Personalmangel in Kliniken gefährdet Patienten
Die Zustände in der Notaufnahme der Asklepios-Klinik Hamburg-Altona lassen aufhorchen: Mitarbeiter der Notaufnahme klagen schon länger über Personalmangel und Überlastung. Bereits im August 2014 hatte Panorama 3 darüber berichtet. Damals lagen der Redaktion rund 180 interne Gefährdungsanzeigen vor. In den Dokumenten stand unter anderem, dass wiederholt die "Patientensicherheit nicht gegeben" war und es dazu kam, dass Patienten mit lebensbedrohlichen Krankheiten nicht umgehend behandelt wurden.
Die Klinikleitung hatte damals jegliche Gefährdung von Patienten abgestritten. Sie räumte aber ein, es habe einige Gefährdungsanzeigen der Belegschaft gegeben. Sie seien Anlass, Abläufe und Strukturen zu hinterfragen und nach Verbesserungsoptionen zu suchen.
Keine deutliche Besserung
Doch offenbar hat sich die Situation nicht deutlich gebessert. Wieder liegen Panorama 3 Gefährdungsanzeigen aus der Zentralen Notaufnahme Altona vor. Die Ärzte weisen darin auf einen dauerhaften Personalmangel und eine unhaltbare Situation für den Januar 2015 hin. Desweiteren wurden der Redaktion nun auch Gefährdungsanzeigen aus der Asklepios Klinik Wandsbek zugespielt. Ärzte und Pflegepersonal aus Wandsbek warnen zum Beispiel darin, dass es vorkam, dass bei "kritisch kranken Patienten keine zeitnahe Versorgung möglich" und die "medizinische Verantwortung nicht zu tragen war". Anlass für Panorama 3 weiter zu recherchieren.
"Sicherheit der Patienten kann nicht vollständig gewährleistet werden"
Der Redaktion ist es nun gelungen, an Dokumente aus dem internen Fehlermeldesystem der Asklepios-Klinik Wandsbek zu gelangen. Folgender Fall taucht in den Dokumenten auf: Ein junger Mann wird in die Notaufnahme eingeliefert. Er klagt über starke Kopf- und Nackenschmerzen. Die Beschwerden, die er den Rettungssanitätern schildert, deuten stark auf ein Aneurysma hin, ein geplatztes Blutgerinsel im Kopf. Doch anstelle einer sofortigen Untersuchung schickt der behandelnde Arzt den Mann eine Stunde lang ins Wartezimmer. Dort kollabiert er - zwei Tage später stirbt er an den Folgen der Gehirnblutung. Der Eintrag im Fehlermeldesystem beschreibt eine "eklatanten Fehleinschätzung, die eine patientengefährdende Diagnostik ... nach sich zieht". Auch an diesem Tag ist auf einer Gefährdungsanzeige notiert, dass "die Sicherheit der Patienten nicht vollständig gewährleistet werden kann" und dass "bei Dienstbeginn 12 Patienten ärztlich nicht gesehen" wurden. Asklepios will sich zu diesem Fall nicht äußern, aus Datenschutzgründen.
Mitarbeiter bemängeln Überlastung und Personalnot
Auch von einer anderen Station der Wandsbeker Klinik liegen der Redaktion Gefährdungsanzeigen vor. Auch darin bemängeln Mitarbeiter Überlastung und Personalnot. Im Interview berichtet eine Mitarbeiterin: "Wir sind zu wenig Leute insgesamt. Da läuft einiges schief. Tabletten werden falsch gestellt oder falsch gegeben, Leute verwechselt. Dann kriegt Patient A, der kriegt dann die Tabletten von Patient B."
Auf Nachfrage antwortet Asklepios, grundsätzlich gäbe auf der Station genug Personal, "die Soll-Vollzeitkräfte-Zahl sei deutlich überschritten". Desweiteren versichert uns die Klinikleitung, sie habe "keinerlei Kenntnis von vertauschten Medikamenten und Patienten". Wieder verweist Asklepios darauf, dass die Klinik sich in einem Umstrukturierungsprozess befinde.
Verstöße gegen Arbeitszeiten
Klagen der Ärzte in Altona, Umstrukturierungen in Wandsbek, Gefährdungsanzeigen, die aufhorchen lassen sollten. Nach der letzten Berichterstattung hat die Hamburger Gesundheitsbehörde Asklepios kontrolliert und Verstöße gegen Arbeitszeiten festgestellt. Doch bislang blieb es bei einer Zwangsgeldandrohung. Offenbar sieht die Gesundheitsbehörde keinen weiteren Handlungsbedarf. Die Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks äußert dem NDR gegenüber, dass die "Gefährdungsanzeige grundsätzlich ein internes Instrument zur Verbesserung der Arbeitsorganisation im Betrieb sei" und die "Zusammenarbeit mit Asklepios grundsätzlich positiv".