Winternotprogramm für Obdachlose in Hamburg endet
Am Osterwochenende sind die Temperaturen wieder deutlich gestiegen. Mit den milden Temperaturen endet in Hamburg aber auch immer das Winternotprogramm für Obdachlose.
Seit Dienstag stehen die insgesamt rund 800 Schlafplätze nicht mehr zur Verfügung. Gut ausgelastet war das Winternotprogramm auch in diesem Jahr, wie die Sozialbehörde mitteilte. In den kalten Wochen sind demnach bis zu 90 Prozent der Plätze belegt gewesen. Zuletzt hatten noch rund 520 Menschen in den Unterkünften in Hammerbrook und Billbrook übernachtet. Neben den rund 700 Plätzen in den städtischen Unterkünften gehören auch noch etwa 100 Plätze in Wohncontainern bei Kirchen und Hochschulen zum Winternotprogramm.
Winternotprogramm zeigt Perspektiven auf
"Wir sind zufrieden mit dem diesjährigen Winternotprogramm. Über die Wintermonate durchgängig geöffnet, bietet es durch Beratungsangebote nicht nur Unterbringung, sondern zeigt auch Perspektiven auf. Neben einem Dach über dem Kopf bietet es so sozialen Anschluss und menschliche Wärme", so ein Sprecher der Sozialbehörde. Diese Angebote seien vor allem Dank der Arbeit der vielen Ehrenamtlichen und Hauptberuflichen möglich, die sich in der Hilfe für Obdachlose engagieren.
Linke fordert Ausbau des Winternotprogramms
Nur bei extremen Minusgraden blieben die beiden Standorte des Winternotprogramms in der Halskestraße und in der Friesenstraße durchgehend geöffnet. Die Fraktion der Linken in der Bürgerschaft fordert seit Jahren ein ganztägig geöffnetes Winternotprogramm. Seit dem Start des Angebots Anfang November waren in diesem Winter 6 obdachlose Menschen auf Hamburgs Straßen gestorben, weitere 18 in Krankenhäusern der Stadt. Laut Sozialbehörde werden kranke obdachlose Menschen tagsüber allerdings nicht auf die Straße zurückgeschickt.
Kundgebung von Bündnis gegen Wohnungsnot
Das Hamburger Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot - ein Zusammenschluss von Trägern der Wohnungslosenhilfe aus der Freigemeinnützigen Wohlfahrtspflege - kritisierte am Dienstag, dass das Angebot nur in den Wintermonaten vorhanden ist. Das Bündnis forderte stattdessen einen anderen Umgang mit den notleidenden, obdachlosen Menschen in dieser Stadt. Wichtig seien ganzjährig verfügbare Unterkünfte für alle bedürftigen wohnungs- oder obdachlosen Menschen in Hamburg, "die einen angemessenen Standard für die Stabilisierung der prekären Lebenssituation bieten und eine Privatsphäre garantieren, die dem Gebot der Menschenwürde" entsprächen. Das Bündnis hatte am Dienstag bei einer Kundgebung am Hauptbahnhof auf seine Ideen aufmerksam gemacht.
Auch nach Ende des Winternotprogramms bleiben knapp 120 Menschen mit gesundheitlichen Problemen noch weiterhin in der Unterkunft in der Friesenstraße. Sie sollen in die geplante Einrichtung für ehemals Obdachlose einziehen, die voraussichtlich Ende des Monats eröffnet.