Kommentar: Plattdeutsch ist ein Schatz - Hamburg muss mehr tun
Die Plattdeutsche Sprache - norddeutscher geht es kaum. Am Sonnabend ist Plattdeutscher Tag in Hamburg. Mehr als 50 Veranstaltungen op Platt sind in der ganzen Stadt zu erleben. Aber wie steht es um Plattdeutsch in Hamburg? Jan Wulf kommentiert.
Das Plattdeutsche ist ein Schatz! Diese Sprache gehört zur Hamburger DNA. Und: Sie ist weiß Gott mehr als nur Heidi-Kabel-Folklore oder vermeintlich lustige Wortschöpfungen wie Plüschmors für Hummel oder Snutenpulli für Maske. Plattdeutsch ist eine vollwertige Sprache. Sie ist ein Teil unserer regionalen Identität und Balsam für die Seele in unruhigen Zeiten. Doch viel zu lange haben wir sie stiefmütterlich behandelt. Jahrzehntelang wurde den Menschen in dieser Stadt das Plattdeutsche regelrecht ausgetrieben. Wer Plattdeutsch sprach, galt als wenig gebildet. Diesen Punkt haben wir lange überwunden - und man kann sich darüber freuen: Unter vielen jungen Leuten gilt Plattdeutsch heute wieder als cool!
An den Schulen muss mehr dafür getan werden
Doch welche Schlüsse ziehen wir daraus? Der Hartmut-Cyriacks-Preis für plattdeutsche Übersetzungen, die Plattdeutschen Nachrichten bei NDR 90,3 und der Plattdeutsche Tag sind sehr wichtige, aber kleine Schritte. Es müssen mehr Angebote und Anreize, vor allem die Sprache richtig zu erlernen, geschaffen werden. Vor allem in den Schulen. Hamburg hat sich mit der Anerkennung der EU-Charta der Regional- oder Minderheitensprachen verpflichtet, die Plattdeutsche Sprache zu fördern und so zu erhalten. Ein bisschen bewegt sich was.
Die Nachbarn sind Hamburg voraus
Aber: Das reicht nicht! Hamburg war mal Vorreiter, was Plattdeutsch in den Schulen betrifft. Von Plattdeutsch im Abitur war vor Jahren schon die Rede. Doch was ist daraus geworden? Inzwischen sind die anderen Nordbundesländer Hamburg in Sachen Plattdeutsch in den Schulen weit voraus. Hin und wieder hört man, es gäbe nicht genug Lehrerinnen und Lehrer, um Plattdeutschunterricht anzubieten. Doch dann muss etwas getan werden!
Snackt mehr Platt, leve Lüüd!
Wenn Hamburg richtige Plattdeutsch-Lehrinnen und Lehrer braucht, um der Verpflichtung aus der Charta nachzukommen, dann muss es in Hamburg möglich sein, Plattdeutsch auch auf Lehramt zu studieren - so wie es zum Beispiel die Uni Oldenburg vormacht. Wenn das Plattdeutsche weiterleben soll, dann brauchen wir neben der öffentlichen Akzeptanz noch erheblich größere Anstrengungen als momentan. Im Rathaus, aber natürlich auch in unserem Alltag. Also: Snackt mehr Platt, leve Lüüd!