Nach Blockade: Kritik am Sicherheitskonzept des Hamburger Flughafens
Hat der Hamburger Flughafen ein Sicherheitsproblem? Am Donnerstag hatten sich acht Klimaaktivisten und -aktivistinnen auf die Rollbahn geklebt - und damit den Flugverkehr stundenlang lahmgelegt. Polizeigewerkschaften kritisieren nun das Sicherheitskonzept am Airport.
Den Weg zur Rollbahn hatten die Aktivistinnen und Aktivisten mit StadtRädern zurückgelegt, nachdem sie den Sicherheitszaun mit Bolzenschneidern durchtrennt hatten. Ihre Aktion ließen sie von einer TV-Agentur dokumentieren. Bundespolizei und Flughafen reagierten zwar schnell und kamen mit schwerem Gerät, aber das Chaos war nicht mehr aufzuhalten. Der Flugbetrieb musste am Donnerstag von 6.10 bis 9.50 Uhr aus Sicherheitsgründen eingestellt werden.
Ein einfacher Zaun und keine Kameras
Warum konnten die Aktivisten und Aktivistinnen so leicht in den Sicherheitsbereich des Flughafens eindringen? Die Antwort findet man vor Ort, wie das NDR Hamburg Journal berichtet: Dort gibt es einen einfachen Zaun mit Stacheldraht, er ist von außen nicht einsehbar und überwachsen. Es gibt keine Kameras, geschweige denn ein woanders durchaus übliches Alarmsystem, das Eindringlinge sofort meldet.
Verantwortlich sind der Flughafen und die Bundespolizei, die das Sicherheitskonzept absegnet. Die Bundespolizei nahm am Donnerstag keine Stellung dazu.
Polizeigewerkschaft: Es fehlt an Personal
Dafür äußerten sich die Polizeigewerkschaften. Laut der Deutschen Polizei Gewerkschaft (DPolG) fehlt es an Kräften, um für ausreichend Sicherheit am Flughafen Hamburg zu sorgen. Gerade in der Urlaubszeit seien die Beamten und Beamtinnen dort überlastet. Nachdem aber schon Klimaaktivisten und -aktivistinnen im vergangenen Jahr auf der Rollbahn des Berliner Flughafens standen, hätte der Hamburg Airport sein Sicherheitskonzept verbessern müssen, meint Heiko Teggatz von der DPolG.
Verantwortlich ist demnach "natürlich der Flughafenbetreiber, der für die technischen Sicherheitsmaßnahmen sorgen muss. Aber auch das Bundesinnenministerium ist nicht ganz unschuldig an dieser Situation, weil der Bundespolizei in Hamburg schlichtweg das Personal fehlt, um dort rund um die Uhr permanent diesen Zaun von innen zu bestreifen. Wir fordern als Gewerkschaft schon seit Längerem mehr als 10.000 zusätzliche Planstellen."
Aktivisten in Düsseldorf offenbar früher gestoppt
Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht Nachholbedarf beim Sicherheitskonzept des Hamburg Airports. Der GdP-Vorsitzende Andreas Roßkopf zieht einen Vergleich: Auch in Düsseldorf seien am Donnerstag Klimaaktivistinnen und -aktivisten auf den Flugplatz gelaufen, sie hätten dort dabei aber einen Alarm ausgelöst und die Polizei habe die Störer deshalb deutlich schneller festnehmen können als in Hamburg. Hier bemerkte ein Feuerwehrmann die Aktivisten und Aktivistinnen erst, als sie auf dem Flugplatz waren.
Laut dem Hamburger Flughafen umfasst das Betriebsgelände mehr als 570 Hektar und ist eingefasst von rund 22 Kilometern Zaun. Dessen Sicherung und der Zaun selbst würden allen gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Die Bewachung erfolge unter anderem über "Bestreifung sowie in enger Zusammenarbeit mit der Polizei vor Ort". Eine Alarmkette habe auch am Donnerstag gegriffen.
Faeser kündigt neue Sicherheitsstandards an
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kündigte nach den Klima-Protestaktionen neue Sicherheitsstandards an. "Es wird demnächst tatsächliche Standards für die Betreiber kritischer Infrastruktur geben. Dazu gehören auch die Flughäfen, und das wird auch zu einer besonderen Sicherheit der Flughäfen weiterhin führen", sagte sie in Berlin.