, besonders in den Kitas führen.
"In den Kitas und der Sozialarbeit fehlt es überall an Personal, viele Stellen sind nicht besetzt. Viele Beschäftigte sind Frauen, die in Teilzeit arbeiten, weil sie sich um Kinder und Angehörige kümmern oder weil die Belastungen immer mehr steigen. Nur mit besseren Arbeitsbedingungen und einer angemessenen Bezahlung lassen sich Menschen für diese so wichtigen Berufe finden und halten", sagt Stefanie Weiss, die stellvertretende ver.di-Landesfachbereichsleiterin.
Kundgebungen gibt es an verschiedenen Orten.
- Lüneburg: 10 Uhr, Kundgebung auf dem Marktplatz,
- Hannover: 10 Uhr, Kundgebung, Platz Am Küchengarten
- Braunschweig: 11 Uhr, Kundgebung vor dem Rathaus,
- Osterholz-Scharmbeck: ab 9 bis 13 Uhr Kundgebung vor dem Kreishaus OHZ
- Göttingen: 10 Uhr Kundgebung am Alten Rathaus
Kliniken in Hamburg betroffen
In Hamburg sind am Donnerstag und Freitag die Beschäftigen der Asklepios Kliniken Hamburg und des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf zum Warnstreik auf. Für den 6. März sind zudem die Beschäftigten der Schönklinik Hamburg Eilbek und der Endo-Klinik aufgefordert, die Arbeit niederzulegen.
"Wir sind diejenigen, die oft unter schwierigen Bedingungen täglich alles geben, um unsere Patientinnen und Patienten bestmöglich zu versorgen. Wir haben mehr Anerkennung verdient. Und das fängt damit an, die Bezahlung deutlich anzuheben, um die weiterhin hohen Preise auszugleichen. Ebenfalls wichtig sind gute Arbeitsbedingungen und mehr Zeit für Erholung", erklärt Sonja Guder, Mitglied in der Bundestarifkommission, Fachpflegekraft und Betriebsrätin in der Asklepios Klinik Wandsbek. Um 9.30 Uhr findet eine Kundgebung auf dem Gänsemarkt statt.
Mehr Lohn und Zuschläge für belastende Zeiten
Verdi fordert eine Tariferhöhung im Volumen von acht Prozent, mindestens aber 350 Euro mehr monatlich für Entgelterhöhungen und höhere Zuschläge für die Arbeit zu belastenden und ungünstigen Zeiten. Die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen um 200 Euro monatlich angehoben werden. Außerdem fordert die Gewerkschaft drei zusätzliche freie Tage. Die Arbeitgeber haben diese Forderungen als nicht finanzierbar zurückgewiesen.
Die Tarifverhandlungen werden vom 14. bis 16. März 2025 in Potsdam fortgesetzt. Die Gewerkschaft möchte damit nach eigenen Angaben die Attraktivität der Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst erhöhen, den Personalmangel bekämpfen und die Belastung der Beschäftigten reduzieren.
