Messerattacke in Zug: Gallina weist Vorwürfe zurück
Die Hamburgische Bürgerschaft wird sich am Mittwoch auf Antrag der AfD mit dem Messerangriff von Brokstedt beschäftigen. Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) steht wegen des Umgangs ihrer Behörde mit dem Tatverdächtigen in der Kritik. Gallina nahm am Montag im Gespräch mit dem NDR erstmals öffentlich Stellung zu den Vorwürfen.
"Wir haben als Justizbehörde alle Maßnahmen unternommen, die vorgesehen sind", sagte Gallina. Die Justizsenatorin ergänzte, es sei alles passiert, was laut Resozialisierungsgesetz mit Untersuchungshäftlingen passieren soll. Das heißt unter anderem, dass der Mann in der U-Haft regelmäßig psychiatrisch betreut wurde. Man habe außerdem eine Methadon-Behandlung für den Drogensüchtigen organisiert. Und auch den Vorwurf, man habe den wohnungslosen Mann quasi auf die Straße entlassen wies Gallina zurück. Noch am Tag seiner Entlassung aus der Justizvollzugsanstalt Billwerder sei der 33-Jährige im Winternotprogramm der Stadt angekommen.
Gallina versteht Suche nach Erklärungen
Sie verstehe, dass man nach solch einer furchtbaren Tat nach Erklärungen suche - nach Dingen, die man hätte anders machen können. In diesem Fall aber habe man richtig gehandelt. Gleichwohl müsse man schauen, wie man als Gesellschaft besser mit solchen Menschen umgehen könne. Und zwar nicht erst wenn sie straffällig werden.
Kritik der Opposition
Aus den Reihen der Opposition hagelt es weiter Kritik. AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann sagte dem Hamburg Journal im NDR Fernsehen, Justizsenatorin Gallina sei überfordert. Es handele sich um ein komplettes Versagen. Deniz Celik (Die Linke) sagte, es sei bei dem Tatverdächtigen versäumt worden, eine angemessene Betreuung nach der Entlassung aus der Untersuchungshaft sicherzustellen.
Zwei Tote und mehrere Verletzte bei Messerangriff
Bei dem Messerangriff in der Regionalbahn von Kiel nach Hamburg wurden eine 17-Jährige und ein 19-Jähriger getötet. Fünf weitere Menschen wurden schwer verletzt. Drei Verletzte werden derzeit noch in Krankenhäusern behandelt. Das teilte die Polizei in Itzehoe am Montag mit. Es handle sich um eine 27-Jährige aus Hamburg sowie eine 54-Jährige und einen 62-Jährigen, die beide aus Schleswig-Holstein kommen. Zwei junge Männer im Alter von 22 Jahren seien aus dem Krankenhaus entlassen worden.
Haftbefehl wegen Mordes gegen 33-Jährigen
Gegen den mutmaßlichen Täter, einen 33-jährigen staatenlosen Palästinenser, wurde Haftbefehl wegen zweifachen Mordes und versuchten Totschlags in vier Fällen erlassen. Erst wenige Tage vor der Tat im Zug war er in Hamburg aus der U-Haft freigekommen. Der 33-Jährige war zuvor wegen eines Gewaltdelikts zu einem Jahr Haft verurteilt worden und saß auch knapp ein Jahr in U-Haft. Da die gegen ihn verhängte, aber noch nicht rechtskräftige Freiheitsstrafe durch die Untersuchungshaft bereits fast vollständig verbüßt war, kam er auf freien Fuß. Jetzt befindet sich der Tatverdächtige in Neumünster in U-Haft.