Kommentar: Thering Parteichef - CDU hat aus Fehlern gelernt
Die Hamburger CDU hat einen neuen Landesvorsitzenden: Dennis Thering, der auch der Fraktionsvorsitzende in der Hamburgischen Bürgerschaft ist, hat den Posten von Christoph Ploß übernommen. Dieser bleibt für die Hamburger CDU im Bundestag. Was bedeutet dieser Wechsel für die politische Stimmung in der Stadt? Jan Frenzel kommentiert.
Dennis Thering hat es jetzt in der Hand. Dass der Partei- und Fraktionsvorsitz nun allein bei dem jungen Alstertaler liegt, ist klug. Die CDU hat also aus ihren Fehlern gelernt. Denn was haben wir 2020 bei den Bürgerschaftswahlen erlebt? Der Kandidat Marcus Weinberg passte nicht zu dem Programm, das Programm nicht zum Kandidaten. Die CDU war sich selbst nicht einig: Sind wir jetzt moderne Großstadtpartei oder bedienen wir ausschließlich das konservative Milieu? Das konnte nicht gutgehen - und ging es auch nicht. 11,2 Prozent standen am Ende: ein Desaster.
Thering hat es leichter
Ich glaube, Dennis Thering wird nun dafür sorgen, dass Programm und Person zueinander passen. Und hat es dabei leichter als seine Vorgänger, denn er ist ja nun der neue starke Mann in der CDU. Jung, anpassungsfähig, rhetorisch fit, aber eben auch ein bisschen konservativ.
Die CDU wittert deswegen Morgenluft, spricht von einem Dreikampf mit SPD und Grünen, wenn in zwei Jahren gewählt wird. Zurecht? Noch habe ich leichte Zweifel, aber SPD und Grüne wären klug beraten, die Konkurrenz ernst zu nehmen. Denn was haben wir in Berlin gerade erlebt? Im Innenstadtbereich wurde Grün gewählt, in den Außenbezirken CDU. Ja, Berlin war auch eine Protestwahl, nicht vergleichbar mit unserer Stadt. Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) regiert klug und besonnen, keine Spur von Wechselstimmung.
Die CDU wird aber versuchen, sich als echte Alternative zu präsentieren. Dass sie wie 2020 zerrieben wird zwischen den beiden Bürgermeisterkandidaten Katharina Fegebank von den Grünen und Tschentscher von der SPD wird nach meiner Einschätzung nicht passieren.
Thering wird die Außenbezirke im Visier haben
Dennis Thering wird in den nächsten zwei Jahren durch die Stadtteile tingeln und hier insbesondere die Außenbezirke im Visier haben. Verkehrspolitik, Sorgen und Nöte der Menschen direkt vor Ort aufnehmen, sich kümmern. Das macht er schon sehr fleißig seit drei Jahren und hat damit die CDU stabilisiert. Parteiintern und nach außen. Reicht das am Ende? Nicht für den Ersten Bürgermeister, aber als starker kleinerer Partner allemal.
Grüne und SPD sollten sich sehr genau die Entwicklung in der Hamburger CDU angucken: Die Christdemokraten könnten noch interessant werden - für beide Noch-Regierungsparteien. Dem politischen Diskurs in der Stadt tut das gut.