"Miss Tagesschau": Dagmar Berghoff feiert 80. Geburtstag

Stand: 25.01.2023 13:16 Uhr

Mit diesem Auftritt hat sie Fernsehgeschichte geschrieben: Am Nachmittag des 16. Juni 1976 begrüßt Dagmar Berghoff die Zuschauerinnen und Zuschauer der ARD-Tagesschau - als erste Frau überhaupt. 23 Jahre war sie eine "Miss Tagesschau". Am Mittwoch feierte die Wahl-Hamburgerin Berghoff ihren 80. Geburtstag.

Jahrzehntelang gehörte sie zu den bekanntesten Fernseh-Gesichtern Deutschlands. Als sie bei der Tagesschau anfing, war das alles andere als selbstverständlich. Mitte der 1970er-Jahre waren Frauen in vielen Jobs noch nicht sehr akzeptiert - und die Medien bildeten da keine Ausnahme. Hier galt sogar das Vorurteil: Frauen können keine Nachrichten sprechen, weil sie nichts von Politik verstehen und bei Unglücksmeldungen in Tränen ausbrechen. Auch der damalige Chefsprecher der Tagesschau, Karl-Heinz Köpcke, war skeptisch, als man ihm "von oben" die hübsche blonde Frau in die Sendung holte. So stand er dann auch bei ihrer ersten 20-Uhr-Sendung - immerhin die meistgesehene Sendung im deutschen Fernsehen - neben Berghoff, erinnert die sich heute. "Ich dachte, das machen die immer so. Aber er hat wohl gemeint, dass ich als Frau vielleicht doch die Nerven verliere und zusammenbreche", sagte sie gerade in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.

Vom Schauspiel in die Medienbranche

Eigentlich hatte Berghoff, die in Ahrensburg bei Hamburg aufwuchs, ohnehin Schauspielerin werden wollen. Nach Abitur und Au-pair-Stationen in London und Paris absolvierte sie in den 60er-Jahren eine Ausbildung an der Hamburger Hochschule für Musik und darstellende Kunst. Sie bekam kleinere Rollen am Theater und in Film und Fernsehen, arbeitete als Fernsehansagerin, Hörfunksprecherin und Moderatorin beim damaligen Südwestfunk (SWF). 1975 kehrte sie dann nach Hamburg zurück - und arbeitete erstmal für den NDR Hörfunk.

Dagmar Berghoff überzeugt sie alle

Doch auch beim Fernsehen überzeugte sie - und zwar nicht nur Köpcke. Eine Zeitung schrieb nach ihrem ersten Tagesschau-Auftritt: "Bildschön mit einem diskreten Lächeln auf den Lippen und einer angenehm weichen Stimme überraschte Dagmar Berghoff". Mit ihrer Professionalität überzeugte die Moderatorin dann auch, als es darum ging, das Sprecher-Quartett Jo Brauner, Wilhelm Wieben, Karl-Heinz Köpcke und Werner Veigel zu ergänzen.

Dagmar Berghoff © NDR
Dagmar Berghoff "erfindet" beim Verlesen der Nachrichten 1988 das Tennisevent "WC-Turnier".
Lachanfall nach "WC-Turnier" 

Obwohl sie als sehr zuverlässig galt, vergaß Dagmar Berghoff im Laufe ihrer Tagesschau-Zeit aber auch dreimal ihren Dienst. Einmal schaffte sie es im Schlussspurt noch vor die Kamera, zweimal mussten Kollegen für sie einspringen. Unvergessen bleibt ihr Lachkrampf, als sie am 2. April 1988 bei der Meldung über Tennisspieler Boris Becker statt vom WTC-Turnier vom "WC-Turnier" sprach - längst ein Klassiker der Fernseh-Pannen. Berghoff war jedenfalls gekommen, um zu bleiben - für insgesamt 23 Jahre. Am 31. Dezember 1999 las sie, damals war sie längst Chefsprecherin, zum letzten Mal die Tagesschau.

Nur einmal, am 19. April 2014, kehrte sie danach in die Nachrichtenredaktion zurück - als Überraschungsgast der ersten Tagesschau-Ausgabe aus dem neuen Studio. Vor Beginn der Sendung begrüßte sie die Zuschauerinnen und Zuschauer mit den Worten "Guten Abend, meine Damen und Herren".

Noch immer Arbeit und Fernsehauftritte

So ganz kann Berghoff das Arbeiten noch immer nicht lassen. Gerade erst hat sie gemeinsam mit dem heutigen Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber ein Buch geschrieben, das im November erschienen ist. Auch Lesungen stehen auf ihrem Programm und - gerade jetzt zu ihrem 80. Geburtstag - auch immer wieder Auftritte im Fernsehen. Die meiste Zeit genießt sich inzwischen aber das schöne Leben. Sie liebt es, Essen zu gehen, besucht gern Kunstmuseen und geht auch auf Reisen - besonders nach Frankreich.

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 25.01.2023 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Leute

Porträt

Medien

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Ein Stimmzettel mit dem Hamburg-Wappen wird in eine Wahlurne geworfen. © IMAGO / Christian Ohde Foto: Christian Ohde

SPD und Grüne für Beibehaltung der Bürgerschaftswahl am 2. März

Die Hamburgerinnen und Hamburger müssen Anfang kommenden Jahres wohl zwei Mal an die Urnen gehen, um Bundestag und Bürgerschaft neu zu bestimmen. mehr