Öffentlicher Dienst: Erster großer Warnstreik in Hamburg

Stand: 07.11.2023 17:36 Uhr

"Der November wird ein Streikmonat" - so hat es die Gewerkschaft ver.di angekündigt, um Druck auf die Arbeitgeber im öffentlichen Dienst zu machen. Am Dienstag war erster Streiktag in Hamburg.

Es war fast so etwas wie ein Generalstreik im öffentlichen Dienst: Angestellte aller Landesbehörden und -betriebe waren dazu aufgerufen, die Arbeit niederzulegen, zum Beispiel beim Landesbetrieb Verkehr, in den Kundenzentren der Bezirke, bei der zentralen Wohngeldstelle und dem Jobcenter. Bei der Feuerwehr war die Reparaturabteilung betroffen.

Streikteilnehmer und -nehmerinnen protestieren mit Fahnen und Plakaten vor der Hamburger Finanzbehörde. © dpa Foto: Marcus Brandt
AUDIO: Großer Warnstreik in Hamburg (1 Min)

Etwa 4.000 Streikende in der Innenstadt

Beschäftigte des öffentlichen Dienstes streiken in Hamburg. © NDR/Anna Rüter
Beschäftigte des öffentlichen Dienstes versammelten sich am Dienstagvormittag in der Hamburger Innenstadt.

Am Vormittag gab es eine Kundgebung vor dem Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof. Nach Angaben von ver.di kamen dort mehr als 4.000 Menschen zusammen. Mit Parolen wie "Streik ist die Devise, wir zahlen nicht für eure Krise" zogen sie nach mehreren Redebeiträgen zur Finanzbehörde am Gänsemarkt. Dort fand die Abschlusskundgebung statt.

Dressel rechnet mit Abschluss vor Weihnachten

Die meisten zeigten sich dabei enttäuscht von den bisher ergebnislosen Tarifverhandlungen. Die Arbeitgeber hatten dabei auf eine schwierige Haushaltslage hingewiesen. Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD), Verhandlungsführer der Arbeitgeber, sagte am Dienstag im Rathaus: "Wir verstehen, und das ist ja auch angesichts der Inflationslage total nachvollziehbar, dass wir deutlich über dem letzten Tarifabschluss sein müssen." Was das genau heißt, müssten die Verhandlungen Anfang Dezember zeigen. Dressel ist aber zuversichtlich, dass man noch vor Weihnachten zu einem Abschluss kommt. Auch in Schleswig-Holstein kam es am Dienstag zu Arbeitsniederlegungen.

Ver.di will Druck im Tarifstreit erhöhen

Ver.di fordert 10,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber 500 Euro im Monat mehr. Nachwuchskräfte sollen 200 Euro mehr erhalten. Für Berlin, Hamburg und Bremen verlangen die Gewerkschaften eine monatliche Stadtstaatenzulage von 300 Euro. Die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) unter dem Vorsitz von Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) hält die Forderungen für viel zu hoch. Die dritte Verhandlungsrunde ist für den 7. Dezember vereinbart.

Streik der Sportplatzwarte am Wochenende

Am Sonnabend waren bereits Sportplatzwarte der Stadt in einen Warnstreik getreten, der am Sonntag fortgesetzt werden sollte. Damit verbunden waren Einschränkungen und Ausfälle im Spielbetrieb. Der Hamburger Fußball-Verband kündigte an, am Montag mögliche und notwendige Spielnachholungen zu prüfen und gegebenenfalls automatisch neu anzusetzen.

Weitere Informationen
Menschen führen einen Warnstreik in Schleswig durch mit ver.di Flaggen in der Hand. © NDR Foto: Jochen Dominicus

Öffentlicher Dienst: 500 Beschäftigte in SH im Warnstreik

Ver.di hatte die Mitarbeitenden im öffentlichen Dienst dazu aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. mehr

Plakate und Transparente hängen bei einem Warnstreik der Sportplatzwarte am Zaun an einem Sportplatz in Hamburg. Auf einem Transparent steht die Forderung "Gerechte Löhne und Arbeitszeiten für unsere Platzwarte". © picture alliance / dpa Foto: Bodo Marks

Warnstreik auf Hamburgs Sportplätzen: Spielausfälle am Wochenende

Die Gewerkschaft ver.di hat die Platzwarte in der Stadt aufgerufen, am Sonnabend und Sonntag die Arbeit niederzulegen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 07.11.2023 | 17:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Autowracks stehen im Stadtteil Billstedt an einer Unfallstelle. © dpa-Bildfunk Foto: Daniel Bockwoldt

Deutlicher Anstieg: 37 Verkehrstote in diesem Jahr in Hamburg

In Hamburg sind in diesem Jahr 37 Menschen im Straßenverkehr gestorben. Das sind so viele wie seit 2008 nicht mehr. Im vergangenen Jahr waren es neun weniger. mehr