Sommerinterview: Özdemir fordert Umdenken in der Verkehrspolitik
Explodierende Kosten und ein Verkehrschaos - davor warnt Linken-Fraktionschefin Cansu Özdemir mit Blick auf den Hamburger U- und S-Bahn-Ausbau. Im Sommerinterview von NDR 90,3 und Hamburg Journal fordert sie bei der Verkehrsplanung alles auf Anfang zu setzen.
Die Pläne für die Anbindung neuer Stadtteile sollten komplett neu gedacht werden, meint Özdemir. U- und S-Bahnen seien für sie nicht die Lösung, auch wegen der Kostenfrage. "Wir liegen jetzt schon bei sechs Kilometern Länge bei 2,8 Milliarden Euro. Wenn wir 24 Kilometer berechnen - so lang soll die U5 ja werden - dann werden wir viel höhere Kosten haben. Aber nicht einmal die können beziffert werden."
"Unsere Alternative ist eine Stadtbahn"
Dass die Pläne für eine Bahntrasse nach Osdorf immer noch vage und in der Schwebe sind, nennt Özdemir, die selbst in dem Quartier lebt, "unglaublich frustrierend für die Menschen, die schon seit über 50 Jahren auf die Anbindung warten". Dafür drohe beim jetzt geplanten U-Bahn-Ausbau mit riesigen Baugruben ein Verkehrschaos, so die Linken-Politikerin. "Die Straßenspuren werden gesperrt werden, es wird mehr CO2 ausgestoßen werden. Von daher ist unsere Alternative, eine Stadtbahn zu bauen." Özdemir fordert den Senat auf, die aktuelle Planung zu stoppen und komplett zu überarbeiten.
Özdemir: Menschen können sich Mieten nicht mehr leisten
Die Oppositionspolitikerin zeigte sich im Sommerinterview auch unzufrieden mit der Klima- und Sozialpolitik der rot-grünen Regierung. Die Menschen könnten sich die steigenden Mieten in der Stadt nicht mehr leisten, so Özdemir. "Wir haben circa 177.000 Wohnungen mit Quadratmeterpreisen unter sieben Euro. Aber 400.000 Menschen in Hamburg sind angewiesen auf diese Wohnungen. Das heißt, es fehlen noch 200.000 weitere." Die SAGA solle mehr bauen, forderte die Linken-Fraktionsvorsitzende. Özdemir unterstützt außerdem eine Initiative zur Enteignung großer Wohnungsbau-Konzerne. Diese würden neue Wohnungen kaufen "und diese Wohnungen, die vorher ja günstig waren, werden auf einmal noch teurer".
Sozialer müsse auch bei der Klimapolitik gedacht werden, findet Özdemir. "Es geht ja im Endeffekt darum, dass gerade die Menschen, die den höchsten CO2-Ausstoß verursachen, zur Kasse gebeten werden." Rund um den Hauptbahnhof fordert die Linke mehr Sozialarbeit statt weitere Verbote.