Kräne der ehemaligen Sietas-Werft werden nun doch abgebaut

Stand: 24.09.2024 06:15 Uhr

Überraschende Wende im Alten Land: Die vier verbliebenen Kai-Kräne auf dem Gelände der ehemaligen Sietas-Werft werden jetzt doch abgebaut. Wie die Hamburger Kulturbehörde NDR 90,3 mitteilte, ist der Denkmalschutz für die Kräne nicht zu halten.

Grund sei, dass sie bereits verkauft wurden. Für den Erhalt des Kran-Ensembles hatten sich Politikerinnen und Politiker sowie Bürgerschaftsabgeordnete engagiert. "Die Liebherr-Portalkrane wurden vor der Unterschutzstellung durch das Denkmalschutzamt am 18. September bereits verkauft und im Zuge dessen verschiedene Vertragspflichten eingegangen", teilte die Kulturbehörde mit.

Öffentliches Interesse muss zurückgestellt werden

Das öffentliche Interesse am Erhalt der vier Liebherr-Portalkrane müsse deshalb zurückgestellt werden. "Die Abwägung der Belange des Denkmalschutzes mit den öffentlichen Belangen sowie den Belangen des Eigentümers führt zu dem Ergebnis, dass die denkmalrechtliche Genehmigung zum Abbau der vier Liebherr-Portalkranen erteilt werden kann", sagte ein Sprecher der Kulturbehörde.

Die Kräne der Sietas-Werft. © Screenshot
AUDIO: Denkmal-Drama bei der Hamburger Sietas-Werft (1 Min)

Denkmalverein spricht von Versäumnis der Kulturbehörde

Allerdings war allgemein bekannt, dass die Kräne bereits im vergangenen Jahr verkauft wurden. Aus Sicht des Hamburger Denkmalvereins ein Versäumnis der Kulturbehörde: Sie habe einfach zu lange damit gewartet, die Kräne unter Schutz zu stellen. Das sei bitter und ein großer Verlust für Hamburgs Industriegeschichte, sagt Kristina Sassenscheidt vom Denkmalverein.

Noch härter die Kritik von Ermya Ciger, dem 17-jährigen Chef der SPD in Neuenfelde. Er hatte lange für den Denkmalschutz gekämpft und sagt: "Die Behörde hat versagt und uns in Neuenfelde im Stich gelassen."

17-jähriger SPD-Politiker verhinderte Abbau

Ohne den Einsatz des erst 17-jährigen Schülers Ciger wären die vier Kai-Kräne auf dem ehemaligen Werft-Gelände in Neuenfelde schon am Sonnabend abgebaut worden. Zusammen mit der Bürgerschaftsabgeordneten Gudrun Schittek (Grüne) hatte er zwei Mal die Polizei gerufen. Erst danach wurden die Abbauarbeiten an den Kränen gestoppt. 

Jucho-Kran darf bleiben

Weiter unter Denkmalschutz bleibt aber der sichtbare Jucho-Portal-Kran - ein Wahrzeichen des Alten Landes. Der große Jucho-Kran sei ausdrücklich nicht vom Abbruchvorhaben betroffen und könne daher "als Einzeldenkmal weiterhin als vergleichsweise authentisch erhaltener Kran die Entwicklung im Schwerlastkranbau dokumentieren, als besonderes Zeugnis des industriellen Erbes von Neuenfelde", hieß es.

Der Kran leiste einen wichtigen Beitrag zu den charakteristischen Eigenheiten des Stadtbildes, das an dieser Stelle im Mündungsbereich der Este seit langer Zeit vom Schiffbau und anderen hafennahen Gewerben geprägt ist. Die Sietas-Werft war nach jahrhundertelanger Geschichte vor wenigen Jahre in die Insolvenz gegangen.

Was passiert mit dem Grundstück?

Offen ist dagegen weiterhin, wie es mit dem gesamten Grundstück der ehemaligen Werft weitergeht. Im Gespräch ist seit längerem, dass die Stadt es nach einer möglichen Zwangsversteigerung übernimmt. "Wir hoffen, wenn die Stadt das Gelände wirklich ersteigert, dass sie auch den Jucho-Portalkran mitersteigert", sagte Ciger.

Weitere Informationen
"Jucho"-Portalkran der Sietas-Werft (Archivbild). © picture alliance / imageBROKER | Torsten Krüger Foto: Torsten Krüger

Kräne auf Gelände der Sietas-Werft bleiben als Denkmal erhalten

Ein Industriedenkmal bleibt: Die Kräne der ehemaligen Sietas-Werft in Neuenfelde werden laut Hamburger Kulturbehörde unter Denkmalschutz gestellt. (19.09.2024) mehr

Blick von oben auf die insolvente Pella Sietas Werft mit Schwimmdock. © picture alliance/dpa Foto: Netbid

Pella Sietas: Stadt Hamburg will Werftgelände kaufen

Dort sollen nach den Plänen der Stadt Industrieunternehmen Platz finden, die auf Zugang zum Wasser angewiesen sind. (06.07.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 23.09.2024 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Schifffahrt

Schiffbau

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher hält seine Weihnachtsansprache 2024. © Senatskanzlei Hamburg / Jan Pries

Weihnachtsansprache: Tschentscher ruft zu Frieden auf

Die weihnachtliche Friedensbotschaft sei auch eine Aufforderung an alle, eine Lösung für die Kriege zu finden, sagt Hamburgs Bürgermeister. mehr