Mehr als 200.000 Menschen bei CSD-Demo in Hamburg

Stand: 05.08.2023 19:44 Uhr

Beim Christopher Street Day (CSD) in Hamburg sind am Sonnabend über 200.000 Menschen durch die Innenstadt gezogen. Sie demonstrierten gegen Intoleranz und für ein selbstbestimmtes Leben.

Die Polizei sprach nach der Demo von 200.000 bis 250.000 Teilnehmenden. Nach Angaben des Veranstalters Hamburg Pride gingen rund 250.000 Menschen auf die Straße. "Wir sind absolut zufrieden", sagte Organisator Manuel Opitz. Hamburg habe ein ganz deutliches Signal gesetzt. Die Parade stand unter dem Motto "Selbstbestimmung jetzt! Verbündet gegen Trans*feindlichkeit".

Tschentscher und Fegebank demonstrieren mit

Der Demonstrationszug hatte sich am Mittag in der Langen Reihe in Bewegung gesetzt. Auch Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) reihten sich vorne mit ein. Tschentscher sagte: "Sie können Diskriminierung nicht durch Verordnungen bekämpfen. Das ist etwas, bei dem alle mitmachen müssen. Deswegen ist diese CSD-Demonstration so wichtig." Fegebank sagte, sie demonstriere, "weil es mir wichtig ist, dass wir als gesamte Gesellschaft für Sichtbarkeit und Akzeptanz unterschiedlichster Lebensweisen einstehen und kämpfen - gerade in Zeiten, in denen der Ton rauer wird".

Menschen mit Behinderungen auf Inklusionstruck dabei

Die bunte Karawane mit mehr als 100 Gruppen und über 40 Trucks zog von der Langen Reihe aus durch die Innenstadt bis zum Jungfernstieg. Erstmals war auch ein Inklusionstruck dabei, auf dem Menschen mit Behinderungen mitfahren konnten. Wegen der großen Anzahl an Demonstrierenden kam der Tross immer wieder zum Halten. Zwischenfälle gab es nach Angaben der Polizei nicht.

Hamburger CDU war ausgeladen worden

Die Hamburger CDU war bei der CSD-Demo nicht dabei. Weil die Partei beim Selbstbestimmungsrecht für Trans-Menschen eine andere Auffassung hat als die Veranstalter, war sie von der Demo ausgeladen worden. Beim CSD-Straßenfest an der Binnenalster, das am Freitag begann, hat die CDU aber wieder einen eigenen Stand. Auf dem Straßenfest am Jungfernstieg und Ballindamm stellen sich bis Sonntag viele Vereine, Institutionen und Gruppen vor.

Veranstalter: CSD bleibt wichtig

Am Tag vor der Demo hatte Manuel Opitz vom Veranstalter Hamburg Pride gesagt, dass schon viel erreicht sei, der CSD aber wichtig bleibe, um sich für gesellschaftliche Akzeptanz zu engagieren. Der Shitstorm etwa nach dem Hissen der Regenbogenflagge am Rathaus zeige, dass das gesellschaftliche Klima rauer geworden sei. "Was uns sehr viele Sorgen bereitet ist, dass es in den letzten Monaten keinen einzigen größeren CSD gab ohne Angriffe auf queere Menschen - von Regenbogenflagge wegnehmen und verbrennen bis Bierflasche auf den Kopf schlagen", so Opitz. Hamburg Pride und die Polizei hatten ihr Sicherheitskonzept vor der Demo noch einmal geschärft.

Demo zum CSD in Hamburg seit 1980

Der Christopher Street Day erinnert an den 28. Juni 1969, als Polizeikräfte die New Yorker Schwulen- und Lesbenbar "Stonewall Inn" in der Christopher Street stürmten und so mehrtägige Proteste von Schwulen, Lesben und Transsexuellen auslösten. Der CSD soll auf die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Intersexuellen und queeren Menschen aufmerksam machen. Seit 1980 gehen alljährlich in Hamburg Menschen auf die Straße, um sich für Akzeptanz und Gleichberechtigung aller Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten einzusetzen.

Weitere Informationen
Jörn Straehler-Pohl, NDR 90,3, kommentiert. © NDR Foto: Screenshot

Kommentar: "Trans-Menschen haben sich nicht ausgesucht, dass sie trans sind"

Trans-Menschen brauchen mehr Rechte. Die Kritik daran bedient sich fadenscheiniger Argumente, meint Jörn Straehler-Pohl in seinem Kommentar. (05.08.2023) mehr

Teilnehmerinnen und Teilnehmer laufen während der Parade zum Christopher Street Day im August 2022 am Glockengießerwall entlang. © Georg Wendt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Georg Wendt

Hamburg Pride: "Kein CSD ohne Angriffe auf queere Menschen"

Hass im Netz und Angriffe auf der Straße: Manuel Opitz von Hamburg Pride sieht eine Verschärfung des gesellschaftlichen Klimas (04.08.2023). mehr

Auf einem Wahlplakat ist der Politiker Dennis Thering (CDU) abgebildet. © Screenshot

Pride Week: Veranstalter laden Hamburger CDU aus

Die Veranstalter wollen die CDU bei der CSD-Demo am Sonnabend nicht dabei haben. Grund sind Äußerungen zu Trans-Menschen. (31.07.2023) mehr

Die Regenbogenflagge weht am Hamburger Rathaus. © NDR Foto: Isabelle Wildberger

Pride Week: Regenbogenflagge am Hamburger Rathaus gehisst

Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Fegebank hat mit dem Hissen der Flagge den Startschuss zur Pride Week gegeben. (28.07.2023) mehr

Bilder aus der Geschichte des CSD in HH © Chris Lambertsen Foto: Chris Lambertsen

Party und Politik: Von der Stonewall-Demo zum CSD in Hamburg

Seit 40 Jahren demonstrieren Schwule und Lesben in Hamburg für Akzeptanz und Toleranz. Am 28. Juni 1980 zog mit der Stonewall-Demo der Vorläufer des Christopher Street Day erstmals durch die Stadt. (31.07.2020) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Hamburg Journal | 05.08.2023 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Homosexualität

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Auf einem Plakat, das zur Wahl aufruft, stehen sich Trump und Harris gegenüber. © IMAGO / Bihlmayerfotografie

US-Wahlnacht: Größere Veranstaltungen in Hamburg

Donald Trump oder Kamala Harris? Auch in Hamburg wird die US-Wahl mit Spannung erwartet. Es gibt mehrere Veranstaltungen in der Wahlnacht. mehr