Nach Schließung: 300 Menschen beten vor der Blauen Moschee
Einen Tag nach der Schließung des Islamischen Zentrums Hamburg (IZH) in der Blauen Moschee haben sich am Donnerstagabend etwa 300 Menschen vor dem Gotteshaus versammelt. Sie folgten einem Social-Media-Aufruf und beteten gemeinsam an der Schönen Aussicht - direkt vor der Moschee.
Zu dem Protestgebet kamen nicht nur Muslime und Musliminnen aus Hamburg, sondern auch aus anderen Regionen wie beispielsweise dem Harz. Die Teilnehmenden sagten selbst, es handele sich bei der Veranstaltung nicht um eine Demonstration, sondern eben um ein Gebet. Es wurden auch keine Plakate in die Höhe gehalten. Die Polizei war vorsorglich mit einem Großaufgebot vor Ort. Die Versammlung verlief friedlich. Nach dem Gebet zogen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Kleingruppen ab.
Enttäuschung nach der Schließung der Blauen Moschee
Viele Muslime und Musliminnen sind enttäuscht, Islamismus ist den meisten fremd, sie haben aber ihre religiöse Heimat verloren. Auch wenn es mehr als 40 weitere Moscheen in Hamburg gibt, geht es für sie um mehr als nur ein Gebäude. "Das ist, glaube ich, die spirituelle Heimat, dort wo man in der Gemeinde groß geworden ist, von klein auf die Religion gelernt und praktiziert hat", sagte Fatih Yildiz, vom Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg dem NDR Hamburg Journal. In der Moschee habe man auch Feste wie Hochzeiten gefeiert, sie sei damit auch ein Ort, an dem man sich beheimatet fühle. "Da jetzt rausgerissen worden zu sein, ist für viele sehr schwer und sehr unverständlich", so Yildiz. Schon am Tag nach der Schließung hingen erste Protestplakate am Zaun der Blauen Moschee. Diese wurden aber jeweils wieder von der Polizei entfernt.
SPD: Moschee könnte nach Ermittlungen wieder genutzt werden
Für die Blaue Moschee könnte sich laut SPD aber eine Lösung abzeichnen, sobald die Ermittlungen nach der Razzia abgeschlossen sind. "Da sich die ganze Aktion ja auch nach Aussagen der Innenministerien nicht gegen die Religionsausübung dort gerichtet hat, sondern gegen das IZH als Betreiber, kann ich mir natürlich sowohl vorstellen, dass die Glaubensausübung dort in irgendeiner Form gesichert wird als auch, dass man das mit vielen Akteuren gemeinsam macht", sagt Ekkehard Wysocki, religionspolitischer Sprecher der SPD.
Verfassungsschutz hat Islamisten "sehr aufmerksam" im Blick
Für den Hamburger Verfassungsschutz steht momentan die Frage im Vordergrund, was die islamistische Szene nun macht. Ob das IZH noch verdeckte Strukturen hat oder sich neue sucht, ist unklar. Ihr wichtigstes Standbein hat sie aber erst einmal verloren. "Das ist ein Schlag für die Szene. Nichtsdestotrotz wird es weiter auch iranische und schiitische Islamisten geben, die wir im Fokus behalten werden", sagt Marco Haase, Sprecher des Hamburger Verfassungsschutzes. Der Verfassungsschutz werde die Entwicklung weiter sehr aufmerksam beobachten und wann immer es möglich sei, die Öffentlichkeit informieren.
Teheran bestellt Botschafter wegen IZH-Schließung ein
Bereits am Mittwoch hatten Machthaber in der iranischen Hauptstadt Teheran den Deutschen Botschafter einbestellt, offenbar aus Verärgerung über die IZH-Schließung. Manche fürchten, das Mullah-Regime könnte Racheakte in Deutschland veranlassen. Bijan Djir-Sarai, Generalsekretär der FDP, sagte in der ARD: "Dieses Regime ist schon in der Vergangenheit, sowohl in Europa als auch außerhalb Europas sehr aktiv gewesen, wenn es darum ging, vor allem polititsche Gegner mundtot zu machen oder zu bedrohen. Von daher halte ich es für zumindest sehr wahrscheinlich, dass auch hier Aktivitäten dieser Art geprüft werden - und auch hinterher vollzogen werden.