Kommentar: Schulstart in Hamburg mit vielen Problemen
In dieser Woche hat in Hamburg das neue Schuljahr begonnen. Alles sei gut vorbereitet und die Schulen seien bestens ausgestattet, hat Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) verkündet. Doch es gibt auch andere Stimmen. Andreas Gaertner kommentiert.
Dem Hamburger Schulsystem drohe der Kollaps - sagen die Parteien Die Linke und FDP in Hamburg - und sie sind sich überraschenderweise mal einig. Doch stimmt das? Nein, ich glaube nicht. Aber: Einigen - vielleicht sogar vielen - Lehrkräften in Hamburg droht ein Kollaps! Deutlich wird das zum Beispiel an einem Hilferuf, den die "Hamburger Morgenpost" kürzlich veröffentlicht hatte. "Wir können nicht mehr", schrieb die Lehrerin einer Stadtteilschule, die in einem Problemviertel Hamburgs liegt.
Berichte über permanente Überlastung
Sie berichtet von permanenter Überlastung und Kollegen und Kolleginnen mit Burnout - durch Störer und Störerinnen sowie zu viele Kinder mit Förderbedarf. Dazu immer mehr Gewalt, Mobbing und pöbelnde Eltern. Die AfD weiß natürlich, wer schuld ist: die vielen Kinder mit Migrations- und Fluchthintergrund, die mittlerweile rund die Hälfte der Schülerinnen und Schüler in Hamburg stellen. Als ob das so einfach wäre, und als ob wir nicht jeden gut ausgebildeten jungen Menschen brauchen, um künftigen Wohlstand in Deutschland zu sichern!
Zu einfach macht es sich aber auch Schulsenator Rabe. Auf das Thema psychische Überlastung bei Lehrkräften angesprochen, verweist er auf die Fortbildungs- und Hilfsangebote. Und darauf, dass viele möglicherweise davon nichts mitbekommen.
Hamburg im Vergleich mit anderen Ländern gut ausgestattet
Sicherlich: Die Hamburger Schulbehörde macht Einiges, um die Schulen und Lehrkräfte zu unterstützen. Es gibt laut Rabe mehr als 150 Psychologen und Psychologinnen im Schuldienst. Auch können andere Bundesländer nur davon träumen, wie gut Hamburgs Schulen ausgestattet sind - zum Beispiel mit Stellen für Lehrkräfte und andere Pädagogen und Pädagoginnen. Doch mit der Realität an manchen Schulen kann die Behörde trotzdem nicht Schritt halten.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft weist darauf hin, dass die geltende Lehrerarbeitszeitverordnung 20 Jahre alt ist. Viele Aufgaben sind seither dazu gekommen - viele, die eigentlich auch außerhalb von Schule angegangen werden müssten. Und die vielleicht auch nicht mit noch mehr Geld und Lehrkräften gelöst werden können.
Bildungsgipfel, Bildungsrat: Vorschläge liegen auf dem Tisch
Vorschläge liegen auf dem Tisch: Die Linke schlägt einen "Bildungsgipfel" vor - auf dem alle Beteiligten über Lösungen beraten. Und das "Hamburger Bündnis für mehr Zukunft in der Schule" sagt schon lange, es stehe für einen "Bildungsrat" bereit. Nehmen Sie die Angebote an, Herr Senator! Allein schafft es niemand, die vielen Herausforderungen für Hamburgs Schulen zu lösen.