Kommentar: "Westfield Überseequartier" - keine Erfolgsgeschichte
Die große Eröffnung des Einkaufszentrums in der Hafencity ist ins Wasser gefallen. Im Keller tritt Grundwasser ein. Nordeuropas größtes Einkaufs- und Erlebniszentrum wird nun erst Ende August öffnen. Es ist nicht die erste Panne beim "Westfield Hamburg-Überseequartier". Reinhard Postelt kommentiert.
Eine Liebesbeziehung ist das nicht zwischen den Hamburgerinnen und Hamburgern und dem Giganten in der Hafencity. Dreimal so viel Einkaufsfläche wie die Europa Passage - wozu braucht man das, fragen viele? Es ist eher eine Vernunftehe, weil die obersten Planer der Stadt vor 20 Jahren überzeugt waren, nur ein großer Einkaufstempel belebt die Schlafstadt Hafencity. Der Grundfehler.
Lockmittel: Nur Luxuswohnungen möglich
Die erste Braut, die der damalige Bürgermeister Ole von Beust (CDU) zum Traualtar führte, machte sich aus dem Staub. Denn das niederländische Konsortium mit der ING Bank glaubte schon 2012 nicht mehr an den Erfolg des Einkaufszentrums. Daraufhin klaffte jahrelang eine Baugrube im Herzen der Hafencity. Als nächster ging der damalige Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) auf Brautschau. Nach vielen Monaten fand er eine einzige, die willig war, eine Firma aus Paris. Scholz lockte Unibail-Rodamco-Westfield mit der Mitgift, im Überseequartier nur Luxus- und keine einzige Sozialwohnung zu bauen.
Eröffnung wurde schon mehrfach verschoben
Auch diese arrangierte Ehe brachte der Stadt und dem Investor kein Glück. Die Baukosten explodierten von 800 Millionen auf das Doppelte. Die für 2021 geplante Eröffnung wurde mehrfach verschoben - jetzt wieder. Und letzten Oktober das entsetzliche Unglück, als in einem Fahrstuhlschacht fünf Bauarbeiter aus Albanien starben. Immerhin sollte das Westfield Hunderte Arbeitsplätze schaffen, doch den neuen Angestellten der Läden und Restaurants droht jetzt erstmal Kurzarbeit.
Die permanent schlechten Nachrichten senken die Chancen, dass das Center ein Erfolg wird, auch wenn die Braut noch so chic herausgeputzt wurde. Dann wäre ein neues Städtebau-Mahnmal entstanden - für gescheiterten Gigantismus. Der Elbtower in Sichtweite lässt grüßen.
Auswirkungen auf Einzelhandel in der Innenstadt
Wird das Überseequartier doch zum Erfolg, hat Hamburg ein anderes Problem: Dann verlieren die Einzelhändler der Innenstadt so viel Umsatz, dass es noch mehr leere Schaufenster gibt. Auch nach Jahren hat der Senat hier keine Lösung gefunden. Wie es auch immer kommt: Das sieht nicht nach einem Honeymoon aus - zwischen Hamburg und dem Riesenzentrum in der Hafencity.