Kommentar: Klima-Aktivisten spalten die Gesellschaft

Stand: 01.04.2023 08:40 Uhr

Der Protest der Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten für mehr Klimaschutz ist richtig, aber die Gesetze zu brechen, ist der falsche Weg. Der Zweck heiligt hier nicht die Mittel. Das meint Heiko Sander in seinem Kommentar.

von Heiko Sander

"Der Zweck heiligt die Mittel", heißt es so schön. Und wenn der Zweck unser aller Überleben auf diesem Planeten ist, dann sind es tatsächlich milde Mittel, zu denen die Klima-Aktivistinnen und Aktivisten greifen, indem sie sich auf die Straßen kleben und den Verkehr ein paar Stunden lahmlegen.

Klima-Aktivisten: Form des Protests nicht legitim

Ist diese Form des Protestes also legitim? Nein, das ist sie nicht. Der Zweck heiligt hier nicht die Mittel. Wir leben nicht in einer Autokratie, in der das Brechen der herrschenden Regeln der einzige Weg wäre, die herrschenden Verhältnis zu beseitigen. Wir leben in einer Demokratie, in der der Weg zum Ziel häufig mühevoll und quälend langsam ist.

Aktionen stärken die Gegner von Klimaschutz

So viel Zeit haben wir nicht mehr, rufen die Aktivistinnen und Aktivisten. Die wissenschaftlichen Fakten zur drohenden Klimakatastrophe geben ihnen da Recht. Aber sie spalten die Gesellschaft und stärken all jene, die beim Klimaschutz häufig zweifelhafte Positionen vertreten: "Guck sie dir an, diese Verrückten."

Nicht wenige können das unbequeme Klima-Thema so beiseite schieben. Das fördert keine Einsicht, es befördert nur die Eskalation. Zuletzt zu beobachten, wenn Autofahrerinnen und -fahrer die Nerven verlieren und die Aktivistinnen und Aktivisten schubsen, zerren oder gar treten. Die sind doch im Unrecht! Ja, das sind sie. Aber die Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten sind deshalb nicht im Recht.

Demokratische Regeln über Bord geworfen

Die Gesetze zu brechen, weil man sich moralisch im Recht sieht, birgt die Gefahr, dass anderen das als Rechtfertigung dient, ebenfalls die staatliche Ordnung nicht mehr zu akzeptieren. Wer die demokratischen Spielregeln über Bord wirft, legt Hand an den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Protest-Aktionen anmaßend und überheblich

Wenn Tausende Menschen bei einer angemeldeten Demonstration für das Klima auf die Straße gehen, müssen die Autofahrerinnen und -fahrer den Stau hinnehmen. Wenn sich ein halbes Dutzend Aktivistinnen und Aktivisten auf die Straße klebt und Tausende Autofahrerinnen und Autofahrer blockiert, dann ist das anmaßend und überheblich.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Der Hamburg-Kommentar | 01.04.2023 | 08:40 Uhr

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