Zehn Jahre Rechtsanspruch auf Kita-Betreuung in Hamburg

Stand: 01.08.2023 20:18 Uhr

Viele Hamburgerinnen und Hamburger sind sich einig: Der vor zehn Jahren eingeführte Rechtsanspruch auf Kita-Betreuung war nichts weniger als ein Meilenstein. Trotzdem gibt es offenbar noch Nachholbedarf bei der Kinderbetreuung.

Vor genau zehn Jahren, am 1. August 2013, wurde in Hamburg der Rechtsanspruch auf die Kita-Betreuung ab dem vollendeten ersten Lebensjahr beschlossen. Die Kita-Landschaft in der Stadt blühte danach regelrecht auf, mittlerweile gibt es hier mehr als 1.150 Kitas. Cornelia Weise ist Leiterin der Elbkinder-Kita in der Jarrestraße in Winterhude. Sie sagt, auch das Bild der frühkindlichen Betreuung in der Gesellschaft habe sich gewandelt. "Vorher war es eben immer dieses 'Mein Kind muss in eine Kita, weil ich arbeiten gehe'. Jetzt gibt es eher dieses Verständnis, das ist ein Bildungsort und zwar ein frühkindlicher Bildungsort."

Rechtsanspruch kommt nicht bei allen an

Gerade im Vergleich zu umliegenden Bundesländern steht das Hamburger Modell mit fünf Stunden beitragsfreier Betreuung pro Tag gut da. "Wir haben ein richtig gutes Betreuungssystem hier in Hamburg, aber wir müssen feststellen, dass nach zehn Jahren der Rechtsanspruch noch nicht für alle Kinder gleichwertig umgesetzt werden kann", sagt Tom Töpfer, Kita-Referent des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Das sehe man zum einen daran, dass in bestimmten Quartieren noch nicht alle Platzbedarfe, insbesondere im Krippenbereich, gedeckt werden könnten.

Forderung nach niedrigschwelliger Beratung

Alarmierend sei aber auch, dass vor allem Kinder aus von Armut betroffenen oder bildungsfernen Familien unterrepräsentiert seien. Ebenso Kinder aus Familien, in denen wenig Deutsch gesprochen werde, so Töpfer. Für solche Familien müsse es niedrigschwelligere Beratung geben, fordert der Paritätische Wohlfahrtsverband deshalb.

Wichtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung

In Sachen Gleichberechtigung hat sich der Rechtsanspruch auf Betreuung ab einem Jahr offenbar besonders bewährt. Frauen hätten jetzt nicht nur die Wahl arbeiten gehen zu müssen, sondern auch arbeiten gehen zu können - einfach weil sie sich selbst verwirklichen wollten, Spaß daran hätten oder einen Beitrag leisten wollten, sagt Weise.

Viele Stellen im Kita-Bereich unbesetzt

Währenddessen sind im Kita-Bereich Hunderte Stellen nicht besetzt. Das Personal, das da ist, muss diesen Mangel jeden Tag auffangen. "Wir haben den Beruf des Kita-Erziehers geöffnet, ermöglichen Quer-Einstiege in dieses Berufsfeld, wir ermöglichen, dass jeder, der eine sozialpädagogische Ausbildung machen will, einen Platz an unseren Schulen bekommt", sagt Wolfgang Arnholdt, Sprecher der Sozialbehörde.

Beruf des Erziehers muss attraktiver werden

Nichtsdestotrotz werde der Fachkräftemangel auch in diesem Bereich eine Herausforderung bleiben. Eines scheint klar: Berufe in der Erziehung müssen, auch finanziell, attraktiver werden - damit die frühkindliche Betreuung in den Hamburger Kitas auch in den kommenden zehn Jahren erfolgreich weitergehen kann.

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 01.08.2023 | 19:30 Uhr

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