Obdachlose in der Innenstadt: Hamburger Geschäftsleute in Sorge
Geschäftsleuten aus der Hamburger Innenstadt platzt der Kragen: Aus ihrer Sicht gibt es immer mehr Obdachlose in und um die Mönckebergstraße - und die Stadt unternehme zu wenig. Ein Geschäftsmann warnt sogar vor Verhältnissen wie in verarmten US-Städten.
Der Geschäftsmann Jean Jaques de Chapeaurouge zählt zu den einflussreichsten Hamburgern, er ist auch Vorsitzender des "Trägerverbundes Projekt Innenstadt". Bei der Mitgliederversammlung des Vereins zeichnete er ein düsteres Szenario: Hamburg in 20 Jahren - das dürfe keine Stadt wie die US-Metropole Detroit werden, wo die Ratten über die Straßen laufen würden.
"Die Leute kommen dann nicht mehr"
"Wenn die Wirtschaftsstrukturen zusammenbrechen, dann fehlt die Lebensgrundlage. Auch in Deutschland haben wir inzwischen Ballungsräume, die problematisch sind." Aktuell macht dem Geschäftsmann und vielen seiner Kolleginnen und Kollegen aber vor allem die große Zahl an Obdachlosen in der Innenstadt Sorgen. "Die Leute fühlen sich unwohl in den öffentlichen Räumen und kommen dann nicht mehr. Das treibt uns natürlich um."
Tagesaufenthaltsstätte für Obdachlose gefordert
Besonders problematisch seien die aggressive Bettelei und das Campieren direkt vor den Geschäften. Und die Polizei fühle sich dafür nicht zuständig, so die Meinung vieler Geschäftsleute. Chapeaurouge schlägt eine neue Tagesaufenthaltsstätte für Obdachlose in der Innenstadt vor. Sie solle die Anlaufstelle in der Markthalle ersetzen, die in der Corona-Zeit für Obdachlose offen war.
Der Bezirksamtleiter Mitte, Ralf Neubauer, sagte dem Hamburg Journal, man sei derzeit dabei, eine neue Tagesaufenthaltsstätte für Obdachlose im innerstädtischen Bereich zu suchen und einzurichten.
"Hinz&Kunzt" sieht zunehmende Verelendung
Laut dem Straßenmagazin "Hinz&Kunzt" ist eine zunehmende Verelendung festzustellen. "Das kann nur geändert werden, indem wir Angebote machen, die die einzelnen Obdachlosen auch bei ihren Problemen abholen", sagte Geschäftsführer Jörn Sturm. Die Betroffenen hätten ganz unterschiedliche Probleme: Von purer Armut, psychischen Problemen, Alkoholsucht bis zu multiplen Erkrankungen. "Da braucht es unterschiedliche Angebote und da gibt es nicht für alle hinreichend genug."