Kommentar zur Bundestagswahl: Die Hamburger ticken einfach anders
Was ist das Gute an der eher pessimistischen Lage in Deutschland? Es haben so viele Menschen wie seit Jahrzehnten nicht mehr ihre Stimme abgegeben. Annika Sepeur, Leiterin der Landespolitik im NDR Landesfunkhaus Hamburg, kommentiert die Bundestagswahl.
Statistisch gesehen werden auch viele Hamburgerinnen und Hamburger die Sorgen teilen und sich die gleichen Fragen zur Zukunft stellen wie viele andere Deutsche. Das Bemerkenswerte ist aber: Sie ziehen anscheinend andere Schlüsse aus ihren Sorgen und Fragen als die Menschen im Bundesdurchschnitt.
Warum ist das so? Die Hamburgerinnen und Hamburger ticken einfach anders. Deshalb glaube ich den Umfragen, in denen die Menschen sagen, sie schauten sehr genau vor ihre eigene Haustür und könnten die Hamburger Politik vom Bund unterscheiden. Die eine Entscheidung zur Bundespolitik habe wenig Einfluss auf ihre andere Entscheidung in Hamburg.
Gewohntes in der Stadt gibt Sicherheit
In den Umfragen der vergangenen Wochen zur Hamburg-Wahl wünschten sich drei Viertel der Befragten, dass alles so bleibt, wie es ist: Rot-Grün soll im Senat weiterregieren. Vielleicht weil Gewohntes in der eigenen Stadt Sicherheit gibt, wenn die Welt da draußen aus den Fugen zu geraten scheint.
Wenn man auf die regionale Auszählung der Stimmen schaut, verlieren SPD und Grüne zwar auch in Hamburg Prozentpunkte. Sie erreichen aber weiterhin ganz andere Stärken als im Bund. Und die CDU? Die ist im Aufwind als zweitstärkste Kraft bei den Hamburger Stimmen für die Bundestagswahl - hinter der SPD, aber vor den Grünen. Das weckt Hoffnungen bei der CDU, dass für sie auch in Hamburg noch mehr gehen könnte als vielleicht bisher vermutet.
AfD erreichte nur halb so viel wie im Bund
So geht es auch der Linken: Sie hat im Vergleich zur letzten Bundestagswahl ihr Ergebnis in Hamburg verdoppelt. Die AfD erreicht nur die Hälfte des Bundesergebnisses. Auch da halten es die Hamburger anders als im Bundestrend.
Wir Hamburgerinnen und Hamburger sind weltoffen, gerne unabhängig. Wir machen unser eigenes Ding. Ob sich das bei der Hamburg-Wahl so zeigen wird wie in den Umfragen, darauf bin ich jetzt schon gespannt.
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