Kongress der Notfallmediziner: Schnelle Maßnahmen gefordert
Auf den Intensivstationen in deutschen Kliniken fehlt Personal. Deshalb haben Notfall-Medizinerinnen und -Mediziner beim Jahreskongress der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) im Hamburger CCH schnelle Maßnahmen gefordert.
Notfall- und Intensivpatientinnen und -patienten können sich in Deutschland auf eine sehr gute Versorgung verlassen - aber ohne Personal geht das nicht. Das betonten Medizinerinnen und Mediziner beim DIVI-Jahreskongress. In den vergangenen Tagen tauschten sich dort mehr als 5.000 Fachleute aus.
Personalmangel ist Grund für die angespannte Lage
Die Lage bleibt ihrer Meinung nach angespannt - allerdings nicht mehr so sehr wegen der Pandemie, sondern wegen des Personalmangels. Corona-Fälle seien zurzeit kein großer Faktor mehr auf den Intensivstationen: Im Bundesdurchschnitt sind dort weniger als fünf Prozent Covid-Patientinnen und -Patienten. Inzwischen gibt es aber deutlich weniger Intensivbetten, die belegt werden können, als noch vor einem Jahr. Der Grund: Es fehlen Pflegekräfte.
UKE-Chef ruft zum Impfen auf
Viele hielten dem Dauerdruck in Vollzeit nicht mehr stand und hätten ihre Arbeitszeit verkürzt, berichtete DIVI-Präsident Gernot Marx. Wegen des Pflegenotstands soll es in zwei Wochen in Berlin ein erstes Treffen mit der Bundespolitik geben. Medizinerinnen und Mediziner fürchten, dass es in der Infektionszeit im Winter noch mal eng wird. Der Chef der Intensivmedizin im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Stefan Kluge, rief deshalb erneut zum Impfen auf - sowohl gegen Corona als auch gegen die Grippe.
Angespannte Lage auf den Kinder-Intensivstationen
Weil es gerade eine starke Infektionswelle mit dem RS-Virus gibt, ist auch die Lage auf den Kinder-Intensivstationen angespannt. Laut einer Umfrage gibt es so viele kranke Kinder, dass Hamburger Krankenhäuser auch schon Patientinnen und Patienten in andere Bundesländer verlegen müssen, weil in machen Kliniken Intensivbetten voll sind. In Hamburg ist derzeit die Notaufnahme des Kinderkrankenhauses Wilhelmstift überlastet - Eltern sollen deshalb stattdessen auf die Notfallpraxis am Altonaer Kinderkrankenhaus ausweichen.
Genug Betten, zu wenige Pflegekräfte
In der vergangenen Woche gab es den Angaben zufolge in ganz Deutschland nur noch etwa 80 freie Betten auf den Kinder-Intensivstationen. Dabei gibt es eigentlich genug Betten, aber das Hauptproblem ist, dass es nicht genügend Pflegekräfte gibt. Für Eltern mit kranken Kindern heißt das jetzt oft: Sie müssen in den Notaufnahmen lange Wartezeiten in Kauf nehmen.