Krönung von Charles III. wird auch in Hamburger Theater ein Fest
Zur Krönung von King Charles III. lädt das English Theatre in Hamburg heute zum Public-Viewing der TV-Übertragung ein. Auch die aus England stammenden Schauspielerinnen und Schauspieler des Ensembles werden dabei sein. Sie haben einen ganz eigenen Blick auf die Feierlichkeiten.
In der aktuellen Inszenierung des English Theatre in Hamburg geht es um die Geschichte einer pakistanischen Familie, die in den USA lebt - besonders um den Spagat zwischen den beiden Kulturen. Karen Johal spielt die Hauptrolle in dem Stück; die 32-Jährige aus Birmingham kennt den Spagat zwischen zwei Kulturen gut: Ihre Großeltern stammen aus Indien.
Neueste Umfragen des englischen Senders BBC zeigen, dass in England die Popularität der Royals sinkt - vor allem bei jungen Menschen und Menschen mit Migrationsgeschichte. Ihnen sei das koloniale Erbe Englands und der Krone sehr bewusst. Das in Einklang mit der eigenen Identität zu bringen, ist auch für Theater-Schauspielerin Johal eine Herausforderung: "Ich musste mir als Erwachsene ein eigenes Bild von der Royal Family machen, ohne dass dies zu Konflikten mit meiner eigenen Identität führt. Denn ich bin stolz darauf, Inderin zu sein - und ebenso stolz darauf, Britin zu sein", sagt Johal.
Hoffnung auf neue Art des Regierens
Die Britin ist bekannt für ihre Rolle in der Serie "Ted Lasso". Gearbeitet hat sie schon überall auf der Welt - und egal, wo sie ist: Die britische Königsfamilie ist immer ein Thema. Wichtiger als die Krönungsfeier ist der Britin der Blick in die Zukunft. Charles könnte als König neue Wege einschlagen, hofft sie. Vor Kurzem habe er einen Sikh-Tempel besucht. Für Johal, die dieser indischen Religionsgemeinschaft angehört, war das ein wichtiges Zeichen. "Die Tatsache, dass er einen Sikh-Tempel besucht hat und offen genug war, auf unsere Gemeinschaft zuzugehen, gibt mir Hoffnung und Optimismus, dass wir gesehen werden und dazugehören."
Theater-Intendant: Public Viewing der Krönung ist ein Muss
Die TV-Übertragung von Charles' Krönung wird Johal mit ihren Schauspiel-Kolleginnen und -Kollegen sowie Theater-Besuchern im Gebäude des English Theatre im Hamburger Stadtteil Uhlenhorst verfolgen. Intendant Paul Glaser hat sich für das Public Viewing eine besondere Tea Time mit den typisch englischen Scones überlegt. Die Feierlichkeiten in London haben aus seiner Sicht eine historische Bedeutung - und sie bedeuteten nicht nur den Menschen in Großbritannien sehr viel. Erwartet werden britische Gäste, aber auch interessierte Theater-Besucher. "Wir haben im Theater ein großes soziales Netzwerk und eine große soziale Funktion. Die Leute kommen her, um Englisch zu sprechen und englische Kultur zu erleben", sagt Glaser. Daher war die Idee des Public Viewings ein "Muss".
Schauspielerin Sobka hinterfragt die Monarchie auch kritisch
Das Foyer des ältesten englischsprachigen Theaters in Deutschland ist für die Veranstaltung mithilfe der Schauspieler extra "königlich" dekoriert worden. Noor Sobka hätte die Krönung gerne in London mit einer Freundin verfolgt, aber für die Theaterproduktion ist sie im März nach Hamburg gekommen. "Ich bin traurig, dass ich nicht in Großbritannien bin. Aber es wird sicher auch sehr schön, die Krönung in einem anderen Land zu erleben. Die Menschen hier lernen eine ganz andere Seite Großbritanniens und der Monarchie kennen", sagt sie.
Der Schauspielerin ist es wichtig, die Monarchie auch kritisch zu hinterfragen. "Wenn mich Leute fragen, sage ich ihnen, wie spannend dieses Ereignis ist und wie historisch. Natürlich gibt es aber auch Schattenseiten - das viele Geld, das ausgegeben wird, und die Colonial-Geschichte Großbritanniens. Dessen sollten sich alle bewusst sein."
Krönungstag wird in die Geschichte eingehen
Sobkas Kollege Rohit Gokani kam als Kind in den 70er-Jahren mit seiner indischen Familie nach England. Er ist glücklich, die Krönung jetzt von Hamburg aus mitzuerleben: "Vielleicht werden mich meine Enkelkinder eines Tages danach fragen. Ich werde die Herausgabe neuer Münzen erleben, die Währung Englands wird sich ändern, und vielleicht wird sich auch der Ton in England ändern."
Gokani hofft auf eine Zeit des Wandels. Daher sei das Public Viewing der Krönungs-Übertragung im Theater auch wichtig: "Ich finde es großartig. Es ist der einzige Weg, wie wir etwas über andere Kulturen und andere Menschen lernen können."