Mehr als 200.000 Menschen bei CSD-Demo in Hamburg
Beim Christopher Street Day (CSD) in Hamburg sind am Sonnabend über 200.000 Menschen durch die Innenstadt gezogen. Sie demonstrierten gegen Intoleranz und für ein selbstbestimmtes Leben.
Die Polizei sprach nach der Demo von 200.000 bis 250.000 Teilnehmenden. Nach Angaben des Veranstalters Hamburg Pride gingen rund 250.000 Menschen auf die Straße. "Wir sind absolut zufrieden", sagte Organisator Manuel Opitz. Hamburg habe ein ganz deutliches Signal gesetzt. Die Parade stand unter dem Motto "Selbstbestimmung jetzt! Verbündet gegen Trans*feindlichkeit".
Tschentscher und Fegebank demonstrieren mit
Der Demonstrationszug hatte sich am Mittag in der Langen Reihe in Bewegung gesetzt. Auch Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) reihten sich vorne mit ein. Tschentscher sagte: "Sie können Diskriminierung nicht durch Verordnungen bekämpfen. Das ist etwas, bei dem alle mitmachen müssen. Deswegen ist diese CSD-Demonstration so wichtig." Fegebank sagte, sie demonstriere, "weil es mir wichtig ist, dass wir als gesamte Gesellschaft für Sichtbarkeit und Akzeptanz unterschiedlichster Lebensweisen einstehen und kämpfen - gerade in Zeiten, in denen der Ton rauer wird".
Menschen mit Behinderungen auf Inklusionstruck dabei
Die bunte Karawane mit mehr als 100 Gruppen und über 40 Trucks zog von der Langen Reihe aus durch die Innenstadt bis zum Jungfernstieg. Erstmals war auch ein Inklusionstruck dabei, auf dem Menschen mit Behinderungen mitfahren konnten. Wegen der großen Anzahl an Demonstrierenden kam der Tross immer wieder zum Halten. Zwischenfälle gab es nach Angaben der Polizei nicht.
Hamburger CDU war ausgeladen worden
Die Hamburger CDU war bei der CSD-Demo nicht dabei. Weil die Partei beim Selbstbestimmungsrecht für Trans-Menschen eine andere Auffassung hat als die Veranstalter, war sie von der Demo ausgeladen worden. Beim CSD-Straßenfest an der Binnenalster, das am Freitag begann, hat die CDU aber wieder einen eigenen Stand. Auf dem Straßenfest am Jungfernstieg und Ballindamm stellen sich bis Sonntag viele Vereine, Institutionen und Gruppen vor.
Veranstalter: CSD bleibt wichtig
Am Tag vor der Demo hatte Manuel Opitz vom Veranstalter Hamburg Pride gesagt, dass schon viel erreicht sei, der CSD aber wichtig bleibe, um sich für gesellschaftliche Akzeptanz zu engagieren. Der Shitstorm etwa nach dem Hissen der Regenbogenflagge am Rathaus zeige, dass das gesellschaftliche Klima rauer geworden sei. "Was uns sehr viele Sorgen bereitet ist, dass es in den letzten Monaten keinen einzigen größeren CSD gab ohne Angriffe auf queere Menschen - von Regenbogenflagge wegnehmen und verbrennen bis Bierflasche auf den Kopf schlagen", so Opitz. Hamburg Pride und die Polizei hatten ihr Sicherheitskonzept vor der Demo noch einmal geschärft.
Demo zum CSD in Hamburg seit 1980
Der Christopher Street Day erinnert an den 28. Juni 1969, als Polizeikräfte die New Yorker Schwulen- und Lesbenbar "Stonewall Inn" in der Christopher Street stürmten und so mehrtägige Proteste von Schwulen, Lesben und Transsexuellen auslösten. Der CSD soll auf die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Intersexuellen und queeren Menschen aufmerksam machen. Seit 1980 gehen alljährlich in Hamburg Menschen auf die Straße, um sich für Akzeptanz und Gleichberechtigung aller Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten einzusetzen.