Schuljahr startet in Hamburg mit Schülerrekord
Sechs Wochen lang hatten Hamburgs Schülerinnen und Schüler Sommerferien, am Donnerstag geht das Schuljahr wieder los. Und das startet in der Hansestadt mit einem neuen Schülerrekord.
Insgesamt werden an den 469 staatlichen und privaten Hamburger Schulen 270.440 Schülerinnen und Schüler erwartet. Das sind 10.130 mehr als im vergangenen Schuljahr - ein Zuwachs von fast fünf Prozent, wie die Schulbehörde am Dienstag mitteilte. "Das ist schon eine sehr, sehr ungewöhnliche Zahl", sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). Normalerweise steige die Zahl der Schülerinnen und Schüler pro Jahr um 2.000 bis 2.500.
Fast 80.000 Grundschüler in Hamburg
Allein die ersten Klassen starten demnach mit etwa 17.900 Kindern - rund 700 mehr als im vorangegangenen Schuljahr. Insgesamt werden damit im kommenden Schuljahr fast 80.000 Kinder eine staatliche Grundschule besuchen, hieß es. Die Einschulungen finden übrigens erst in der kommenden Woche statt. Die Zahl der Stadtteilschüler und -schülerinnen steige um etwa 2.500 auf rund 60.500, die der Gymnasiasten um 1.900 auf 57.200 und die der berufsbildenden Schulen um 950 auf knapp 46.200. Hinzu kommen rund 8.000 Schülerinnen und Schüler etwa in den Sonderschulen oder auch der Erwachsenenbildung.
Geburtenzuwachs, Zuzug und Kinder aus der Ukraine
Wesentliche Gründe für den erneuten Anstieg der Schülerzahlen seien neben dem Geburtenzuwachs und dem allgemeinen Zuzug nach Hamburg die Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, so die Schulbehörde. So besuchten den Angaben zufolge bereits zum Ende des vergangenen Schuljahres mehr als 8.200 ukrainische Kinder und Jugendliche Hamburger Schulen.
Vier katholische Schulen geschlossen
Gesunken ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die auf eine Hamburger Privatschule gehen - um 100 auf 18.300 Schülerinnen und Schüler. Das liegt auch daran, dass vier katholische Schulen zum Ende des vergangenen Schuljahres endgültig geschlossen wurden. Auch das müssen die staatlichen Schulen jetzt auffangen.
Rabe: "Keine Abstriche bei der Qualität"
Trotzdem soll es bei der Qualität keine Abstriche geben. Der Senat stelle genug Geld zur Verfügung, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). "Wir wollen, dass es die kleinen Klassen weiterhin gibt, wir wollen, dass zum Beispiel Flüchtlingsklassen weiterhin eine geringe Schülerzahl haben, wir wollen die gesamten Rahmendaten des Hamburger Schulsystems auch unter dem Eindruck dieses dramatischen Zuwachses nicht einschränken, sondern die Qualität weiter finanzieren", so Rabe.
Mehr Personal und mehr Geld für Schulbau
Darum steigt auch die Zahl der Lehrkräfte sowie der Pädagoginnen und Pädagogen nach Behördenangaben um 631 auf nun 17.984. Um dem allgemeinen Lehrermangel zu begegnen, sollen auch mehr Quer- und Seiteneinsteiger die Schulen unterstützen. Die Zahl der Schulen in Hamburg ist den Angaben zufolge im Vergleich zum Vorjahr weitgehend konstant geblieben. Es gebe 224 private und staatliche Grundschulen, 83 private und staatliche Stadtteilschulen und 75 private und staatliche Gymnasien. Hinzu kommen 54 berufsbildende Schulen, 31 Sonderschulen und 2 Schulen der Erwachsenenbildung. In den Schulbau soll aber investiert werden, um zusätzliche Schulgebäude zu bauen und Bestandsbauten zu sanieren.
500 Stellen sind noch unbesetzt
Allerdings: 500 Stellen an den Schulen sind noch offen. Und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft fürchtet, dass ein großer Teil auch unbesetzt bleiben wird. Sie fordert ein Konzept für die ganze Stadt gegen den Lehrermangel - aber auch einen besseren Gesundheitsschutz für die Lehrkräfte.
Opposition spricht von "Kollaps" und "Belastungsgrenze"
Die Linke kritisierte Schulsenator Rabe. Im Wesentlichen gingen seine Ansätze an den drängenden Aufgaben vorbei, sagte die Linken-Fraktionsvorsitzende Sabine Boeddinghaus. "Wenn nicht entschieden gehandelt wird, befürchte ich, dass wir bald einen Kollaps des Schulsystems erleben", sagte sie. Ein breit angelegter Bildungsgipfel müsse darum über Gegenmaßnahmen beraten. Und die AfD sieht das Hauptproblem bei Geflüchteten und Eingewanderten. Sie brächten das Schulsystem an die Belastungsgrenze.