Wirtschaftsbehörde prüft neue, höhere Köhlbrandbrücke
Der Ersatzbau für die marode Köhlbrandbrücke im Hamburger Hafen ist offenbar komplizierter als bislang gedacht. Nach Angaben der Wirtschaftsbehörde wird deshalb aktuell auch wieder eine neue, höhere Brücke geprüft statt eines Tunnels unter dem Köhlbrand.
5,3 Milliarden Euro würde ein Tunnel unter dem Köhlbrand kosten, schreibt Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) an die Abgeordneten der Bürgerschaft. Über diese Summe hatte NDR 90,3 bereits im April berichtet. Nun nennt die Wirtschaftsbehörde auch Gründe für die deutlich gestiegene Kostenschätzung. So haben Untersuchungen ergeben, dass der Boden unter dem Köhlbrand sehr unregelmäßig ist.
Terminplan für Brückenersatz wackelt
Der Tunnel müsste deshalb deutlich tiefer gebohrt werden als bislang angenommen und würde auch länger. Das gesamte Projekt müsse neu bewertet werden, so die Wirtschaftsbehörde. Obwohl eine neue höhere Köhlbrandbrücke eigentlich schon seit Jahren vom Tisch ist, lässt Leonhard nun genau diese Variante wieder prüfen. Eine Entscheidung soll so schnell wie möglich getroffen werden. Dabei deutet Leonhard auch an, dass der Terminplan für einen Ersatz der Köhlbrandbrücke wackelt. Bislang war offiziell von 2034 die Rede, zuletzt wurde aber auch schon über 2036 spekuliert.
Hackbusch sieht Planungsfehler
"Avanti dilletanti" lautet der Kommentar des hafenpolitischen Sprechers der Linkenfraktion, Norbert Hackbusch. Er sieht eindeutige Planungsfehler bei der Hafenverwaltung HPA. Die schwierigen Bodenverhältnisse seien schließlich schon in der Eiszeit entstanden und hätten viel früher beachtet werden müssen. So aber sind laut Hackbusch viele Millionen Euro durch die Planungen für einen Tunnel verschwendet worden.
CDU fordert kompletten Neustart
Der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU, Götz Wiese, sagte: "Das Planungsdesaster um die Köhlbrandquerung ist beschämend." Die Verlässlichkeit des Hafens stehe in Frage, wenn nun "die gesamte Planung noch einmal von vorne beginnt – wenige Jahre bevor die alte Köhlbrandbrücke abgängig ist". Er forderte einen "kompletten Neustart" bei der Hafenbehörde HPA "mit Personen an der Spitze, die etwas von ihrem Fach verstehen".
Mehr als sechs Jahre Planung
Seit mehr als sechs Jahren wird in Hamburg an einem Ersatz für die marode Köhlbrandbrücke geplant. Die Brücke soll ersetzt werden, weil sie marode ist und ab 2030 nur noch mit großem Aufwand erhalten werden kann. An den Kosten soll sich auch der Bund beteiligen. Wie viel er übernimmt, ist bislang unklar.
Visualisierung: Der Hamburger Hafen mit und ohne Köhlbrandbrücke: