Köhlbrandquerung: Bekommt Hamburg doch eine neue Brücke?
Eigentlich soll die marode Köhlbrandbrücke im Hamburger Hafen in einigen Jahren durch einen Tunnel ersetzt werden. Jetzt ist das nach Informationen von NDR 90,3 wieder offen. Möglich ist angeblich auch eine neue, höhere Brücke.
Der Ersatz-Neubau für die Köhlbrandquerung im Hamburger Hafen sei ein Jahrhundertprojekt, heißt es aus der Wirtschaftsbehörde von Melanie Leonhard (SPD). Das liegt zum einen an den hohen Kosten. Für einen Tunnel unter dem Köhlbrand rechnet die Hafenverwaltung HPA aktuell mit mehr als fünf Milliarden Euro. Zum anderen gibt es für einen solchen Ersatz laut Behörde komplexe bauliche Anforderungen. Nach Informationen von NDR 90,3 hat es bei Voruntersuchungen entlang der geplanten Tunnel-Trasse einige Überraschungen gegeben, beispielsweise, dass der Untergrund sehr matschig ist. Dies sind offenbar Gründe dafür, dass nun alles noch einmal auf den Prüfstand kommt.
Zuständigkeit für den Neubau soll wechseln
Die Entscheidung für einen Tunnel unter dem Köhlbrand war eigentlich schon 2021 gefallen. Damals beschloss die Bürgerschaft mit dem Haushaltsplan, dass die "Variante einer Brücke nicht weiter verfolgt wird". Unter anderem, weil ein Tunnel länger hält, der Verkehr dort - anders als auf einer hohen Brücke - nicht starken Winden ausgesetzt ist. Jetzt werden allerdings laut Wirtschaftsbehörde die Vor- und Nachteile verschiedener Umsetzungsvarianten neu abgewogen. Und so scheint es nicht mehr ausgeschlossen, dass es vielleicht doch noch eine neue, höhere Köhlbrandbrücke geben wird. Zumal eine Brücke grundsätzlich wesentlich günstiger wäre als ein Tunnel. Für den Neubau zuständig sein soll künftig nicht mehr die Hafenverwaltung HPA, sondern die stadteigene Realisierungsgesellschaft Rege. Zur Begründung heißt es aus der Wirtschaftsbehörde: Man brauche klare Entscheidungs- und Verantwortungsstrukturen.
Kritische Stimmen aus dem Hafen und der Opposition
"Es ist viel Zeit vertrödelt worden", sagt Gunther Bonz, Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg. Und er erinnert daran, wie wichtig die Querung für den Hafen sei. In diese Kerbe schlägt auch der hafenpolitische Sprecher der CDU, Götz Wiese, der meint, einer zentralen Wirtschaftsader drohe der Exitus. "Wir erleben ein planerisches Fiasko. Die Lebenszeit der jetzigen Brücke wird um weitere Jahre überschritten", so Wiese. Norbert Hackbusch (Die Linke) sagt, der Senat habe die Bürgerschaft bis jetzt nie ausführlich darüber informiert, ob die Köhlbrandbrücke nicht doch saniert werden könne - und auch nicht über die verschiedenen Varianten - also Tunnel oder neue Brücke. Hackbusch spricht von Dilettantismus in der Wirtschaftsbehörde.
Michael Kruse, Bundestagsabgeordneter der FDP ist davon überzeugt, je länger der Senat plane, desto ferner erscheine das Ziel. Und er fragt: Was ist eigentlich in den vergangenen fünf Jahren geschehen? Krzysztof Walczak, Hafenpolitiker der AfD, fordert, beim Tunnel zu bleiben. "Er ist zwar teurer, aber er hält deutlich länger und belastet den Schiffsverkehr weniger", sagt Walczak. Außerdem gefährde der "fatale Zickzackkurs die Wettbewerbsfähigkeit des Hafens".
Grüne: "Wichtig ist eine Beteiligung des Bundes"
Unterstützung hingegen erhält die SPD-geführte Wirtschaftsbehörde von den mitregierenden Grünen. Deren hafenpolitische Sprecherin, Miriam Putz, hält eine Neubewertung für sinnvoll, wenn es neue Fakten gebe. Ob Tunnel oder Brücke? Da sei sie ergebnisoffen. Wichtig sei, dass man die Köhlbrandquerung erneuere und sich der Bund deutlich an den Milliardenkosten beteilige.