Kommentar: "Trans-Menschen haben sich nicht ausgesucht, dass sie trans sind"
Hamburg steht am Sonnabend ganz im Zeichen der großen CSD-Demo. Wer nicht sichtbar im Demonstrationszug vertreten ist, das ist die CDU. Die Organisatoren wollten sie nicht dabeihaben. Anlass ist ein Streit um das geplante Selbstbestimmungsgesetz für Trans-Menschen. Ein Kommentar von Jörn Straehler-Pohl.
Wer darf darüber entscheiden, wer ich wirklich bin? Wenn ich mich als Frau fühle - darf ich dann selbst darüber bestimmen, eine Frau zu sein? Also in meinem Fall mit Frau Straehler-Pohl angesprochen zu werden? Die CDU tut sich schwer mit dieser Vorstellung. Für sie ist das Geschlecht eine biologische und soziale Tatsache, über die man selbst nicht frei bestimmen kann. Wer als Mann geboren wurde, der ist demnach eben ein Mann.
Selbstbestimmungsgesetz ist wichtig
Doch die Wirklichkeit von Trans-Menschen ist eine andere. Sie haben sich nicht ausgesucht, dass sie trans sind. Genauso wenig, wie ich mir ausgesucht habe, dass ich schwul bin. Sie wollen ganz einfach so gesehen werden, wie sie sich selbst sehen. Ohne sich das vorher von Gutachten und Gerichten bescheinigen lassen zu müssen. Genau das will das geplante Selbstbestimmungsgesetz möglich machen. Die Gegnerinnen und Gegner – wie die Hamburger CDU - lehnen das ab - mit zum Teil fadenscheinigen Behauptungen. Sie befürchten, dass Menschen ständig ihr amtliches Geschlecht ändern könnten. Oder es Männer geben könnte, die ihren Geschlechts-Eintrag im Personalausweis nur deshalb ändern lassen, um dann in eine Frauen-Sauna gehen zu können.
Mehr Anstand, Respekt und Demut
Das klingt nach schlechter Comedy. Ist aber ganz einfach schlechte Politik. Zu den konservativen Werten zählt die Eigenverantwortung jedes Einzelnen. Warum lässt die CDU dieses Prinzip nicht für Trans-Menschen gelten? Zu den konservativen Werten zählen auch Anstand, Respekt und Demut. Und genauso sollten wir mit Trans-Menschen umgehen. Und mit allen Menschen, die anders sind als wir selbst.