Kommentar: Mehr Autos in Hamburg - so kann's nicht weitergehen
Die Klimakatastrophe nimmt immer bedrohlichere Formen an. Der Bund, die Bundesländer und Kommunen versuchen die Menschen dazu zu bewegen, auf das eigene Auto zu verzichten. Bislang vergeblich - die Zahl der in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge nimmt immer weiter zu, auch in Hamburg. Irgendetwas läuft bei uns schief, meint Peter Kleffmann.
Auch im vergangenen Jahr war die Zahl der Fahrzeuge in Hamburg auf einem Rekordniveau: Es sind bald 940.000, und fast 90 Prozent der Neuzulassungen haben einen Verbrennungsmotor. Wenn das so weiter geht, dürfen wir in wenigen Jahren womöglich das millionste Fahrzeug begrüßen.
Ein Grund zum Feiern? Vielleicht überreicht ja ein Vertreter des ADAC dem stolzen Besitzer ein goldenes Lenkrad? Mit Sicherheit nicht, denn selbst Deutschlands größter Lobbyverein hat erkannt, dass es so nicht weiter geht und würde vermutlich eher eine Jahreskarte für die Deutsche Bahn überreichen.
Bei der Bahn muss jetzt aufgeholt werden
Ob der Beschenkte dann in Jubelschreie ausbricht, bezweifle ich allerdings. Ich bin kürzlich - seit Längerem mal wieder - Bahn gefahren. Von Bad Segeberg nach Hamburg. Es war noch nicht mal Rush Hour, doch der kleine Regionalzug quoll über. Irgendwo war wieder ein Stellwerk defekt. Um mich herum fluchten die Pendlerinnen und Pendler, für die so etwas leider Alltag ist. Nachdem jahrzehntelang bei der Bahn gespart wurde, muss jetzt aufgeholt werden. Das dauert, viele sind frustriert - und der Klimawandel nimmt darauf leider keine Rücksicht.
Hamburg versucht, Vorreiter zu sein
Die Hansestadt versucht, mit gutem Beispiel voran zu gehen. Der Hamburg-Takt als Ziel - also in fünf Minuten überall ein Mobilitätsangebot, 10.000 autonome Moias, Iokis und Co. bis 2030, neue Radwege und vieles mehr. Trotzdem nimmt die Zahl der Fahrzeuge zu und das ist nicht nur eine Folge des pandemiebedingten Bedürfnisses nach Abstand. Mobilitätswende heißt auch, dass wir uns bewegen müssen. Vieles wird im öffentlichen Personennahverkehr besser, schneller und bequemer - aber eben nicht alles.
Bewegen, Verändern und Opfer bringen
Der Arbeitsweg in Bahn und Bus aus dem Umland dauert womöglich etwas länger als mit dem Auto, da man umsteigen muss. Manche Dinge sind vielleicht etwas unbequemer, aber das ist der Klimawandel auch. Und wenn wir uns nicht bewegen, verändern und Opfer bringen, dann werden unsere Enkelinnen und Enkel ohnehin keinen Führerschein mehr brauchen. Höchstens einen Bootsführerschein, weil die Nordsee in Eimsbüttel beginnt.