Rekord: 265.500 Kinder und Jugendliche an Hamburgs Schulen
In diesem Schuljahr besuchen etwa 265.500 Kinder und Jugendliche eine der rund 470 staatlichen und privaten Schulen in Hamburg - so viele wie noch nie.
"6.386 zusätzliche Schülerinnen und Schüler innerhalb nur eines Schuljahres, das entspricht der Schülerzahl von rund 350 zusätzlichen Schulklassen oder zum Beispiel 20 zusätzlichen Grundschulen", sagte Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) am Dienstag mit Blick auf die allgemeinbildenden Schulen. Einen solch schnellen und massiven Zuwachs wie in den vergangenen beiden Jahren habe es vermutlich historisch nie gegeben, auch nicht nach der Flüchtlingskrise 2015. Einen großen Anteil am Zuwachs haben aber auch jetzt Geflüchtete - vor allem aus der Ukraine. Viele von ihnen gehen in Extra-Klassen.
Nach Angaben der Schulbehörde werden an Hamburgs 412 allgemeinbildenden Grund-, Stadtteil- und Sonderschulen sowie Gymnasien derzeit 217.580 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Zudem besuchen 47.970 Schülerinnen und Schüler eine Berufsschule.
Besonderer Anstieg bei Grundschulen
Einen besonderen Anstieg verzeichnen die Grundschulen. Habe es vor zehn Jahren noch 15.761 Erstklässlerinnen und -klässler gegeben, seien es nun 19.521 - also rund 24 Prozent mehr, so Bekeris. Mit der Zahl der Schülerinnen und Schüler sei auch die Zahl der pädagogischen Beschäftigten gestiegen - von 17.079 Vollzeitstellen vor zehn Jahren auf 20.369 im laufenden Schuljahr. Dadurch bleiben die Klassengrößen relativ stabil, sie wuchsen in den vergangenen Jahren in Grundschulen nur geringfügig auf rund 21 Kinder durchschnittlich. Wie schon im Vorjahr kämen auf einen Pädagogen 12,2 Grundschüler und -schülerinnen, 10,6 Stadtteilschüler oder -schülerinnen und 3,4 Sonderschüler und -schülerinnen. Bei den Gymnasien sei die Relation sogar um 0,1 auf 14,6 Schüler oder Schülerinnen je Pädagoge zurückgegangen.
Weniger Platz für die einzelnen Schüler
Allerdings müssten die Kinder und Jugendlichen enger zusammenrücken. "Wir schaffen es im Moment die Schülerinnen und Schüler unterzubringen", sagte Staatsrat Rainer Schulz. Keine Schule platze aus den Nähten, dennoch gebe es rechnerisch pro Kind nur noch 13,2 Quadratmeter Platz, nach 14,2 Quadratmetern im Vorjahr. Das sei aber immer noch deutlich mehr als der vorgeschriebenen Mindestplatz von zwölf Quadratmetern, betonte Schulz. Die Schulbehörde rechnet bis zum Jahr 2030 mit weiter steigenden Schülerzahlen, erst dann könnten sie wieder sinken.
Mehr als ein Drittel der Schüler spricht zu Hause kein Deutsch
Und noch weitere Zahlen nannte die Behörde: Inzwischen sprechen fast 34 Prozent der Kinder und Jugendlichen zu Hause kein oder nur wenig Deutsch. Das sind zehn Prozentpunkte mehr als noch vor neun Jahren. Auf Sprachförderung vor und in der Schule werde großen Wert gelegt.
Kritik an pädagogischer Qualität und Unterrichtsausfall
Viel Kritik kommt von den Oppositionsparteien. Die Fraktionsvorsitzende der Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft, Sabine Boeddinghaus, sieht trotz der gestiegenen Lehrerzahl großen Handlungsbedarf: "Entscheidend ist und bleibt die pädagogische Qualität." Immer noch gebe es kaum Inklusion an Gymnasien, immer noch besuchten Schülerinnen und Schüler aus ärmeren Familien eher Stadtteilschulen als Gymnasien. Die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels forderte eine echte Dokumentation des Unterrichtsausfalls, dieser würde nicht richtig erfasst. Außerdem plädierte sie für die Vorverlegung der Viereinhalbjährigen-Untersuchung um ein bis zwei Jahre. Die AfD wiederum verlangte eine "Migrationspolitik mit Maß und Verstand" sowie eine "Rückbesinnung auf das schulische Leistungsprinzip".