Paloma-Viertel in Hamburg: Initiative PlanBude steigt aus
Auf dem Gelände der ehemaligen Esso-Häuser im Hamburger Stadtteil St. Pauli sollten unter anderem rund 200 Wohnungen gebaut werden. Das Projekt Paloma-Viertel steht jetzt aber auf der Kippe. Nach zehn Jahren steigt das Kollektiv PlanBude aus.
Die Planerinnen und Planer des Projekts nennen als Grund dafür unter anderem den Führungswechsel bei dem Unternehmen Bayerische Hausbau. Das ist der Eigentümer des Areals. Laut PlanBude habe das Unternehmen die Abteilung für Projektentwicklung auf ein Achtel eingekürzt. "Der Konzern hat gar nicht mehr die Fähigkeit, die selbst geplanten Esso-Häuser zu bauen", so die Initiative.
PlanBude: Von Pionier-Modell zu Spekulationsobjekt
Insbesondere kritisiert PlanBude, dass sich sowohl die Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein als auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (beide SPD) auf die Seite des Unternehmens schlagen würden. Man sei bereit, die eigenen Verträge über Bord zu werfen, einfach damit irgendwas passiere. "Diesen Weg vom Pionier-Modell einer kooperativen Stadtentwicklung zum gewöhnlichen Spekulationsobjekt werden wir nicht mitgehen. Wir sind raus", teilte die Initiative mit.
Baulücke seit 2014
Das Unternehmen sieht dagegen in den zahlreichen Wünschen der Bürgerinnen und Bürger den Grund dafür, dass seit dem Abriss der früheren Bebauung und der berühmten Esso-Tankstelle im Jahr 2014 eine rund 6.000 Quadratmeter große Baulücke klafft.
Wohnungen, Gewerbe und Kiez-Clubs waren geplant
Für das Gelände waren rund 200 Wohnungen geplant, davon mehr als 60 Prozent öffentlich geförderte Mietwohnungen und Baugemeinschaften. Aber auch Gewerbe, Einzelhandel und Kiez-Clubs wie das Molotow sollten dort entstehen. Die Dächer sollten öffentlich genutzt werden können - etwa zum Verweilen oder Gärtnern. Laut PlanBude hatten sich rund 2.300 Menschen an dem Entwurf beteiligt. Fertiggestellt werden sollte das Projekt ursprünglich im Jahr 2025.
Bayerische Hausbau: Paloma-Viertel soll entstehen
Inzwischen heißt es auf der Homepage des Projekts, dass noch in diesem Jahr die Baustelle eingerichtet werden und das Paloma-Viertel 2028 fertiggestellt werden soll. Auf Anfrage erneuerte das Unternehmen aber lediglich sein bereits bekanntes Statement: "Vor dem Hintergrund der veränderten Rahmenbedingungen in der Immobilienwirtschaft steht die Bayerische Hausbau Development in regelmäßigem Austausch mit Politik und Verwaltung." Gemeinsames Ziel sei es, das Paloma-Viertel voranzubringen. Man sei gerne Teil einer für alle gang- und tragbaren Lösung.
SAGA prüft Bau von Sozialwohnungen
Die Bayerische Hausbau hatte das Areal bereits 2008 erworben, bisher aber keinen Bauantrag gestellt. Stattdessen hatte das Unternehmen das Gelände bereits vor mehr als einem Jahr der städtischen Wohnungsgesellschaft SAGA angeboten. Die prüft derzeit die Realisierung von öffentlich geförderten Wohnungen. Von der SAGA heißt es dazu: "Wir bitten um Verständnis, dass wir mit Blick auf laufende Gespräche zum jetzigen Zeitpunkt keine darüber hinaus gehenden Aussagen treffen."